5. Zuchtordnung 1571
sonder auch den Jungen, solches Laster breüchlich,
So ist auch ein Ersamer Rhat, hierinnen ein Ernst-
lichs einsehen zuhaben, bedacht und entschlossen.
Und thun derohalben menniglich, weß Stands oder
Wesens die auch seien, umb der Ehren Gottes, auch
ihres eignen heils, nutzes unnd wolfarth willen, hie-
mit erinnern und gantz ernstlich vermanen und ge-
bietten, Das nun hienfüro niemandts Gottes Nam-
men, Marter, Leiden, Wunden, Ohnmacht, Blut,
Creütz, Krafft, Sacrament und was dergleichen un-
der Göttlichen namen begriffen würt, mit fluchen
und schwören entheiligen unnd antasten, Sonder
menniglich sich hierinn, wie rechten Christen
zustehet unnd gebürt, Gottes ernstlichem gebott
und den Kais[erlichen] geschriebnen Rechten, Sta-
tuten, Ordnung unnd Satzungen11 gemeß verhalten
sollen. Dann, da hierinn jemandts, er sei wer er wöl-
le (niemandts außgenomen), schuldig befunden
würt, der soll am Leib, Leben oder Gelt, je nach
grösse der Ubertrettung, ernstlich unnd unablessig
(andern zum exempel) gestrafft werden. |A 3r|
[III.] Von Ehebruch, Hurerey, Kupplen, auch schandtlicher unnd
unehelicher Beiwohnung unnd Beisitz, auch Voll- und
Zutrincken, Dantzen, Spilen und dergleichen etc.
Zum dritten, So ist auch auß Gottes unfehlbarem
wort kundt und offenbar, Das Unzucht, Hurerey
und Ehebruch jederzeit ernstlich von Gott verbot-
ten12 und mit verhergung13 gantzer Stett, Länder
und Völcker grewlichen gestrafft worden, Darauß
leichtlichen zuvermutten, dieweil auch solches
Laster, wie leider vor augen, hefftig regiert und im
schwanck gehet, das solches auch vergangener, ge-
genwertiger und zukünfftiger straffen nit die ge-
ringst ursach sein werde, Derohalben dann ein Er-
samer Rhat höchlichen bewegt, auch hierinnen ein
ernstlichs einsehen zuhaben, damit solch Unzucht
abgeschafft und ein Ehrlich leben inn diser Statt an-
gerichtet werden möchte.
Unnd Erstlichen vom Ehebruch
Unnd Erstlichen, so verbieten unsere Herren, Mei-
ster unnd Rhat, gantz ernstlich allen Ehebruch, so
eintweders zwei Ehegemecht14 oder das ein ledig und
das ander verehelicht miteinander treiben. Dann,
wa hierüber jemand in offenbarem Ehebruch begrif-
fen oder das durch erbare, glaubwürdige personen
gnugsam uberwisen15 und kundtlich gemacht würde,
Die sollen, es sei Mann oder Fraw, umb Fünfftzig
pfundt pfennig oder nach gestaltsame der sachen
11 Vgl. Constitutio criminalis Carolina, hrsg. von Koh-
ler / Scheel, Art. 106, S. 57f.
12 Vgl. 2Mos 20,14; 5Mos 5,18.
mit der gefengknuß oder sonsten in ander weg der-
massen gestrafft werden, daran andere ein abscheü-
hen und schrecken empfahen und solch schwer laster
fliehen und meiden sollen. |A 4v|
Von Hurerey
Demnach und dieweil auch biß anhero einfache
Hurerey, wie sie genennt würt, so ledige, unvermäh-
lete personen miteinander getriben, mit geringer
straff belegt unnd aber doch auß Gottes wort kundt-
lich, das solche Hurerey nit weniger dann der Ehe-
bruch von Gott verbotten und jeder zeit wie der
Ehebruch erschröcklich gestrafft worden, So hat
demnach ein Ersamer Rhat, dieweil solches laster
leider gemein worden, erkanndt und geordnet, Das
kein Hurerey und unzucht mehr alhie gelitten und
gestattet werden soll, Sonder will dieselbige, sie ge-
schehe gleich in der Statt Heüsern oder auff dem
Feld mit leichtfertigen, unzüchtigen Frawen, hiemit
ernstlich verbotten haben Und auch die jhenigen, so
inn disem laster begriffen, umb fünff pfund pfennig
oder mit der gefengknuß oder auch verweisung der
Statt und Burgbanns, je nach gelegenheit der sa-
chen, unnachläßlich und ernstlich straffen.
13 Vernichtung, s. Grimm, DWb 25, Sp. 563.
14 Verheiratete.
15 Bewiesen, s. Grimm, DWb 23, Sp. 640f.
443
sonder auch den Jungen, solches Laster breüchlich,
So ist auch ein Ersamer Rhat, hierinnen ein Ernst-
lichs einsehen zuhaben, bedacht und entschlossen.
Und thun derohalben menniglich, weß Stands oder
Wesens die auch seien, umb der Ehren Gottes, auch
ihres eignen heils, nutzes unnd wolfarth willen, hie-
mit erinnern und gantz ernstlich vermanen und ge-
bietten, Das nun hienfüro niemandts Gottes Nam-
men, Marter, Leiden, Wunden, Ohnmacht, Blut,
Creütz, Krafft, Sacrament und was dergleichen un-
der Göttlichen namen begriffen würt, mit fluchen
und schwören entheiligen unnd antasten, Sonder
menniglich sich hierinn, wie rechten Christen
zustehet unnd gebürt, Gottes ernstlichem gebott
und den Kais[erlichen] geschriebnen Rechten, Sta-
tuten, Ordnung unnd Satzungen11 gemeß verhalten
sollen. Dann, da hierinn jemandts, er sei wer er wöl-
le (niemandts außgenomen), schuldig befunden
würt, der soll am Leib, Leben oder Gelt, je nach
grösse der Ubertrettung, ernstlich unnd unablessig
(andern zum exempel) gestrafft werden. |A 3r|
[III.] Von Ehebruch, Hurerey, Kupplen, auch schandtlicher unnd
unehelicher Beiwohnung unnd Beisitz, auch Voll- und
Zutrincken, Dantzen, Spilen und dergleichen etc.
Zum dritten, So ist auch auß Gottes unfehlbarem
wort kundt und offenbar, Das Unzucht, Hurerey
und Ehebruch jederzeit ernstlich von Gott verbot-
ten12 und mit verhergung13 gantzer Stett, Länder
und Völcker grewlichen gestrafft worden, Darauß
leichtlichen zuvermutten, dieweil auch solches
Laster, wie leider vor augen, hefftig regiert und im
schwanck gehet, das solches auch vergangener, ge-
genwertiger und zukünfftiger straffen nit die ge-
ringst ursach sein werde, Derohalben dann ein Er-
samer Rhat höchlichen bewegt, auch hierinnen ein
ernstlichs einsehen zuhaben, damit solch Unzucht
abgeschafft und ein Ehrlich leben inn diser Statt an-
gerichtet werden möchte.
Unnd Erstlichen vom Ehebruch
Unnd Erstlichen, so verbieten unsere Herren, Mei-
ster unnd Rhat, gantz ernstlich allen Ehebruch, so
eintweders zwei Ehegemecht14 oder das ein ledig und
das ander verehelicht miteinander treiben. Dann,
wa hierüber jemand in offenbarem Ehebruch begrif-
fen oder das durch erbare, glaubwürdige personen
gnugsam uberwisen15 und kundtlich gemacht würde,
Die sollen, es sei Mann oder Fraw, umb Fünfftzig
pfundt pfennig oder nach gestaltsame der sachen
11 Vgl. Constitutio criminalis Carolina, hrsg. von Koh-
ler / Scheel, Art. 106, S. 57f.
12 Vgl. 2Mos 20,14; 5Mos 5,18.
mit der gefengknuß oder sonsten in ander weg der-
massen gestrafft werden, daran andere ein abscheü-
hen und schrecken empfahen und solch schwer laster
fliehen und meiden sollen. |A 4v|
Von Hurerey
Demnach und dieweil auch biß anhero einfache
Hurerey, wie sie genennt würt, so ledige, unvermäh-
lete personen miteinander getriben, mit geringer
straff belegt unnd aber doch auß Gottes wort kundt-
lich, das solche Hurerey nit weniger dann der Ehe-
bruch von Gott verbotten und jeder zeit wie der
Ehebruch erschröcklich gestrafft worden, So hat
demnach ein Ersamer Rhat, dieweil solches laster
leider gemein worden, erkanndt und geordnet, Das
kein Hurerey und unzucht mehr alhie gelitten und
gestattet werden soll, Sonder will dieselbige, sie ge-
schehe gleich in der Statt Heüsern oder auff dem
Feld mit leichtfertigen, unzüchtigen Frawen, hiemit
ernstlich verbotten haben Und auch die jhenigen, so
inn disem laster begriffen, umb fünff pfund pfennig
oder mit der gefengknuß oder auch verweisung der
Statt und Burgbanns, je nach gelegenheit der sa-
chen, unnachläßlich und ernstlich straffen.
13 Vernichtung, s. Grimm, DWb 25, Sp. 563.
14 Verheiratete.
15 Bewiesen, s. Grimm, DWb 23, Sp. 640f.
443