3. Predigten bei der Einführung der Reformation 1566
3. Vorrede Jakob Andreäs zur Sammlung seiner in Hagenau bei Einführung
der Reformation gehaltenen Predigtena
24. Juni 1566
Christliche Reformation Der Kirchen in der löblichen, des heiligen Rhömischen Reichs Cammer und Statt
Hagenaw, vermög Gottes Worts angestelt.
Verfasset in neunzöhen Predigen, allen Christen, besonders aber denen,
so noch über den alten Herkommen, Breuchen und Gewonheiten
halten, nutzlich zulesen, gestelt
Durch Jacobum Andree, D., Probst unnd Cantzler der Universitet zu Tübingen1.
Getruckt zu Tübingen bey Ulrich Morharts Wittib2. 1566
Den Edlen, Ernvesten, fürsichtigen unnd weisen,
Stettmeister, Marschalck unnd Rhat, auch Christ-
licher Gemein der löblichen, des Reichs Cammer
unnd Statt Hagenaw, wünschet Jacobus Andree,
D., Gnad unnd Frid in Christo Jhesu.
αUnder allen Wercken Gottes, die der Herr auff Er-
den würcket unnd darzu der Menschen dienst ge-
braucht, ist das allergrössest, das im Gott allenthal-
ben in der gantzen Welt ein Völcklin versamlet, dem
er sein warhafftige Erkanntnuß offenbaret und sie
ewiglich selig machet3. Dann was Gott zu erhaltung,
schutz und schirm der Menschen sonst auff Erden
α Versamlung der Christlichen Kirchen das grössest werck
Gottes auff Erden.
β Die Diener Gottes Worts seind in einem schweren ge-
fahrlichen Beruff.
γ Zweierley Menschen bey der Kirchen gefunden.
a Textvorlage (Druck): Christliche Reformation Der Kir-
chen in der löblichen, des heiligen Rhömischen Reichs
Cammer und Statt Hagenaw, vermög Gottes Worts an-
gestelt [...], Tübingen: Ulrich Morhart der Ältere Witwe
und Erben 1566 (Exemplar der HAB Wolfenbüttel,
Sign.: 205.2 Theol.).
1 Jakob Andreä, * 1528 in Waiblingen, † 1590 in Tübingen.
Nach dem Besuch des Pädagogiums in Stuttgart und
dem Studium in Tübingen (1543 Bacc. art., 1545 Mag.
art., 1553 Dr. theol.), 1546 Diakon in Stuttgart (1548
Entlassung wegen des Interims), 1553 Pfarrer und Su-
perintendent in Göppingen, 1562 Kanzler und Professor
der Theologie an der Universität Tübingen und Propst
der Stiftskirche. Andreä beteiligte sich maßgeblich am
gibt, das ist alles vergencklich und nimpt mit der
Welt ein end. Das Werck aber der Versamlung eines
Christlichen Volcks erstreckt sich in das ewig Leben,
darzu wir fürnämlich erschaffen seind4.
βWie es aber das höchst und grössest Werck ist, dar-
auff auch der Son Gottes mehr arbeit gewendet
dann auff die erschaffung der gantzen Welt, also ist
es auch den Dienern, so er hierzu gebraucht, schwer
und gefahrlich. |A 2v| γDann wie beides, des Alten
und Newen Testaments Bücher, bezeugen, so finden
sich in anrichtung der Kirchen allwegen neben dem,
das sich der Feind Menschlichs Geschlechts, beson-
inneren Ausbau der württembergischen Kirche. Darüber
hinaus war er ab 1554 in der Grafschaft Oettingen, 1556
in Hohenlohe sowie 1555/56 in der Herrschaft Wiesen-
steig als Reformator tätig. Bei der Neuordnung der Kir-
chen in der Markgrafschaft Baden 1556 und in Kursach-
sen 1576 kam ihm eine führende Rolle zu. Andreä
bemühte sich zunächst um eine Einigung aller protestan-
tischen Gruppen, nach 1568 dann nur noch derjenigen
des lutherischen Lagers. Die Formulierung der Konkor-
dienformel ist zu großen Teilen sein Werk. Vgl. RGG4 1,
Sp. 470; TRE 2, S. 672-680; BBKL 1, S. 165f.; Rose-
marie Müller-Streisand, Theologie und Kirchen-
politik bei Jakob Andreä bis zum Jahr 1568, in: BWKG
60/61 (1960/61), S. 224-395.
2 Nach dem Tod von Ulrich Morhart dem Älteren im Mai
1554 führte seine Frau Magdalena mit Hilfe ihrer Söhne
Oswald und Georg Gruppenbach die Druckerei in Tü-
bingen bis zum Jahr 1572 weiter. Vgl. Reske, Buch-
drucker, S. 924f.
3 Vgl. 1Petr 2,9.
4 Vgl. 1Tim 6,12.
429
3. Vorrede Jakob Andreäs zur Sammlung seiner in Hagenau bei Einführung
der Reformation gehaltenen Predigtena
24. Juni 1566
Christliche Reformation Der Kirchen in der löblichen, des heiligen Rhömischen Reichs Cammer und Statt
Hagenaw, vermög Gottes Worts angestelt.
Verfasset in neunzöhen Predigen, allen Christen, besonders aber denen,
so noch über den alten Herkommen, Breuchen und Gewonheiten
halten, nutzlich zulesen, gestelt
Durch Jacobum Andree, D., Probst unnd Cantzler der Universitet zu Tübingen1.
Getruckt zu Tübingen bey Ulrich Morharts Wittib2. 1566
Den Edlen, Ernvesten, fürsichtigen unnd weisen,
Stettmeister, Marschalck unnd Rhat, auch Christ-
licher Gemein der löblichen, des Reichs Cammer
unnd Statt Hagenaw, wünschet Jacobus Andree,
D., Gnad unnd Frid in Christo Jhesu.
αUnder allen Wercken Gottes, die der Herr auff Er-
den würcket unnd darzu der Menschen dienst ge-
braucht, ist das allergrössest, das im Gott allenthal-
ben in der gantzen Welt ein Völcklin versamlet, dem
er sein warhafftige Erkanntnuß offenbaret und sie
ewiglich selig machet3. Dann was Gott zu erhaltung,
schutz und schirm der Menschen sonst auff Erden
α Versamlung der Christlichen Kirchen das grössest werck
Gottes auff Erden.
β Die Diener Gottes Worts seind in einem schweren ge-
fahrlichen Beruff.
γ Zweierley Menschen bey der Kirchen gefunden.
a Textvorlage (Druck): Christliche Reformation Der Kir-
chen in der löblichen, des heiligen Rhömischen Reichs
Cammer und Statt Hagenaw, vermög Gottes Worts an-
gestelt [...], Tübingen: Ulrich Morhart der Ältere Witwe
und Erben 1566 (Exemplar der HAB Wolfenbüttel,
Sign.: 205.2 Theol.).
1 Jakob Andreä, * 1528 in Waiblingen, † 1590 in Tübingen.
Nach dem Besuch des Pädagogiums in Stuttgart und
dem Studium in Tübingen (1543 Bacc. art., 1545 Mag.
art., 1553 Dr. theol.), 1546 Diakon in Stuttgart (1548
Entlassung wegen des Interims), 1553 Pfarrer und Su-
perintendent in Göppingen, 1562 Kanzler und Professor
der Theologie an der Universität Tübingen und Propst
der Stiftskirche. Andreä beteiligte sich maßgeblich am
gibt, das ist alles vergencklich und nimpt mit der
Welt ein end. Das Werck aber der Versamlung eines
Christlichen Volcks erstreckt sich in das ewig Leben,
darzu wir fürnämlich erschaffen seind4.
βWie es aber das höchst und grössest Werck ist, dar-
auff auch der Son Gottes mehr arbeit gewendet
dann auff die erschaffung der gantzen Welt, also ist
es auch den Dienern, so er hierzu gebraucht, schwer
und gefahrlich. |A 2v| γDann wie beides, des Alten
und Newen Testaments Bücher, bezeugen, so finden
sich in anrichtung der Kirchen allwegen neben dem,
das sich der Feind Menschlichs Geschlechts, beson-
inneren Ausbau der württembergischen Kirche. Darüber
hinaus war er ab 1554 in der Grafschaft Oettingen, 1556
in Hohenlohe sowie 1555/56 in der Herrschaft Wiesen-
steig als Reformator tätig. Bei der Neuordnung der Kir-
chen in der Markgrafschaft Baden 1556 und in Kursach-
sen 1576 kam ihm eine führende Rolle zu. Andreä
bemühte sich zunächst um eine Einigung aller protestan-
tischen Gruppen, nach 1568 dann nur noch derjenigen
des lutherischen Lagers. Die Formulierung der Konkor-
dienformel ist zu großen Teilen sein Werk. Vgl. RGG4 1,
Sp. 470; TRE 2, S. 672-680; BBKL 1, S. 165f.; Rose-
marie Müller-Streisand, Theologie und Kirchen-
politik bei Jakob Andreä bis zum Jahr 1568, in: BWKG
60/61 (1960/61), S. 224-395.
2 Nach dem Tod von Ulrich Morhart dem Älteren im Mai
1554 führte seine Frau Magdalena mit Hilfe ihrer Söhne
Oswald und Georg Gruppenbach die Druckerei in Tü-
bingen bis zum Jahr 1572 weiter. Vgl. Reske, Buch-
drucker, S. 924f.
3 Vgl. 1Petr 2,9.
4 Vgl. 1Tim 6,12.
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