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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0554
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Colmar

bequemen und befürderen sollen, daß sie umb neun
oder uffs lengst zehen uhren von der taffell uffstehen
und naher hauß heimwerts ziehen.
Als auch fürs dreyzehende die hochzeittmahl in her-
bergen biß daher den manns persohnen umb sechs
und den weibern unnd junckfrawen umb vier batzen
gegeben, aber die | hochzeitter zue mehrmalen von
den würten in dem mercklich beschwerd worden,
daß sie ihnen etwan drey oder mehr gulden uff einen
tisch (zue mercklichem der angehenden jungen ehe-
leüth oder deren elteren nahrungs abbruch und
nachtheill) nachtragen25 müeßen, so laßen wir es
zwahr der mahlzeitt halben nachmahlen auch bey
gesetztem tax für dißmahl verbleiben, gebieten und
verbieten aber hiemit ernstlich, daß keinem würth
vom hochzeitter oder jemand anderen in deßen nah-
men zue nachtrag uff ein tisch mehr dann zweehn
gulden gegeben, noch auch von ihme oder den sei-
nigen von seinet wegen angenohmen, und doch die
tractation26 also genüegig, gueth und ehrlich sein
solle, daß die geladene gäst damit wohl zuefriden
und sich dabey erfrewlich ersettigen und belusten
mögen. Es soll auch der würth, so er darumb ange-
sprochen, die hochzeitten zue haltten und sich nie-
manden zue versagen oder, da er der verweigerung
erhebliche ursachen, deren sich vor dem herren
obristenmeister verhören zue laßen und deßen be-
scheidts zue geleben schuldig sein.
Damit auch zuem vierzehenden diße ordnung menig
bekhandt und sich niemand der unwissenheit zue
entschuldigen habe, so soll dieselb offentlich uff al-
len zunfften verlesen, angeschlagen, auch, als vihl
darinn der täntzen halben verordnet stehet, jeder
zeitt vor anfang derselben täntzen innsonderheit

g In A gestr.: doch.
h B: unnserer statt.
i-iKorr. von and. Hd. in A: den sechsten Aprilis im sech-
zehenhundert und eilfften jahre.

von jeder zunfftstuben knecht offentlich gerueffen
und meniglich, sich deren gemeß zue haltten, erin-
nert und verwarnt werden.
Wir haben auch zuem fünffzehenden gewisse persoh-
nen bestelt unndg darzue verordnet und wollen hie-
mit, daß uff die verbrecher dißer unnserer ordnung
kuchenmeister oder würth, item stubenknecht und
spilleüth, so den hochzeitten beygewohnt, ihr fleißig
uffsehen haben und, waß sowohl bey den imbsmah-
len als auch den täntzen deren entgegen unordlichs
und straffbars gehandlet unnd verwürckt worden,
am tritten tag nach vollenter hochzeitt unfehlbar-
lich27 dem jeweilen wesenden herren schultheißen
zue riegen und anzuebringen schuldig sein sollen. |
Welcher dann entlich also dißer unnßer wohlbedech-
tigen ordnung widerhandlet zue haben würt befun-
den unnd angeben werden, es betreffe die würth,
hochzeitter, spilleüth, tentzer oder andere, ob son-
derlich oder samenthafft, der soll eines jeden ver-
brochenen articuls halben, als offt daß beschehen,
fünff pfundt Rappen unnachleßlichen zue verbeße-
ren föllig ertheilt, ohn alle gnad oder auch sonsten
gstaltten sachen und nach unnßerer ermeßi-
gung28 mit höheren straffen angesehen werden. Dar-
nach wisse sich meniglich zue richten und vor scha-
den zue hüeten.
Daß gemeinen wir ernstlich und deß zue uhrkhundt
haben wir unnßerh secret innsigell disem mandat of-
fentlich für uffzuetruckhen erkhandt. Geben, wider-
holt und von newem verordnet, Sambstags, iden
dritten Christmonats29 im jahr, als mann zahlt,
sechszehenhundert unnd achtei.

25 Nachträglich zahlen, s. DRW 9, Sp. 1295.
26 Bewirtung, s. Grimm, DWb 21, Sp. 1017.
27 Vgl. Anm. 16.
28 Ermessen.
29 Dezember.

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