6. Vereinbarung in Religionsfragen 1578
religionfriden außtruckenlich versehen12, daß von
den gütern, von denen vor jahren die pfarrherrn und
schuolen erhalten worden, nachmalen nottürfftig
underhaltung bestölt werden soll13, so hett doch
m[eister] unndt raht beeden pfarrherren St. Georgen
und Alten Spital14 sambt iren caplaneyen so geringe
competens15 verordtnet, daß sie sich nit dabey ver-
tragen könnden16, dahero dan kein daugliche, ge-
schickhte undt der |43| gebür qualificirte personen
dahin zuobekommen wheren, mit begeren, sye dahin
zuehalten17, damit beede pfarrherren St. Georgen
und zum Alten Spital sambt den caplaneyen und
dem schulmeister gebürliche competens verordtnet
werde und hinnfürther, wie bießhero, in beeden
pfarrhenn die catholisch religion, glauben, kirchen-
gebreüch, ordtnung und ceremonien ungehindert
verricht, auch die geistlichen unbelaidiget und nie-
mandt davon gefehrlicher weiß abtringen la-
ßen18.
Hiengegen aber die statt zu irer verandtwortung
furgewendet, daß einem raht hierinnen vonn den
landvögtischen zuvil zuogelegt19 worden. Dieweil
aber der religionfriden in dergleichen puncten sein
gewiße disposition und ordtnung habe, auch dem-
selben jederzeit nachzuokommen urbietig20, verhof-
fen sy, dabei zuverbleiben, wüssten sich auch dero-
halben mit den landtvögtischen in fernere disposi-
tion nicht einzuolaßen, sonder wheren urbietig, dem
jenigen, so derowegen beschwerdt zusein vermeinte,
ahn gebürlichen orten, alß bey der kay[serlichen]
mayfestat], den stenden des reichs oder für ir
may[estat] cammergericht zu Speyer21 gebürende
andtwort zuegeben, mit fernerer erclarung, daß der
religion halben in ihrer stat fridlich und einig zwi-
12 Angeordnet, s. Grimm, DWb 25, Sp. 1238f.
13 Art. 16 des Augsburger Religionsfriedens (RTA, JR 4,1,
Nr. 390, S. 3109).
14 Zu den beiden Pfarreien St. Georg und St. Nikolaus s.
die Einleitung S. 404f.
15 Mit competens werden die dem Geistlichen aus seinem
Amt bzw. seiner Pfründe zufließenden Einkünfte be-
zeichnet, s. FWb 8, Sp. 1312.
16 Sich nicht erhalten könnten, aber auch: sich nicht zu-
frieden geben könnten, s. Grimm, DWb 25, Sp. 1929f.
schen beeden theylen gelebt, niemandt zu einer |44|
oder anderer religion getrungen, sonder hierin dem
religionfriden gemeß ghandelt würdt, wölches sye
auch noch künfftiglich zuthun und zuhandthaben
urbietig wheren.
So köndten sy auch mit warheit anzeigen, daß
sie obgemelte pfarhern und caplänen mher under-
haltung geben, dann sie vor veränderung der religi-
on gehabt hetten, wheren auch deß erbietens, jeder-
zeit taugliche catholische und qualificirte personen
und prister dahien zuordtnen, auch, da sie mangel
hetten und bey inen darumb ansuchen würden, daß
sye denselben nach billichkeit weiter hülfliche
handtraichung22 bieten, auch denn catholischen
schulm[eister] jederzeit gebürlich erhalten wollen.
Darauff haben wir die kay[serlichen] commissarien,
dieweil wir bey der statt uber solches ir erpieten und
erclerung weiter nichts erhalten könden, dieße sach
auch also verbleiben laßen müßen.
[3.] Zum dritten, demnach statthalter unndt rähtt
ferner clagendtt eingebracht, wie daß ein raht etli-
che clöster und gotsheüßer eingezogen, welches inen
nit gebürt, mit begeren, sy dahin zuoweißen, wofern
angeregte gotsheüser von geistlichen superioren,
dießelben wider mit ordens personen zuobesetzen,
begern würden, daß m[eister] und raht inen solche
clöster und gotsheüßer sambt allen dazu gehörigen
gütern und gefällen wider einraumen und nicht vor-
halten, |45| auch ordens personen darinnen fürther
rüwig undt mit schatzung23 unbeschwert und bey
der catholischen religion, glauben und kirchen unge-
hindert bleiben laßen.
17 Anzuhalten.
18 Vgl. Art. 27 des Augsburger Religionsfriedens (RTA,
JR 4,1, Nr. 390, S. 3112f.).
19 Als Schuld zugerechnet werde, s. Grimm, DWb 32,
Sp. 514.
20 Erbietig, bereit [wären], s. Grimm, DWb 24, Sp. 2384f.
21 Zum Reichskammergericht in Speyer vgl. unten Nr. 9,
Anm. 56.
22 Hilfeleistung, s. FWb 7, Sp. 1073.
23 Steuern, Abgaben.
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religionfriden außtruckenlich versehen12, daß von
den gütern, von denen vor jahren die pfarrherrn und
schuolen erhalten worden, nachmalen nottürfftig
underhaltung bestölt werden soll13, so hett doch
m[eister] unndt raht beeden pfarrherren St. Georgen
und Alten Spital14 sambt iren caplaneyen so geringe
competens15 verordtnet, daß sie sich nit dabey ver-
tragen könnden16, dahero dan kein daugliche, ge-
schickhte undt der |43| gebür qualificirte personen
dahin zuobekommen wheren, mit begeren, sye dahin
zuehalten17, damit beede pfarrherren St. Georgen
und zum Alten Spital sambt den caplaneyen und
dem schulmeister gebürliche competens verordtnet
werde und hinnfürther, wie bießhero, in beeden
pfarrhenn die catholisch religion, glauben, kirchen-
gebreüch, ordtnung und ceremonien ungehindert
verricht, auch die geistlichen unbelaidiget und nie-
mandt davon gefehrlicher weiß abtringen la-
ßen18.
Hiengegen aber die statt zu irer verandtwortung
furgewendet, daß einem raht hierinnen vonn den
landvögtischen zuvil zuogelegt19 worden. Dieweil
aber der religionfriden in dergleichen puncten sein
gewiße disposition und ordtnung habe, auch dem-
selben jederzeit nachzuokommen urbietig20, verhof-
fen sy, dabei zuverbleiben, wüssten sich auch dero-
halben mit den landtvögtischen in fernere disposi-
tion nicht einzuolaßen, sonder wheren urbietig, dem
jenigen, so derowegen beschwerdt zusein vermeinte,
ahn gebürlichen orten, alß bey der kay[serlichen]
mayfestat], den stenden des reichs oder für ir
may[estat] cammergericht zu Speyer21 gebürende
andtwort zuegeben, mit fernerer erclarung, daß der
religion halben in ihrer stat fridlich und einig zwi-
12 Angeordnet, s. Grimm, DWb 25, Sp. 1238f.
13 Art. 16 des Augsburger Religionsfriedens (RTA, JR 4,1,
Nr. 390, S. 3109).
14 Zu den beiden Pfarreien St. Georg und St. Nikolaus s.
die Einleitung S. 404f.
15 Mit competens werden die dem Geistlichen aus seinem
Amt bzw. seiner Pfründe zufließenden Einkünfte be-
zeichnet, s. FWb 8, Sp. 1312.
16 Sich nicht erhalten könnten, aber auch: sich nicht zu-
frieden geben könnten, s. Grimm, DWb 25, Sp. 1929f.
schen beeden theylen gelebt, niemandt zu einer |44|
oder anderer religion getrungen, sonder hierin dem
religionfriden gemeß ghandelt würdt, wölches sye
auch noch künfftiglich zuthun und zuhandthaben
urbietig wheren.
So köndten sy auch mit warheit anzeigen, daß
sie obgemelte pfarhern und caplänen mher under-
haltung geben, dann sie vor veränderung der religi-
on gehabt hetten, wheren auch deß erbietens, jeder-
zeit taugliche catholische und qualificirte personen
und prister dahien zuordtnen, auch, da sie mangel
hetten und bey inen darumb ansuchen würden, daß
sye denselben nach billichkeit weiter hülfliche
handtraichung22 bieten, auch denn catholischen
schulm[eister] jederzeit gebürlich erhalten wollen.
Darauff haben wir die kay[serlichen] commissarien,
dieweil wir bey der statt uber solches ir erpieten und
erclerung weiter nichts erhalten könden, dieße sach
auch also verbleiben laßen müßen.
[3.] Zum dritten, demnach statthalter unndt rähtt
ferner clagendtt eingebracht, wie daß ein raht etli-
che clöster und gotsheüßer eingezogen, welches inen
nit gebürt, mit begeren, sy dahin zuoweißen, wofern
angeregte gotsheüser von geistlichen superioren,
dießelben wider mit ordens personen zuobesetzen,
begern würden, daß m[eister] und raht inen solche
clöster und gotsheüßer sambt allen dazu gehörigen
gütern und gefällen wider einraumen und nicht vor-
halten, |45| auch ordens personen darinnen fürther
rüwig undt mit schatzung23 unbeschwert und bey
der catholischen religion, glauben und kirchen unge-
hindert bleiben laßen.
17 Anzuhalten.
18 Vgl. Art. 27 des Augsburger Religionsfriedens (RTA,
JR 4,1, Nr. 390, S. 3112f.).
19 Als Schuld zugerechnet werde, s. Grimm, DWb 32,
Sp. 514.
20 Erbietig, bereit [wären], s. Grimm, DWb 24, Sp. 2384f.
21 Zum Reichskammergericht in Speyer vgl. unten Nr. 9,
Anm. 56.
22 Hilfeleistung, s. FWb 7, Sp. 1073.
23 Steuern, Abgaben.
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