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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0461
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5. Zuchtordnung 1571

5. Zuchtordnunga
29. Oktober 1571
Reformation, Ordnung und Satzungen eines Ersamen Rhats des Heiligen Reichs Cammer und Statt
Hagenaw, Wie forthien Gott, dem Almechtigen, zu Lob und Ehren, auch erhaltung eines Erbarn und
Christlichen lebens, die verachtung und nit
besuchung des Heiligen wort Gottes, auch das Gottslestern, Fluchen,
Schwören, Ehebruch, Hurerey, Kupplerey, Zu- und Volltrincken,
Spilen unnd andere dergleichen Laster unnd unordnung
abgeschafft, gerügt und gestrafft werden sollen etc.
MDLXXI. |A 2r|

Dem Almechtigen Gott zu Lob und Ehren, auch
auffrichtung und erhaltung eines Erbarn, Ehrlichen
und Christlichen lebens, stands unnd wesens, als ei-
ner sondern Frucht des lieben unnd Heiligen wort
Gottes, haben unsere Herren, Meister unnd Rhat,
deß Heiligen Reichs Cammer unnd Statt Hagenaw
volgende Ordnung auß wolbedachtem muth und
Christenlicher wolmeinung fürgenommen und auff-
gesatzt und wöllen auch bestes fleiß jederzeit darob
halten1, Damit solcher inn allweg gelebt, nachkom-
men und volnzogen werde.
Dann nachdem der Almechtig Gott uns biß anher
mit allerley straffen und plagen heimgesucht, Son-
derlich aber seinen Zorn uber uns durch dise gegen-
wertige, erschreckliche Thewrung genugsam er-
zeigt2, Unnd uber diß alles durch vil grausame
geschehene Zornzeichen, so am Himmel unnd auff
Erden sich schier täglichs sehen lassen, ohn zweiffel
noch grössere straffen deutet3 unnd verkundiget,
Durch welches samptlich wir unsers sündtlichen le-
bens, damit wir dises und noch mehrers wol ver-
schuldet haben, erinnert werden. Dann es ja unlaug-
bar, wie allerhand grewliche unnd schwere sünden,
als verachtung Göttlichs worts, Fluchen, Schweren,
a Textvorlage (Druck): AM Haguenau FF 175, Nr. 15 (Bl.
231r-238v). Es wird die Zählung des Drucks (A 1r - A
8r) angegeben.
1 Darüber wachen, s. FWb 5, Sp. 213f.
2 In vielen Ländern Europas war es aufgrund mehrerer
Mißernten Anfang der siebziger Jahre des 16. Jh. zu ei-

Hurerey, Ehebruch, Unzucht, Fressen, Sauffen, Spi-
len und dergleichen, dermassen an allen orten uber-
hand genommen, Das, wo solche nit bei zeit abge-
stellet werden, zubesorgen, der Almechtig, gerechte
Gott werde die Gottlose, böse Welt stürtzen und inn
grund verderben lassen.
Unnd aber disem allem, Wie wir dann täglich auß
Gottes wort erinnert werden, nit anderst dann
durch ein Erbar, Christlich und Bußfertig leben ge-
steürt4 und |A 2v| begegnet werden mag und doch
(wie leider vor augen) gar kein besserungen auff alle
straffen, warnungen und Zornzeichen Gottes folgen
will, Das dann ein Ersamer Rhat mit beschwerli-
chem gemüt zuhertzen gefürt des täglichen beden-
ckens, wie doch dise Laster außzureüten unnd ein
Christlich, Erbar und Gottselig leben zupflantzen
were, Derohalben, so hatt ein Ersamer Rhat dem
Exempel nach frommer Königen und Obrigkeiten
beides, des Alten und Newen Testaments, einhellig-
lich sich auff dise nachfolgende Ordnung entschlos-
sen, Unnd thund demnach folgende Laster ernstli-
chen bei hierunden vermeldter Peen verbietten,
Gedencken auch durch Gottes gnad unnd hilff
gentzlichen darob zuhalten, Also, das wer nit auß
ner rapiden Verteuerung des Getreides und in dessen Ge-
folge zu Hungersnöten gekommen. Vgl. auch die Einlei-
tung der Großen Straßburger Zuchtordnung vom 11.
November 1573 (Sehling, EKO XX,1, S. 490).
3 Anzeigt, ankündigt, s. Grimm, DWb 2, Sp. 1040.
4 Einhalt gebotem, s. FWb 11, Sp. 412.

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