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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0400
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Münster im Münstertal

tem gemüeth, das derselb nit allein an gelt, mit dem staltsame der sachen und deß thäters verwür-
thurn oder narrenheußlin74, sonder auch nach ge- ckung75 an leib und leben gestrafft werden soll. |

[IV.] Wider das zutrincken76

Zum vierten, weil die trunckenheit ein muter alles
ubels ist, darauß alle andere laster, als ehebruch,
hurerey, blutschand, unzucht, geilheit, item tod-
schlag, mord, eehr abschneiden, verleumbden,
leichtfertigkeit und andere ärgernußene, vornemlich
entspringen, fwelches gleichwol nun etlich jahr her

nit auß gutem willen, sonder noth und mangel hal-
ben so mechtig im schwang mit gangenf77, so wöllen
wir das unordenlich, vichisch und uberflüßig zu-
trincken hiemit auch verbotten und uns die gebüe-
rend thurn- und andere straffen wider diejenigen, so
solch laster begehn, vorbehalten haben. |

[V.] Wider das spilen

τAlso wöllen wir auch, zum 5.ten, alle ungebürliche
spil, auß welchem gleichsfahls nichts guts, sonder
alles args und böß, als thodschlag, verwundung,
meineyd, neid, haß, widerwillen, feindschafft, ar-
muet, auch entlich der diebstall, erfolgen thut,
gentzlich abgethon und höher nit dann umb 2 pfen-

ning zu keglen, item mit würffel, karten und sonst in
ander weg burgerlichg zu spilen oder zu kurtzweilen,
vergundt und erlaubt haben. Und welcher darüber
handlen wirt, der soll, so offt es geschicht, zehen
schilling zur straff verfallen sein hoder was ein rath
darüber erkennen wirth . |

[VI.] Wider das sitzen und zechen über die zeit

υWir setzen, ordnen und wöllen auch, zum 6.ten, das
alle wurtsheuser in stadt und thal sommers- und
winterszeit, so man die neunerglocken leyttet, zuge-
schloßen, die gäst, burger, burgerssöhn und dienst-
knecht, frembd und heimisch, zu hauß und an ihr
rhu gewisen, auch nach solcher zeit sich niemandts

mehr uff der gaßen ohn redliche ursachen finden
laßen soll, und dasselb bey nachfolgender straff,
nemlich der gast 5 ß und der wirt zehen schilling.
Wa aber einer so arm, das er die geltstraff nit zuge-
ben, derselb soll etlich tag im thurn mit waßer und
brot gestrafft werden. |

[VII.] Wider allerhand unfuhr78 und argernuß

φWeiter, so statuiren, setzen, ordnen und wöllen wir,
zum sibenden, das uff den stuben, würts- und bur-
gersheußern zu statt und thal bey den hochzeiten,
gesellschafften und anderen gastereyen79 allenthal-

τ Anno 1556, 1570, 1575.
υ Anno 1570, 1575.
φ Anno 1575.

e-e B: ehrabschneiden unnd verleumbden geboren werden
unnd.
f-f Fehlt in B und C.
g Fehlt in C.
h-h Fehlt in C.

ben in den malzeiten und abendtzechen durchauß
alle erbarkeit, zucht und bescheidenheit gebraucht
und alles jauchzen, schreyen, gölen80, toben, auch
das singen unzüchtiger, ärgerlicher und leichtferti-

74 Vgl oben Anm. 27.
75 Schuld, Vergehen, s. Grimm, DWb 25, Sp. 2295.
76 Vgl. dazu die Erläuterung unter Mülhausen Nr. 2,
Anm. 6.
77 Verbreitet sind, s. Grimm, DWb 15, Sp. 2225.
78 Vgl. dazu die Bemerkungen unter Nr. 1, Anm. 110.
79 Gastmählern, s. FWb 6, Sp. 151.
80 Grölen, s. FWb 7, Sp. 98 und FWb 8, Sp. 398.

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