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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0536
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Colmar

Daßz aber mann wüßen möge, was und wie wir diß
articuls halben glauben, so bekennen wir vestiglich,
wöllen auch, das auf den cantzeln inn unsern kir-
chen alßo gelehrt, das Christus Jesus von Gott, dem
vatter, alß Gottes sohn, die ander persohn inn der
h. dreyfaltigkheit, warer Gott, vermög deß ersten
articuls Augspurgischer confession25, von ewigkheit
her geboren, zu bestimpter zeit durch Gott, den
h. geyst, in der heyligsten jungfrawen Marien leyb
empfangenn, von ihro wares fleisch unnd natürli-
chen menschlichen leyb ohne sünde angenommen, in
die welt, von iro warer, natürlicher mensch, uns
gleich, ohne sünde26, umb unsert willen nach der
verheißung kommena, inn seiner menscheit gelitten,
gestorben, begraben, abgefahren zu der hellen,
bam dritten tag aufferstanden6, uffgefahren zu den
himmeln, da er sitzt zu der gerechten Gottes, alles
vermög unsers christlichen glaubens cund der Augs-
purgischen confessionc27.
Item, das dGottes sohnd nicht nach seinem göttli-
chen wesen, sunder allein nach seiner angenommen
menscheit, alls wölche mit Gott personlich vereini-
get, für unsere sünde gelitten, gestorben, begraben,
unnd also der sohn | Gottes, die ander persohn der
h. dreyfaltigkheit, selbs, in seiner angenommenen
menscheit, in aller unnschuld unnd vollkommenheit,
für unns genug gethan, bezahlt unnd seinem himm-
lischen vater ein völlig genügige opffer unnd versoh-
nung worden28, also, wer dan ihnen alls die gnedige,
übergnedige verheissung, den sohn Gottes, der zu-
gleich warer Gott unnd wahrer mensch, ein unnzer-

z B: Doch.
a B: geporen.
h B: unnd aufferstanden von den doten.
c-c B: der schrift unnd der christlichen Augspurgischen Be-
kandtnus.
d-d B: Gott, der suhn.
e-e B: nicht daß göttliche unnd menschliche naturen ver-
mischt.
f-f B: gelitten, gestorben etc.
g Fehlt in B.
h Fehlt in B.
i B: vatter unnd heiligen geist.
j-j B: alleß imm himmel unnd auff erden regiert, ernehret,
erhelt, der, ob er gleichwol.

trenter Christus, enicht mit der göttlichen unnd
menschlichen natur vermischte, sonder jede ire ei-
genschafft behaltte, doch ein Christus ist unnd
pleibt29, der für uns fgelitten etc.f, glaubt unnd
vestiglich vertrawet, nicht auß verdienst der wercke
oder deß glaubens werck, sunder durch den glauben
den gnadenreichen verdienst unsers herrn Jesug
Christi ergreyfft, erlößt unnd ewig selig würdt30.
Das auch wir die persohn Christi, der auchh nun hin-
füro nach angenommener menscheit wahrer Gott
unnd mensch ist unnd pleybt in einer unvertrenten
persohn, doch unvermischt göttlichen unnd mensch-
lichen wesens und natur, ein Christus zu der rechten
Gottes im himel, der gleich mit Gott, dem vat-
teri, allmechtig, jalles im himmel und erden regiert
unnd erhaltet, des aber gleichwolj nach seiner ange-
nommenen menscheit, die er in der glori auch be-
haltet, in den himmel uffgefahren ist unnd wohnet,
darumbk seine liebe kirch | nicht verlaßet, sonder al-
lenthalben gegenwertig sein könne, möge unnd
auch, wo er sich inn seinem h. wort und sacramen-
ten zusein verheissen, warhafftig sein wölle. Doch
nicht, das er, der herr Christus, darumb vom him-
mel herab oder von der erden also unßerm torrich-
ten verstand nach uff- unnd abfahren, sonder nach
seinem allmechtigen gewalt, den er nicht nhur alls
Gott nach göttlicher, sonder auch nach seiner er-
höchten menschlichen natur alls mensch, regiert,
schutzet, erhaltet, schirmet unnd seine gaben auß-
theilet.

k B: doch darumb.

dicere: ergo etiam Christus homo adest. Zur Entwicklung
der Lehre von der Ubiquität und zum Streit um sie vgl.
TRE 34, S. 227-239; LThK3 10, Sp. 340.
25 BSLK, S. 52.
26 Vgl. Hebr 4,15.
27 Confessio Augustana, Art. 3 (BSLK, S. 54).
28 Vgl. Hebr 9,28 und 10,12.14.
29 Vgl. den Beschluß des Chalcedonense (COD 1, S. 85f.;
BSLK, S. 1105) und Confessio Augustana, Art. 3
(BSLK, S. 54).
30 Vgl. Confessio Augustana, Art. 20 (BSLK, S. 76f.).

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