Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0404
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Münster im Münstertal

meister sampt zweyen statträthen unnd dann von
Johannis biß widerumb uff Weihenachten die drey
maister im Kleinen thalb unnd zu den kleinen dörf-
fern unnd neben inen der burgermeister, so das
ampt tregt, sampt den ubrigen dreyen statträthen
im gericht sitzen, denen dann der undervogt jeder
zeitt beywonen, den partheyen fürgebietten10, den
stab im gericht füeren, die umbfrag11 wie im Wu-
chenrath und sonst haben unnd, da er selbs umb ein
urthail gefragt wurde, dieselb seiner besten ver-
stendtnus, nach innhallt seines geschwornen aydts,
zugeben schuldig sein. |103r| So vil aber die drey abb-
tey räth, so von wegen des closters rath unnd ge-
richt besitzen12, belangen thutt, da sollen dieselbige
keins wegs inn besitzung des ehegerichts zugelaßen
werden, inn bedenckung, das ein prelat mitt unsern
kürchen gebreüchen, ceremonien und derselben an-
hängige sachen gar nichts zuthun oder zuschaffen
hatt.
II. Wann und zu welcher zeitt das ehegericht
gehalten werden soll
Ob wol gutt und nitt unrathsam were, das ein ge-
wisse zeitt bestimpt wurde, wann und wie offt im jar
diß unser angeordnet ehegericht gehallten werden
sollte, weil sich aber inn unserm thal die fäll un-
gleich zutragen unnd sich villeicht wie inn anderen
grossen stätten nitt sovil spenniger ehehändel er-
regen13, so wöllen wir diß ortts unsern verordneten
eherichtern keine sondere maß gegeben, sunder
|103v | die bestimmung oder ansetzung der ehege-
richts tag nach gelegenheit der sachen und händel
heimgestellt, doch darneben disen bevelh gegeben
haben, das sie solch ehegericht allweg vor mittag
hallten unnd im summer zu siben, aber im wintter
uffs lengst14 umb acht uhr nidersitzen sollen.

Damitt auch mitt besitzung dises ehegerichts, auch
mit der partheyen erscheinen desto bessere ordnung
gehallten werde, so wöllen unnd verordnen wir: Wa
der gerichts personen eine, deßgleichen auch der
vogt und stattschreiber, zu angesetzter stund, alß
im summer zu siben und im wintter zu acht uhren,
nitt uff der stuben erscheinen wurden, das derselb
jedes mal und so offt es geschicht fünffzehen pfen-
ning zu straff erlegen soll.
Dergleichen sollen auch die partheyen, so eintwe-
ders gar außbleiben oder aber zu spatt erscheinen,
|104r | unnachläßlich gestrafft werden, nemlich der je-
nig, so fürsetzlicher weiß ungehorsamb außbleibt,
fünff schilling unnd der, so zu spatt kompt, dritt-
halben schilling zuerlegen schuldig sein.
Also soll es auch mitt den jenigen, so kundtschafft
zusagen15 gebotten würdt, gehallten werden, und ein
jede person, deren das gebott inn mund16 verkundt
worden unnd doch außbleibt oder aber nitt zu rech-
ter zeitt uff der stuben erscheint, sechs pfenning zu
straff erstatten.
Es sollen auch unsere verordnete eherichter macht
haben, die ungehorsamben partheyen, wa sie be-
harrlich außbliben unnd den stab verachteten, mitt
weitterer straff zubelegen, und daran sein, das sol-
che straffen alßbald und ehr man vom gericht uff-
steht erstattet werden. |104v|
III. Vom ayd des undervogts, eherichter und
stattschreiber, item der partheyen und zeugen
Wiewol an ettlichen ehegerichten unserer wahren
christlichen religion Augspurgischer Confession die
eherichter und schreiber uber ire geschworne ayd
inn weitere pflicht genommen werden, so sollen doch

b Erg. über der Zeile.

10 Vorladen, s. Grimm, DWb 4, Sp. 733.
11 Mit umfrag wird bei einer Rats- oder Gerichtsversamm-
lung zum einen die Befragung der einzelnen Mitglieder,
zum anderen aber auch der Aufruf zur Stimmabgabe be-
zeichnet, s. Grimm, DWb 23, Sp. 884.

12 Zu ihnen vgl. Nr. 1, S. 360.
13 Entstehen, vorkommen, s. Adelung 1, Sp. 1930.
14 Spätestens, s. FWb 9, Sp. 269.
15 Zeugenaussage zu machen, s. Grimm, DWb 11,
Sp.2642.
16 Persönlich, s. DRW 9, Sp. 966.

384
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften