4. Rechtfertigung der Einführung der Reformation [1566]
on halbeny je ein schreiben an uns hab außgheen
lassen, und noch vil weniger, das sie bey uns umb
antwurt angemanet und wir uns daruf unbeschei-
denlich haben vernemen lassen.
Das mag aber sein, daß irer furstlichen durchlaucht
underlandtvogt23 und rhät alhie deß halben bey uns
ansuchens gethon, doch ohne ufflegung eynichs
schrifftlichen bevelchs oder scheins, zdenen wir
gleichwol dan zumal zur antwurt gegebenz, weyl wir
ein statt deß heyligen reichs unnd im religionsfriden
begriffen24, aso achten wira, das uns solcher anord-
nung halber niemandts verhinderung zuthun noch
maß furzuschreiben hab, in dem wir unsers verhof-
fensb nichts unzimlichs noch unbescheydenlichs ge-
handelt, sonderc alls ein statt des heyligen reichs |
uns uff den religionfriden nit unpillich gefusset ha-
ben. Wo auch die sach an E[wer] key[serliche]
may[estat] anderst gelangt, so wurdet oder mueste
sie von unsern abgunstigen25 zu vil nidt berichtet
worden sein.
Undd ist uns ein warheyte gantz beschwerlich26, das
E[wer] key[serlichen] may[estat] fnoch weitterf ohne
grund ingepildet worden, als ob derselben schreiben
und bevelch bey uns in geringer achtung sein und
nit vil gelten solten, dessen verdacht wir vor diser
zeit je und alweg gbey vorigen röm[ischen] keysern
und königen aller dingsg frey und uberhebt27 gewe-
ßen. Und seind auch noch gentzlich entschlossen,
y Erg. am Rand.
z-z Korr. aus: welchen wir zu antwurt geben, das wir ver-
hoffen oder darfür halten.
a-a Erg. am Rand.
b Korr. aus: erachtens.
c Gestr.: uns.
d Gestr.: insonderheit.
e-e Erg. über der Zeile.
f-fKorr. aus: gleichwol.
g-g Erg. am Rand.
h-h Erg. am Rand.
i Korr. aus: zu parieren.
j-j Korr. aus: beredt worden.
k-k Korr. aus: da verhoffen wir vil anderst und dasselb auß
dem bestendig fundament, daß.
l-l Korr. aus: so.
m Gestr.: auch.
E[wer] key[serlichen] may[estat] in allen zimlichen
und gleichen dingen, so unsern gewissen hund un-
verdencklichen28 herkhomenh nit entgegen, alle
schuldige gehorsame zu laysten und derselben be-
velchen underthenigst zugelebeni29 etc.
Das aber E[wer] key[serliche] may[estat] jsich dahin
haben bereden30 lassenj, als ob wir nit befugt, ohne
der furstlichen durchlaucht wißen, willen und con-
sens in der religion etwas zu endern, kdamit hatt es
kurtzlich diß gelegenheit, das meniglich wol bewyßt
undk offentlich am tag, das die statt Hagnaw ohne
mittel ein glid des heyligen reichs ist, recognesciert
auch keynen andern superiorn dan Ewer keyserliche
mayestat als eynen rom[ischen] keyser unnd | oberst
haubt deß heyligen reichs, so ist sie auch sonst nie-
mandts underworffen dan allein E[wer] key[serli-
chen] may[estat] und dem heylgen reich. lItem, sol
hat unsm sonst niemandts zugepieten noch zuverpie-
ten; darzu seind wir sonst niemandts mit pflichten
noch ayden zugethon, sonder ist die furstlich durch-
laucht und deren underlandtvogt unsnhöchlich ob-
ligiertn31 und verpunden, uns alls ein statt deß hey-
ligen reichs onit alleino bey allen unsern freyheiten,
immuniteten, gwonheitten und altem herkhomen
ruwiglich pleiben zulassen, psonder auchp dabey ge-
trewlich zuhandthaben32, zuschirmen und zuschut-
zen. qUnd sind hin wider der furstlichen durchlaucht
und dern landtvogt und rhäten wir mit kheinen
pflichten verwandt etc.q
n-nKorr. aus: obligiert in bester form.
ο-οErg. am Rand.
p-p Erg. über der Zeile.
q-q Erg. am Rand.
23 Nikolaus Bollweiler.
24 Eingeschlossen sind, s. FWb 3, Sp. 663f.
25 Übelwollende, s. FWb 1, Sp. 158f.
26 Schwer erträglich, s. FWb 3, Sp. 1793f.
27 Entlastet, entledigt, s. Grimm, DWb 23, Sp. 308.
28 Zur Form unverdenklich (unvordenklich) s. Grimm,
DWb 24, Sp. 2148.
29 Nachzukommen, s. FWb 6, Sp. 719.
30 Überreden, glauben machen lassen, s. FWb 3, Sp. 1369.
31 Verpflichtet, s. DRW 10, Sp. 208.
32 Zu fördern, unterstützen, s. FWb 7, Sp. 1054f.
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on halbeny je ein schreiben an uns hab außgheen
lassen, und noch vil weniger, das sie bey uns umb
antwurt angemanet und wir uns daruf unbeschei-
denlich haben vernemen lassen.
Das mag aber sein, daß irer furstlichen durchlaucht
underlandtvogt23 und rhät alhie deß halben bey uns
ansuchens gethon, doch ohne ufflegung eynichs
schrifftlichen bevelchs oder scheins, zdenen wir
gleichwol dan zumal zur antwurt gegebenz, weyl wir
ein statt deß heyligen reichs unnd im religionsfriden
begriffen24, aso achten wira, das uns solcher anord-
nung halber niemandts verhinderung zuthun noch
maß furzuschreiben hab, in dem wir unsers verhof-
fensb nichts unzimlichs noch unbescheydenlichs ge-
handelt, sonderc alls ein statt des heyligen reichs |
uns uff den religionfriden nit unpillich gefusset ha-
ben. Wo auch die sach an E[wer] key[serliche]
may[estat] anderst gelangt, so wurdet oder mueste
sie von unsern abgunstigen25 zu vil nidt berichtet
worden sein.
Undd ist uns ein warheyte gantz beschwerlich26, das
E[wer] key[serlichen] may[estat] fnoch weitterf ohne
grund ingepildet worden, als ob derselben schreiben
und bevelch bey uns in geringer achtung sein und
nit vil gelten solten, dessen verdacht wir vor diser
zeit je und alweg gbey vorigen röm[ischen] keysern
und königen aller dingsg frey und uberhebt27 gewe-
ßen. Und seind auch noch gentzlich entschlossen,
y Erg. am Rand.
z-z Korr. aus: welchen wir zu antwurt geben, das wir ver-
hoffen oder darfür halten.
a-a Erg. am Rand.
b Korr. aus: erachtens.
c Gestr.: uns.
d Gestr.: insonderheit.
e-e Erg. über der Zeile.
f-fKorr. aus: gleichwol.
g-g Erg. am Rand.
h-h Erg. am Rand.
i Korr. aus: zu parieren.
j-j Korr. aus: beredt worden.
k-k Korr. aus: da verhoffen wir vil anderst und dasselb auß
dem bestendig fundament, daß.
l-l Korr. aus: so.
m Gestr.: auch.
E[wer] key[serlichen] may[estat] in allen zimlichen
und gleichen dingen, so unsern gewissen hund un-
verdencklichen28 herkhomenh nit entgegen, alle
schuldige gehorsame zu laysten und derselben be-
velchen underthenigst zugelebeni29 etc.
Das aber E[wer] key[serliche] may[estat] jsich dahin
haben bereden30 lassenj, als ob wir nit befugt, ohne
der furstlichen durchlaucht wißen, willen und con-
sens in der religion etwas zu endern, kdamit hatt es
kurtzlich diß gelegenheit, das meniglich wol bewyßt
undk offentlich am tag, das die statt Hagnaw ohne
mittel ein glid des heyligen reichs ist, recognesciert
auch keynen andern superiorn dan Ewer keyserliche
mayestat als eynen rom[ischen] keyser unnd | oberst
haubt deß heyligen reichs, so ist sie auch sonst nie-
mandts underworffen dan allein E[wer] key[serli-
chen] may[estat] und dem heylgen reich. lItem, sol
hat unsm sonst niemandts zugepieten noch zuverpie-
ten; darzu seind wir sonst niemandts mit pflichten
noch ayden zugethon, sonder ist die furstlich durch-
laucht und deren underlandtvogt unsnhöchlich ob-
ligiertn31 und verpunden, uns alls ein statt deß hey-
ligen reichs onit alleino bey allen unsern freyheiten,
immuniteten, gwonheitten und altem herkhomen
ruwiglich pleiben zulassen, psonder auchp dabey ge-
trewlich zuhandthaben32, zuschirmen und zuschut-
zen. qUnd sind hin wider der furstlichen durchlaucht
und dern landtvogt und rhäten wir mit kheinen
pflichten verwandt etc.q
n-nKorr. aus: obligiert in bester form.
ο-οErg. am Rand.
p-p Erg. über der Zeile.
q-q Erg. am Rand.
23 Nikolaus Bollweiler.
24 Eingeschlossen sind, s. FWb 3, Sp. 663f.
25 Übelwollende, s. FWb 1, Sp. 158f.
26 Schwer erträglich, s. FWb 3, Sp. 1793f.
27 Entlastet, entledigt, s. Grimm, DWb 23, Sp. 308.
28 Zur Form unverdenklich (unvordenklich) s. Grimm,
DWb 24, Sp. 2148.
29 Nachzukommen, s. FWb 6, Sp. 719.
30 Überreden, glauben machen lassen, s. FWb 3, Sp. 1369.
31 Verpflichtet, s. DRW 10, Sp. 208.
32 Zu fördern, unterstützen, s. FWb 7, Sp. 1054f.
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