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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0441
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1. Mitteilung über die Einführung des evangelischen Gottesdienstes und
die Anstellung eines evangelischen Pfarrersa
[9. November 1565]1

Lieben und guten freundt,
nachdem unsere herren, meister unnd rath, alss die
ordenlichb, von Gott geordnete oberkheit inn dißer
dess heiligen reichs cammer unnd statt Hagenauw,
nit weniger dann andere höhers unnd niders standts
in iren oberkheiten unnd gepieten, je unnd allwegen
sonnders gevlissen unnd genaigt gewesen, ire vonn
Gott bevolhne getrewe unnd gehorsame liebe unn-
derthonen nit allein in zeittlichem und burgerlichem
friedlichen regiment, sovil immer möglichc, zu er-
hallten, unnd solches ires erachtens auch bißheer im
werckh erzeigt unnd gelaistd, auch hinfuro mit Got-
tes gnad zu thun unnd zu laissten gedenckhen, sonn-
der auch ettlich jar heer nichts höheres zu gemüeth
gefüerth unnd nachgedenckhens gehapt, wiee sie alss
die ordenlich oberkheit irem wartenden ampt2 unnd
Gottes, dess allmechtigen, bevelch, auch der unn-
vermeidenlichen hohen notturfft nach beif iren ge-
liepten unnderthanen unnd angehörigen, sovil den
beschwerlichen missverstandt in religion unnd glau-

a Textvorlage (Handschrift): AM Hagenau GG 51, Nr. 1
(ohne Blattzählung; auf mehreren Blättern Textverlust
am Rand). Eintrag auf der ersten Seite von anderer
Hand: Circa 1565. Edict des Lutherischen Cultus annah-
me in dieser statt, ohne Datum.
b Erg. am Rand.
c Gestr.: gewesen.
d Gestr.: unnd.
e Korr. aus: dann.
f Erg. über der Zeile.
g Korr. aus: so.
h Korr. aus: welches.
i-i Erg. am Rand.
j Gestr.: inn diser statt.
k-k Korr. aus: uß guthertziger andacht, liebe unnd eifer zu
disem hochwürdigen sacrament.

bens sachen belanngt (wass doch nuhn mit gutem
gewissen sein mögen), fried, rueh unnd einigkheit
verschaffen unnd erhallten unnd innsonderheit
auch, wie sie christliche und rechtmessige verord-
nung thun und machen möchten, darmit vilen iren
zugethonen burgern unnd hindersahssen, welcheg
bisshere dass hochwürdig sacrament dess altars,
dess waren | leibs unnd bluths unnsers einigen herren
erlösers unnd seligmachers Jesu Christi (soh den
armen, betrüebten gewissen zu tröstlicher versiche-
rung unnd nachlassung irer sünden, auch ster-
ckhung dess glaubens iunnd trosts zum ewigen le-
beni eingesetzt unnd geordnet ist) no[th] sein, dess
herren Christi waaren unnd unverenderlichen ein-
satzung und ordnung ga[nz], unnder beiderlei ge-
staltj, zu niessen unnd zu empfahen, kauch zu sol-
chen irm christlichen vorhaben inn dieser statt
Hagenaw irgend ain blatz unnd kirchen einzuge-
ben3, uss guthertzigem eifer unnd liebek underthe-
niglich begert und noch heütigs tags pitten unnd
begeren4, willfarth unnd solcher irer unnderthonen

1 Nach Grasser, Crises, S. 157 wurde die Mitteilung am
9. November 1565 auf den Zunftstuben verlesen. Die
Mitteilung scheint aber vor dem Schreiben an Herzog
Christoph von Württemberg formuliert worden zu sein,
da die Anwerbung eines Pfarrers (auf S. 3) noch als ein
zukünftiges Vorhaben dargestellt ist: auch sich umb ein
[...] gelerten mann und predicanten umbsehen und werben
wöllen.
2 Seines Amtes warten meint allgemein die richtige Erfül-
lung der Pflichten, die jeder von seiner Stellung her hat,
s. Adelung 4, Sp. 1390f.; Grimm, DWb 27, Sp. 2142.
3 Einzuräumen, zu überlassen, s. Grimm, DWb 3,
Sp. 184 und DRW 2, Sp. 1388.
4 Die Bittschrift der evangelischen Hagenauer muß aus
dem Jahr 1564 stammen, als die Pest in der Stadt wü-
tete; in Nr. 2, S. 426 heißt es: so seindt sie darauff und vor
eim gantzen jar verursacht worden, an uns [...] solch ir be-

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