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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0553
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14. Hochzeitsmandat 1608

Weitter unnd fürs dritt ordnen und wöllen wir, daß
bey gab- unnd irtenhochzeitten zuem imbs13 oder
morgenmahl, es seyen gleich die gäst vorhanden
oder nicht, die erste richt14 und tracht15 umb elf
uhren unfehlbarlich16 uff der taffel stehen.
Und fürs viert beyc irtenhochzeitten ddie würt ahn
warmen speißen ein voressen, suppen und fleisch,
visch und gepratenesd und danne käß, obs oder waß
solchem sonsten beyzuesetzen ieblich ist, ufzutragen
schuldig seinf.
Der hochzeitten kuchenmeister und würth aber
zuem fünfften sich in allweg dahin bequemen, schi-
cken und befleißen sollen, daß die warmen trachten
zwischen eilff und ein uhren unnd in solcher unge-
fahrlichen glaichheitt fürgestelt, uff- unnd abgetra-
gen werden, daß zue ungelegenheit deß geladenen
gasts keine lenger dann die ander stehen bleibe.
Alsbald dann fürs sechste die glock ein uhren ge-
sehlagen, soll käß und obs oder waß sonsten hierzue
gehörig unnd vorhanden, uffgestelt und demnach
unverzug den geladenen gästen abgedanckt wer-
den17.
Unnd sich fürther zuem sibenden der hochzeitter
und die hochzeitterin vom tisch also mit den gela-
denen junckfrawen und spilleüthen befürderen18,
daß sie unfehlbar umb zwey uhren am tantzplatz
seyen.
Wir statuieren, setzen, ordnen unnd wollen zuem
achten auch, daß nuhn fürbaß kein tantz zue som-

c In A korr. aus: beides bey gab und.
d-d In A korr. aus: nicht mehr dann drey gäng warmer spei-
sen.
e In A gestr.: für den vierten.
f In A gestr.: sollen.

13 Mahlzeit am Morgen, s. FWb 8, Sp. 27.
14 Gericht, s. Grimm, DWb 14, Sp. 861.
15 Gang beim Essen, s. Wb. d. elsäss. Mundarten 2, S. 741.
16 Unbedingt, s. Wb. d. elsäss. Mundarten 1, S. 107.
17 (Mit Dank) verabschiedet werden, s. FWb 1, Sp. 37.

mer zeitten, daß ist von Osteren biß Bartholo-
mei19, lenger dann von zweyen biß fünffen, und zue
winters zeitten, nemlichen von Bartholomei auß |
biß wider Ostern zue rechnen, lenger dann biß vier
uhren gegen abent wehren, beharren, noch die spil-
leüth, frömbt oder heimisch, sich über solche gesetz-
te stundt, bey vermeidung hienach stehender straff,
ferner uff und zue tantz zue spilen bewegen noch
verleiten laßen sollen.
Es sollen auch fürs neünte niemand zue tantzen zue-
gelaßen werden, dann der zuer hochzeitt geladen,
unnd die mann und jungen gesellen in mäntlen tant-
zen.
Auch soll zuem zehenden keiner dem anderen ihme
am reyen vorgehenden für oder außer dem ordlichen
reyen tantzen, noch sein tantzgesellin ungeburlich
antasten, uffheben oder herumb sprengen20 und
schwenckhen, und sich sonsten meniglich alles vihi-
schen jelens, schreyens, jauchzens, auch anderer un-
züchtiger, leichtfertiger und schamparer21 worten,
wercken und geberden gentzlichen enthaltten.
Zuem eilfften sollen hiemit alle nacht täntz22, unn-
der- und schlafftrünk23 in der hochzeitt persohnen
heußern oder uff den stuben, wie auch daß brautsin-
gen24 unnd waß dergleichen mehr ist, gantz verbot-
ten sein.
Waß zuem zwölften die nachtimbismahl bey hoch-
zeitten betrifft, ordnen und wöllen wir, daß diesel-
ben gleich umb sechs uhren anfangen und der
hochzeitter und hochzeitterin inn allweg sich dahin

18 Sich beeilen, s. FWb 3, Sp. 527; Idiotikon 1, Sp. 1000.
19 24. August.
20 Im Kreis herumdrehen, s. Wb. d. elsäss. Mundarten 2,
Sp. 558.
21 Unanständiger, s. Grimm, DWb 14, Sp. 2120f.
22 Zum Verbot dieser nächtlichen Tanzveranstaltungen s.
die in DRW 9, Sp. 1304 aufgeführten Beispiele.
23 Untertrunk, hier wohl: Abendtrunk, s. Grimm, DWb
24, Sp. 1694.
24 Das Singen am Vorabend der Hochzeit vor dem Haus
der Braut.

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