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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0535
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8a. Deklarationsschrift [1589]

gibt. Es sagt oS. Paulus, 1. Corinth. 10.o [21], das er
nicht | wölle, das sie, die Corinther, inn der teüffel
gemeinschafft seyen. Sie köndten nicht zugleich deß
herren kelch unnd der teüfel kelch trinckhen. Item,
pcap. 11p [28], sagt Paulus, das sich der mensch prie-
fe. Da schreibet Luther selbs in margine: Ein jeder
sehe zu, wie er glaube17. Da deütet er auf den glau-
ben. Item in der Apologia von der meß sagt erq, diß
sacrament fordert glauben, unnd ohne glaubenn
würdt es vergebenlich gebraucht18. Item über das
wort „underscheyde“, der damit umbgehet, alls ach-
tet er deß sacraments nit mehr dann andere speyß,
zeigt er aber auchr den underscheidt an19. Und dis-
putirt oder gloßiert weder Paulus noch Luther da-
mitt von empfahung deß leybs Christi von den un-
gleübigen weiters oder subtiliter. Darumb wöllen
wir auch nicht, das der oder derjenige, er glaube
oder nicht, das der leyb Christi vonn den ungläubi-
gen empfangen, auf der cantzel offentlich verdam-
mets oder ketzerisch außgeschriben20 werde, sinte-
mal allein den gleübigen das sacrament nutzt, aber
den verdampten unnd ohngleübigen inn alle weg
verdamlich. Dahero allein die würdigkheit der com-
municanten zubawen unnd die ohnwürdigkheit zum
höchsten zuverwerffen unnd hierinn der lehr Pauli
zuvolgen, da ehr sagt, das er nicht wie auch die ge-
meinde Gottes [zu zanckhen] lustt, 1. Corinth 11u
[16]. |

ο-ο B: Sanct Paulus an die Cor. inn der I. epistel am 10. cap.
p-p B: inn dem ailfften cap.
q B: sie.
r Fehlt in B.
s B: alß verdampt.
t B: zu zanckhen lust.
u A und B: 1. Corinth. 10.
v-v B: war und recht christlich.
w-w B: selbß doch.
x-x B: disputieren, glossieren.
y-y B: der.

17 Luther, WA Bibel 7, S. 119: (Prüfe) Das ist, ein igli-
cher sehe zu, wie er gleube in diesem Abendmal, was und wo
zu ers emphahe.
18 Apologie der Confessio Augustana zu Art. XXIV, im
Abschnitt: Vom rechten Brauch des Sakraments und von
dem Opfer (BSLK, S. 369f.).

Unnd zu endtlicher erleüterung bekennen, halten
und glauben wir den 13. articul Augspurgischer
Confession, anfahent: Von dem gebrauch der sacra-
ment etc.21, seines inhalts vwahr, recht und christ-
lichv.
Das dann die gelehrten auß sonderm fürwitz unnd
ehrgeytz, die person Christi unnd darbey die eigent-
liche wesentliche gottheit selbsten zuerforschen, zu
disputiren unnd den armen mann ires gefallens, da
sie wdoch selbstw davon weder ziel noch maß zuge-
ben oder auß der schrifft ir gloßieren gnugsamlich
beyzupringen wißen, anzutringen22 understanden,
aber biß daher bey unns (Gott lob) solch xglo-
ßiren, disputirenx und subtilisieren23 nicht gestattet,
auch fürther nicht gestattet, sonder den einfeltigen
allein der wahre, gründtliche, einfältige verstand
nach der schrifft von der person Christi fürgetragen
und sie darauß getröstet werden sollenn, so halten
wir vermög unsers christlichen glaubens auch den,
der in anno etc. 30 zu Augspurg ubergebner confes-
sion deßwegen gesetzten articul durchauß wahr.
Aber das wir darumb lehren, das die newe, von al-
tem her nicht geweßene, ja vor wenig jahren auch
von den fürnembsten Augspurgischer confession
verwandten theologen verworffenen ubiquitet der
menschlichen natur yin dery person Christi hal-
ben24, auf die cantzel pringen laßen wolten | oder
köndten, seint wir keins wegs bedacht.

19 Luther, WA Bibel 7, S. 119: (Nicht unterscheidet): Der
Christus Leichnam handelt und da mit umbgehet als achtet
ers nicht mehr denn ander Speise.
20 Ausschreiben = jemanden öffentlich als etwas hinstellen,
s. FWb 2, Sp. 1330f.
21 Zum vollen Wortlaut von Art. 13 der Confessio Au-
gustana s. BSLK, S. 68.
22 Zu bedrängen, s. Grimm, DWb 1, Sp. 316f.
23 Scharfsinnig erwägen, s. Grimm, DWb 20, Sp. 831.
24 Vgl. dazu die Festschreibung der Ubiquitätslehre in der
Konkordienformel, Solida Declaratio VIII (BSLK,
S. 1044) mit Bezug auf Luther, WA 26, S. 332f.: neces-
sario conficitur, quod etiam iuxta tertium supernaturalem
illum modum sit et esse possit ubique, ubi Deus est, ita ut
omnia plena sint Christi, etiam iuxta humanitatem. [...]
Ubicunque ea est, ibi est unica tantum et indivisa persona.
Et ubicunque recte dixeris: hic est Deus, ibi fateri oportet et

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