Münster im Münstertal
pfleger, nemblich zween aus dem rath und zween
aus der gemein, und also jedem pfarrer zwo persoh-
nen, zugeordnet, welche bei ihren raths- und bur-
gerlichen pflichten schuldig und verbunden sein sol-
len, offt bemelten unsern predigern in zutragenden
fällen die hand zubieten19, zurathen, zuhelffen und
in summa alles dasjenig, so zu abschaffung, auch
wolverdienter straff der oberzehlten laster dienstlich
sein mag, vorzunemmen.
Und nachdem bei vilen christlichen oberkeiten un-
serer religion der Augspurgischen confession üblich
und gebräuchlich ist, das die mannspersohnen, so
des ehbruchs, hurerey und unzucht halben uberwie-
sen seind20, nit allein mit gelt, gefengkniß oder ver-
weisung statt und lands gestrafft werden, sondern
auch zu zeiten den lasterstein21 tragen, item die
würtsheüser und alle ehrliche gesellschafften meiden
müßen, so gedencken wir, hinführo dergleichen
straffen gegen solchen leichtfertigen undp ehrvergeß-
nen persohnen, andern zum schrecken und beispil,
gleichsfahls vorzunemmen und zugebrauchen.
Als auch die unzucht und hurerey in unserem ge-
büett, statt und thal leider so gemein worden ist,
das man dorab schier gantz und gar kein abschew
tregt, sonder vilmehr derselben ein ehr haben und |
mit langer gewohnheit und anderer leuth exempel
beschönen will, sich auch vilmahls zutregt, das jun-
ge ledige töchter und mägd, ungeachtet, das sie sich
mit ehemännern oder jungen gesellen fleischlich ver-
mischet haben, auch zuzeiten schwanger seind, sich
nit desto weniger under andere ehrliche jungfrawen
und töchter einmischen und neben ihnen bei den
p Fehlt in B.
q Fehlt in B.
r-r Fehlt in B.
s-s B: ärgernüß und unzucht.
19 Zur Wendung die hand bieten = jemandem beistehen s.
FWb 7, Sp. 1002f.
20 Überführt sind, s. Grimm, DWb 23, Sp. 641.
21 Meist ein über die Schultern gehängter Stein (oft auch in
Form zweier durch eine Kette verbundener Steine), mit
dem Rechtsbrecher (bei verschiedenen Vergehen) an ei-
nem öffentlichen Platz aufgestellt oder im Ort herum-
hochzeiten kräntz ufftragen22, so wöllen wir hinfüro,
wie an anderen orten mehr gebräuchig ist, solchen
vermeinten jungfrawen und heimblichen huren
durch unsere darzu verordnete die kräntz, anq den
täntzen und wo sie ergriffen werden, ob dem kopf
heben, sie under die steg setzen23 und also offentlich
und vor allermeniglich, anderen zum schrecken, zu
spott und schanden machen laßen.
Dieweil auch in mehrgedachter unserer kirchenord-
nung außtruckenlich gesetzt und verbotten wirt,
das kein unzüchtige weibspersohn in statt und thal
geduldet werden soll24, und sich aber dieselbige
nichts desto weniger rhin und widerr in statt und
thal einmischen und underschleiffen25, und also
durch sie vil sunzucht und ärgernißs angerichtet und
gegeben wirt, so wöllen wir, das unsere beide pfarrer
sambt den vier kirchenpflegern deshalben gut uff-
sehens haben und, do sie solche verdächtige per-
sohnen wißen und erkhündigen, dieselbige fur sich
beschicken, sie von ihrem ergerlichen leben und
wandel abmahnen und, do es bei ihnen unverfeng-
lich sein wolt, | uns dasselbe anbringen, damit wir
die gebürende straff gegen solchen leichtfertigen
persohnen vornemmen könden.
Und sovil von dem laster des ehebruchs, hurerey
und unzucht.
[II.] Was dan, zum andern, die übrige in unser kir-
chenordnung verbottene laster, als gottslestern, zu-
trincken, spilen etc.26, betreffen thut, do ist gleichs-
fahls unser ernstlicher will, meinung und bevelch,
das beide, unsere pfarrer und ihre zugeordnete kir-
geführt wurden, s. DRW 8, Sp. 743 und FWb 9, Sp. 355.
Das Tragen dieses Schandsteins war eine Strafe, die
sonst überwiegend Frauen auferlegt wurde.
22 Kränze auf dem Kopf tragen, s. FWb 1, Sp. 759. Der
Kranz ist dabei Zeichen der Jungfräulichkeit, vgl. dazu
DRW 7, Sp. 1397 mit entsprechenden Belegstellen auch
aus den Kirchenordnungen.
23 Vgl. die Erläuterungen unter Nr. 2, Anm. 23.
24 Nr. 2, S. 376.
25 Sich einschleichen, s. Grimm, DWb 24, Sp. 1793.
26 Nr. 2, S. 379-381.
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pfleger, nemblich zween aus dem rath und zween
aus der gemein, und also jedem pfarrer zwo persoh-
nen, zugeordnet, welche bei ihren raths- und bur-
gerlichen pflichten schuldig und verbunden sein sol-
len, offt bemelten unsern predigern in zutragenden
fällen die hand zubieten19, zurathen, zuhelffen und
in summa alles dasjenig, so zu abschaffung, auch
wolverdienter straff der oberzehlten laster dienstlich
sein mag, vorzunemmen.
Und nachdem bei vilen christlichen oberkeiten un-
serer religion der Augspurgischen confession üblich
und gebräuchlich ist, das die mannspersohnen, so
des ehbruchs, hurerey und unzucht halben uberwie-
sen seind20, nit allein mit gelt, gefengkniß oder ver-
weisung statt und lands gestrafft werden, sondern
auch zu zeiten den lasterstein21 tragen, item die
würtsheüser und alle ehrliche gesellschafften meiden
müßen, so gedencken wir, hinführo dergleichen
straffen gegen solchen leichtfertigen undp ehrvergeß-
nen persohnen, andern zum schrecken und beispil,
gleichsfahls vorzunemmen und zugebrauchen.
Als auch die unzucht und hurerey in unserem ge-
büett, statt und thal leider so gemein worden ist,
das man dorab schier gantz und gar kein abschew
tregt, sonder vilmehr derselben ein ehr haben und |
mit langer gewohnheit und anderer leuth exempel
beschönen will, sich auch vilmahls zutregt, das jun-
ge ledige töchter und mägd, ungeachtet, das sie sich
mit ehemännern oder jungen gesellen fleischlich ver-
mischet haben, auch zuzeiten schwanger seind, sich
nit desto weniger under andere ehrliche jungfrawen
und töchter einmischen und neben ihnen bei den
p Fehlt in B.
q Fehlt in B.
r-r Fehlt in B.
s-s B: ärgernüß und unzucht.
19 Zur Wendung die hand bieten = jemandem beistehen s.
FWb 7, Sp. 1002f.
20 Überführt sind, s. Grimm, DWb 23, Sp. 641.
21 Meist ein über die Schultern gehängter Stein (oft auch in
Form zweier durch eine Kette verbundener Steine), mit
dem Rechtsbrecher (bei verschiedenen Vergehen) an ei-
nem öffentlichen Platz aufgestellt oder im Ort herum-
hochzeiten kräntz ufftragen22, so wöllen wir hinfüro,
wie an anderen orten mehr gebräuchig ist, solchen
vermeinten jungfrawen und heimblichen huren
durch unsere darzu verordnete die kräntz, anq den
täntzen und wo sie ergriffen werden, ob dem kopf
heben, sie under die steg setzen23 und also offentlich
und vor allermeniglich, anderen zum schrecken, zu
spott und schanden machen laßen.
Dieweil auch in mehrgedachter unserer kirchenord-
nung außtruckenlich gesetzt und verbotten wirt,
das kein unzüchtige weibspersohn in statt und thal
geduldet werden soll24, und sich aber dieselbige
nichts desto weniger rhin und widerr in statt und
thal einmischen und underschleiffen25, und also
durch sie vil sunzucht und ärgernißs angerichtet und
gegeben wirt, so wöllen wir, das unsere beide pfarrer
sambt den vier kirchenpflegern deshalben gut uff-
sehens haben und, do sie solche verdächtige per-
sohnen wißen und erkhündigen, dieselbige fur sich
beschicken, sie von ihrem ergerlichen leben und
wandel abmahnen und, do es bei ihnen unverfeng-
lich sein wolt, | uns dasselbe anbringen, damit wir
die gebürende straff gegen solchen leichtfertigen
persohnen vornemmen könden.
Und sovil von dem laster des ehebruchs, hurerey
und unzucht.
[II.] Was dan, zum andern, die übrige in unser kir-
chenordnung verbottene laster, als gottslestern, zu-
trincken, spilen etc.26, betreffen thut, do ist gleichs-
fahls unser ernstlicher will, meinung und bevelch,
das beide, unsere pfarrer und ihre zugeordnete kir-
geführt wurden, s. DRW 8, Sp. 743 und FWb 9, Sp. 355.
Das Tragen dieses Schandsteins war eine Strafe, die
sonst überwiegend Frauen auferlegt wurde.
22 Kränze auf dem Kopf tragen, s. FWb 1, Sp. 759. Der
Kranz ist dabei Zeichen der Jungfräulichkeit, vgl. dazu
DRW 7, Sp. 1397 mit entsprechenden Belegstellen auch
aus den Kirchenordnungen.
23 Vgl. die Erläuterungen unter Nr. 2, Anm. 23.
24 Nr. 2, S. 376.
25 Sich einschleichen, s. Grimm, DWb 24, Sp. 1793.
26 Nr. 2, S. 379-381.
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