Hagenau
gewissen zue friedenn und ruehe gestellt, unnd also
jedem, darzu ime sein gewissen und conscientz erin-
nern5 wurde, gedeyen und werden möchte etc., so
haben ernante unnsere herren, meister unnd rath,
darauf, im nammen Gottes, dess allmechtigen, dem
selbigen zu lob, gemeiner burgerschafft zu fried,
ruew und einigkheit unnd den begerenden zue son-
derm trost, beschlossen unnd geordnet:
Dieweil der ufgerichte, verkhündte, lbestendige
unndl immerwehrende religion frieden unnd reichs
abschiedt6 inen, herren, meister unnd rath, der or-
denlichen oberkheit diser statt Hagenauw alss eim
mitglid dess heiligen römischen reichs, nit weniger
alss andern gleichen oder höhern stenden, stetten
und communen, solches usstruckhlich zu thun | frei-
gestellt unnd zulasst, auch in [ein] solches religion
friedens unnd frei[stel]lung andere mehr stett unnd
fleckhen [etc.], so höher unnd auch weniger dann die
s[tatt] Hagenauw, solches fürgenommen un[nd] dar-
bei heutigs tags rüewiglich p[leiben], munnd darbeim
auch weilanndt derer aller dur[ch]leuchtigist, gross-
mechtigist fürst un[nd] herr, herr Ferdinand etc., rö-
mischer kai[ser], lobseligster, miltester gedecht-
nuss7, auch die jetzig regierennde keyserliche may-
estat8, unnsere aller gnedigste herren unnd obe[r]ste
weltliche heüpter, vonn dess heiligen reichs wegenn,
l-l Erg. am Rand.
m-m Korr. aus: unnder.
n Gestr.: und einichkheit.
ο-ο Erg. am Rand.
schwerden und anligen gantz dienstlich suplicando gelan-
gen zu laßen unnd zu bitten. Vgl. dazu auch die Einleitung
S. 408f.
5 Ermahnen, s. Grimm, DWb 3, Sp. 858.
6 Gemeint ist der Augsburger Religionsfriede und der ent-
sprechende am 25. September 1555 verlesene Reichstags-
abschied (RTA, JR 20,4, Nr, 390, S. 3102-3158).
7 Zu Kaiser Ferdinand I., der am 25. Juli 1564 in Wien
gestorben war, vgl. das Biogramm unter Colmar Nr. 1,
Anm. 52.
8 Maximilian II., *31. Juli 1527 in Wien; † 12. Oktober
1576 in Regensburg, wurde im Mai 1562 in Prag zum
König von Böhmen gekrönt und im November des glei-
chen Jahres in Frankfurt a. M. zum deutschen König
gewählt; im Juli 1563 erfolgte die Krönung zum König
gleichsfals Gott, dem allmechtigen, zu lob, der gant-
zen christenheit zu rueh, frid unnd einigkheit, den
gutthertzigen christen zu sonnderm trost unnd
teütscher nation zu besserer befürderung fridesn inn
der religion, so sich [keyserliche mayestat] mit deren
bäpstischen heiligkheit unnd sie hinwider mit irer
mayestat dessenhalben verglichen unnd vereyniget,
unnd solches im heiligen römischen reich unnd irer
maiestat königreichen unnd erbländern allerg[ne]di-
gist bewilligt unnd zugelassenn, auch zu Wien unnd
andern orten offen[t]lich verkhündt unnd publiciert,
auch al[so], wie wissentlich, gehalten worden u[nnd]
noch würdt etc., daß sie, herren, meister unnd rath,
demnach hierinn auch gewilligt unnd | zue solchem
christlichen werckh hinfuro die kirch zun Parfüehs-
sern, alhie inn diser statt9, anzurichten unnd zu
prauchen gesinnt, auch sich umb ein feinen, sitti-
gen10 unnd gelerten mann und predicanten umbse-
hen unnd werben wöllen11, der jedermeniglich darbei
unnd darmit, so es begeren würdt, inn solcher kir-
chenn mit einfälltiger, reiner unnd lauterer lehr dess
heiligen evangelii unnd reichung der heiligen sacra-
menta nach dem bevelch unnd einsatzung Christi,
overmög der Augspurgischen christlichen Confession
unnd glaubens bekhantnuso, getreuwlichenn mit
Gottes gnad fürstehen solle.
von Ungarn und Kroatien. Wie sein Vater Ferdinand I.,
dessen Nachfolge als Kaiser des Heiligen Römischen
Reiches er 1564 antrat, verfolgte er kirchenpolitisch,
trotz des bei seinem Amtsantritt abgelegten Bekenntnis-
ses zur römischen Kirche, weitgehend einen Kurs des
Ausgleichs. Als Landesherr von Ober- und Niederöster-
reich gewährte er den Protestanten beträchtlichen Frei-
raum. Seine kirchenpolitische Haltung führte zu Kon-
flikten mit seinen Brüdern Karl und Ferdinand, die zu
den überzeugten Vertretern der Gegenreformation zähl-
ten, sowie mit dem spanischen Zweig der Habsburger.
Vgl. NDB 16, S. 471-475; TRE 22, S. 295-298; Maxi-
milian Lanzinner, Friedenssicherung und politische
Einheit des Reiches unter Maximilian II. (1564-1576),
Regensburg 1989.
9 Zur Kirche des 1545 in den Besitz der Stadt übergegan-
genen Franziskanerklosters, das an der Stadtmauer lag,
vgl. die Einleitung S. 405.
10 Sittsamen.
11 Vgl. Nr. 2.
422
gewissen zue friedenn und ruehe gestellt, unnd also
jedem, darzu ime sein gewissen und conscientz erin-
nern5 wurde, gedeyen und werden möchte etc., so
haben ernante unnsere herren, meister unnd rath,
darauf, im nammen Gottes, dess allmechtigen, dem
selbigen zu lob, gemeiner burgerschafft zu fried,
ruew und einigkheit unnd den begerenden zue son-
derm trost, beschlossen unnd geordnet:
Dieweil der ufgerichte, verkhündte, lbestendige
unndl immerwehrende religion frieden unnd reichs
abschiedt6 inen, herren, meister unnd rath, der or-
denlichen oberkheit diser statt Hagenauw alss eim
mitglid dess heiligen römischen reichs, nit weniger
alss andern gleichen oder höhern stenden, stetten
und communen, solches usstruckhlich zu thun | frei-
gestellt unnd zulasst, auch in [ein] solches religion
friedens unnd frei[stel]lung andere mehr stett unnd
fleckhen [etc.], so höher unnd auch weniger dann die
s[tatt] Hagenauw, solches fürgenommen un[nd] dar-
bei heutigs tags rüewiglich p[leiben], munnd darbeim
auch weilanndt derer aller dur[ch]leuchtigist, gross-
mechtigist fürst un[nd] herr, herr Ferdinand etc., rö-
mischer kai[ser], lobseligster, miltester gedecht-
nuss7, auch die jetzig regierennde keyserliche may-
estat8, unnsere aller gnedigste herren unnd obe[r]ste
weltliche heüpter, vonn dess heiligen reichs wegenn,
l-l Erg. am Rand.
m-m Korr. aus: unnder.
n Gestr.: und einichkheit.
ο-ο Erg. am Rand.
schwerden und anligen gantz dienstlich suplicando gelan-
gen zu laßen unnd zu bitten. Vgl. dazu auch die Einleitung
S. 408f.
5 Ermahnen, s. Grimm, DWb 3, Sp. 858.
6 Gemeint ist der Augsburger Religionsfriede und der ent-
sprechende am 25. September 1555 verlesene Reichstags-
abschied (RTA, JR 20,4, Nr, 390, S. 3102-3158).
7 Zu Kaiser Ferdinand I., der am 25. Juli 1564 in Wien
gestorben war, vgl. das Biogramm unter Colmar Nr. 1,
Anm. 52.
8 Maximilian II., *31. Juli 1527 in Wien; † 12. Oktober
1576 in Regensburg, wurde im Mai 1562 in Prag zum
König von Böhmen gekrönt und im November des glei-
chen Jahres in Frankfurt a. M. zum deutschen König
gewählt; im Juli 1563 erfolgte die Krönung zum König
gleichsfals Gott, dem allmechtigen, zu lob, der gant-
zen christenheit zu rueh, frid unnd einigkheit, den
gutthertzigen christen zu sonnderm trost unnd
teütscher nation zu besserer befürderung fridesn inn
der religion, so sich [keyserliche mayestat] mit deren
bäpstischen heiligkheit unnd sie hinwider mit irer
mayestat dessenhalben verglichen unnd vereyniget,
unnd solches im heiligen römischen reich unnd irer
maiestat königreichen unnd erbländern allerg[ne]di-
gist bewilligt unnd zugelassenn, auch zu Wien unnd
andern orten offen[t]lich verkhündt unnd publiciert,
auch al[so], wie wissentlich, gehalten worden u[nnd]
noch würdt etc., daß sie, herren, meister unnd rath,
demnach hierinn auch gewilligt unnd | zue solchem
christlichen werckh hinfuro die kirch zun Parfüehs-
sern, alhie inn diser statt9, anzurichten unnd zu
prauchen gesinnt, auch sich umb ein feinen, sitti-
gen10 unnd gelerten mann und predicanten umbse-
hen unnd werben wöllen11, der jedermeniglich darbei
unnd darmit, so es begeren würdt, inn solcher kir-
chenn mit einfälltiger, reiner unnd lauterer lehr dess
heiligen evangelii unnd reichung der heiligen sacra-
menta nach dem bevelch unnd einsatzung Christi,
overmög der Augspurgischen christlichen Confession
unnd glaubens bekhantnuso, getreuwlichenn mit
Gottes gnad fürstehen solle.
von Ungarn und Kroatien. Wie sein Vater Ferdinand I.,
dessen Nachfolge als Kaiser des Heiligen Römischen
Reiches er 1564 antrat, verfolgte er kirchenpolitisch,
trotz des bei seinem Amtsantritt abgelegten Bekenntnis-
ses zur römischen Kirche, weitgehend einen Kurs des
Ausgleichs. Als Landesherr von Ober- und Niederöster-
reich gewährte er den Protestanten beträchtlichen Frei-
raum. Seine kirchenpolitische Haltung führte zu Kon-
flikten mit seinen Brüdern Karl und Ferdinand, die zu
den überzeugten Vertretern der Gegenreformation zähl-
ten, sowie mit dem spanischen Zweig der Habsburger.
Vgl. NDB 16, S. 471-475; TRE 22, S. 295-298; Maxi-
milian Lanzinner, Friedenssicherung und politische
Einheit des Reiches unter Maximilian II. (1564-1576),
Regensburg 1989.
9 Zur Kirche des 1545 in den Besitz der Stadt übergegan-
genen Franziskanerklosters, das an der Stadtmauer lag,
vgl. die Einleitung S. 405.
10 Sittsamen.
11 Vgl. Nr. 2.
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