Colmar
annderer verwanndten kinder, vallen unnd darin
kein sondere personen außgesetzt11, sollen alle weg
die negsten blutserben darinn verstanden werdenn.
|85r|
Vonn ehemannen, die uppiglichen haußhalten
Wann ein eheman seinem eheweib ir zugepracht lü-
gendt oder varenndt guth12 üppiglichen mit braßen,
spilen, zehren oder anndrem unnerbarem leben hin-
pringen wolte, dero soll auff anruffen der frauwen
oder freündtschafft zuvorderst vonn unnß mit ge-
fenckhnußen oder sonnst gestrafft werdenn, obe er
sich villeicht besern, da aber kein beßerung ervol-
gen, sonnder hallstarliglichen vortfahren, ime auff-
erlegdt werden, daß er der frauwenn ihr zugepracht
gutt außetze13, daß allein mit der frauwen redtlichen
nüeße, darvon nichts verthüege, unnd dartzu bey
höchster straffe dem jenigen, der imme auch darauff
leihenn oder darvon volgendts, nach deme solches
verschwenders unnütze weiß offentlich auff der
cantzel außgeruffen unnd meniglichen darfür ge-
warndt, ettwas abkhauffenn, der solle sein außge-
legdt geldt verloren unnd darzu der getroffene
khauff nichtig sein. Dann einer jeder oberkheit bil-
lich zusteth unnd dem gemeinen gutt hoch daran
gelegen, ernstlichs einsehens zuhaben, daß ire unn-
derthanen unnd burger das ir behalten unnd nit
üppiglichen verschwendenn. |85v|
Wann weiber verthonlich14 haußhüeldten
Ebenmeßiger weiß wollen wir, dieweil der mann inn
der haußhaltung daß haupt, daß keinem weib, daß
inn der ehe mit irem man lebdt, uff lügende oder
varennde güetter ohne ires mannß wißen zu endt-
lehen, zu verpfenden, zu verschencken oder die zu
verkauffen zugelaßenn. Beschehe aber daß unnd
nicht hohe noth unnd erhebliche ursachen vor unnß
b-b Erg. am Rand.
11 Hervorgehoben ist, s. FWb 2, Sp. 1385 (aussetzen im Sin-
ne von „zusprechen“, „rechtsförmlich vermachen“).
12 Zu der von den Eltern der Braut mit in die Ehe gege-
benen Aussteuer (Mitgift) vgl. Lex. d. MA. 4, Sp. 1069,
deßwegen fürgepracht, solle leihung, khauff, ver-
pfendung bunnd verschenckungb nichtig unnd der
leiher, keuffer, der daß pfanndt oder schenckh bey-
hannden, sein dargegen außgelegt geldt unnd ver-
meinte gerechtigkeit verloren habenn. |86r|
Wann eheberedungen abgeredt unnd auff der
einigen parthey verwegern15 nit
verbrüefft oder verschrieben wordenn
Wann sich begebe, daß eheleüth inn irer ehelichen
verpflichtung einer eheberedung verglichenn, aber
dieselbige nit auffgericht oder prothocollierdt wehre
wordenn, darüber einnß vor dem anndern totdts
vergangen, unnd deß verstorbnen erben sich deß
statt rechtennß oder der eheberedung behelffen
woltten, so wollen wir, wann der hinderung ann dem
mann gewesen, damit die eheberedung nicht auff-
gericht, daß eß bey der eheberedung, gleich die pro-
thocollierdt16, falß sie bewißen würt, verpleibenn.
Were aber die hindernuß allein ann der frauwen, die-
weil der mann iro billich mächtig unnd zu einmahl
versprochenen billichenn sachen sy wol anhalten
mag, solle eß bey unnserem statt rechtenn inn erb-
fählen verpleiben. Doch solle nach gestaldtsame der
sachen, personenn, welche ann aufrichtung der ehe-
beredung schuldt tragen, fleyßige erkhundigung ge-
halten unnd, wann die farleßigkeit vonn beden thei-
len, so wol manß alß weibß person gewesen, jeder-
zeit hierin unnß, unnser erkhandtnuß darüber zu
thun, unnbenohmen, sonder vorbehalten sein. |86v|
Wann ein ehemensch ohne noth unnd ursachen
vonn dem andern hinweg laufft
Wann unnder zwey ehemenschen eineß vonn dem
anndern muttwilliger weiß, ohne noth oder sunst inn
recht oder geprauch zulessige, verantwurtliche ur-
sachen hinweg laufft unnd daß ander verloßen sit-
DRW 9, Sp. 761 und HRG 1, S. 271ff. Ihr entsprach auf
seiten des Mannes Wittum und Morgengabe.
13 Zuweise, auch abfinde, s. FWb 2, Sp. 1385f.
14 Verschwenderisch.
15 Weigerung.
16 Ob die protokolliert worden ist oder nicht.
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annderer verwanndten kinder, vallen unnd darin
kein sondere personen außgesetzt11, sollen alle weg
die negsten blutserben darinn verstanden werdenn.
|85r|
Vonn ehemannen, die uppiglichen haußhalten
Wann ein eheman seinem eheweib ir zugepracht lü-
gendt oder varenndt guth12 üppiglichen mit braßen,
spilen, zehren oder anndrem unnerbarem leben hin-
pringen wolte, dero soll auff anruffen der frauwen
oder freündtschafft zuvorderst vonn unnß mit ge-
fenckhnußen oder sonnst gestrafft werdenn, obe er
sich villeicht besern, da aber kein beßerung ervol-
gen, sonnder hallstarliglichen vortfahren, ime auff-
erlegdt werden, daß er der frauwenn ihr zugepracht
gutt außetze13, daß allein mit der frauwen redtlichen
nüeße, darvon nichts verthüege, unnd dartzu bey
höchster straffe dem jenigen, der imme auch darauff
leihenn oder darvon volgendts, nach deme solches
verschwenders unnütze weiß offentlich auff der
cantzel außgeruffen unnd meniglichen darfür ge-
warndt, ettwas abkhauffenn, der solle sein außge-
legdt geldt verloren unnd darzu der getroffene
khauff nichtig sein. Dann einer jeder oberkheit bil-
lich zusteth unnd dem gemeinen gutt hoch daran
gelegen, ernstlichs einsehens zuhaben, daß ire unn-
derthanen unnd burger das ir behalten unnd nit
üppiglichen verschwendenn. |85v|
Wann weiber verthonlich14 haußhüeldten
Ebenmeßiger weiß wollen wir, dieweil der mann inn
der haußhaltung daß haupt, daß keinem weib, daß
inn der ehe mit irem man lebdt, uff lügende oder
varennde güetter ohne ires mannß wißen zu endt-
lehen, zu verpfenden, zu verschencken oder die zu
verkauffen zugelaßenn. Beschehe aber daß unnd
nicht hohe noth unnd erhebliche ursachen vor unnß
b-b Erg. am Rand.
11 Hervorgehoben ist, s. FWb 2, Sp. 1385 (aussetzen im Sin-
ne von „zusprechen“, „rechtsförmlich vermachen“).
12 Zu der von den Eltern der Braut mit in die Ehe gege-
benen Aussteuer (Mitgift) vgl. Lex. d. MA. 4, Sp. 1069,
deßwegen fürgepracht, solle leihung, khauff, ver-
pfendung bunnd verschenckungb nichtig unnd der
leiher, keuffer, der daß pfanndt oder schenckh bey-
hannden, sein dargegen außgelegt geldt unnd ver-
meinte gerechtigkeit verloren habenn. |86r|
Wann eheberedungen abgeredt unnd auff der
einigen parthey verwegern15 nit
verbrüefft oder verschrieben wordenn
Wann sich begebe, daß eheleüth inn irer ehelichen
verpflichtung einer eheberedung verglichenn, aber
dieselbige nit auffgericht oder prothocollierdt wehre
wordenn, darüber einnß vor dem anndern totdts
vergangen, unnd deß verstorbnen erben sich deß
statt rechtennß oder der eheberedung behelffen
woltten, so wollen wir, wann der hinderung ann dem
mann gewesen, damit die eheberedung nicht auff-
gericht, daß eß bey der eheberedung, gleich die pro-
thocollierdt16, falß sie bewißen würt, verpleibenn.
Were aber die hindernuß allein ann der frauwen, die-
weil der mann iro billich mächtig unnd zu einmahl
versprochenen billichenn sachen sy wol anhalten
mag, solle eß bey unnserem statt rechtenn inn erb-
fählen verpleiben. Doch solle nach gestaldtsame der
sachen, personenn, welche ann aufrichtung der ehe-
beredung schuldt tragen, fleyßige erkhundigung ge-
halten unnd, wann die farleßigkeit vonn beden thei-
len, so wol manß alß weibß person gewesen, jeder-
zeit hierin unnß, unnser erkhandtnuß darüber zu
thun, unnbenohmen, sonder vorbehalten sein. |86v|
Wann ein ehemensch ohne noth unnd ursachen
vonn dem andern hinweg laufft
Wann unnder zwey ehemenschen eineß vonn dem
anndern muttwilliger weiß, ohne noth oder sunst inn
recht oder geprauch zulessige, verantwurtliche ur-
sachen hinweg laufft unnd daß ander verloßen sit-
DRW 9, Sp. 761 und HRG 1, S. 271ff. Ihr entsprach auf
seiten des Mannes Wittum und Morgengabe.
13 Zuweise, auch abfinde, s. FWb 2, Sp. 1385f.
14 Verschwenderisch.
15 Weigerung.
16 Ob die protokolliert worden ist oder nicht.
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