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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0089
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2c. Deklaration zur Kirchenordnung 1533

Item, so kertzenn oder lichter uffgesatzt, dat die
als zeychen geacht werden, dat dat volck ire hertzen
zu Got erheve und vertruwe, die selvige, in Got
verstorven, in dem ewigen licht erfreuwet werden.
Item, dat die Pastoer und derselviger furweser
die erven oder bewantenn der affgestorvenen zu hal-
dung der Begengkniß, Drissigsten48 Maenstun-
den49, Jargetzyden und dergelichen nit noedigen
oder dringen.
Ouch mochten dißglychen die predicanten und
seelsorger andere loffliche Ceremonien dem gemey-
nen volck nach der selviger ader derglychen manie-
ren uß grundt der schrifft nach rechtem gebruich
und irster insatzung zu der eheren Gots, innerlichem
verstandt und besserung ußlegen und erkleren. |E2v|
Zom zehenden. So ouch in unser ußgegangner Ord-
nung50 gemeldt, dat die Prediger mit vlyß den ge-
meinen Man underrichten, die vesteldage nit an-
ders, dan nach lofflicher Ordnong und aldem her-
khomen der hilliger kirchen zu halden, es geschee
dan lyffskranckheit halver, waby die obricheit in
dem nit veracht und die lieffd des nesten gekrenckt
ader geergert werd, Sullen unse Rede den predigern
ansagen, dat gemein volck ferner zu vermanen, dat
sie nit allein in der vasten, quatertemper51 unnd an-
deren bißher gehaldenen vastdagen, sonder in de-
gelicher meessicheit unnd affbruch on overfloß es-
sens und drinckens leven, der oeverfloedicheit aff-
brechen und sulchs den armen mitdeylen, damit sy
Gots willen und werck zu vollenbringen und dat ly-
cham dem geyst underdenich zu machenn deszu ge-
schickter befunden werden.
Item, dat ouch die pastoer unnd seelsorger den
aldenn, krancken und andern, die uß redlichen ur-
sachen nit fastenn khunnen, on beschwerniß irer ge-
wissen erleuven, bequeme und inen dienliche spyse
zu gebruichen, Nachdem dieselvige durch dat gesetz
der kirchen nit gebunden werden und niemants den
anderen derhalver ergere, verordele ader verachte.

48 Gedenkgottesdienst, etwa 30 Tage nach dem Tod, vgl.
ebd.
49 Monatlicher Gedenkgottesdienst, vgl. ebd.
50 Siehe oben, S. 55.

Item, so ouch daby verluidt, wannehe die Sonn-
dach und andere Fyrdage durch die predicanten
dem gemeinen Man verkhundigt, Alßdan sie darby
zu underrich- |E3r| ten, dat sy dieselvige mit Christ-
lichen gebedern, mit erwegung ires sundlichen le-
vens, mit warem beruw, mit hoerong des wort Gots
andechtlichen halden und hilligen, und wyn-, byer-
und spilhuiser, Gotslesterungen und sunst alle ur-
sachen der sunden mit hochstem vlyß vermyden,
doch dat ein ider uff den affgesatzten fyrdagen sy-
ner arbeyt ußwarte. Und wir doch bericht werden,
dat, unangesehen unsers bevelhs, nit allein die aff-
gesatzte fyrdage, sonder ouch anndere zu wyder be-
schwerniß des gemeynen Mans mit angetzogen und
derselvigen etliche ernstlichen by dem Ban zu fyren
geboden werden, Sullen darumb unse verordente
Rede den Pastoeren und predigern ansagen, sich be-
melter unser Ordenung da innen selffs gemeß zu hal-
den und den gemeinen Man zu berichten, dat sy dat
mussiggaen, volheit, gotzlesterung und andere myß-
bruich, so mehe uff den hilligenn dagen dan uff an-
deren tzyden geoefft werden, affstellen unnd die an-
genomene fyrdage nach unser Ordenung halden,
Aver uff den affgesatzten fyrdagen irer arbeit uß-
warten. Und dat sie ouch dem volck, insonderheit in
somertzyden, so unstedich weder ist, uff den ange-
nomen fyrdagen erleuffniß geven, dat sie nach der
bescheener predig unnd gotlichen Ampteren zu in-
brengung der fruchten sonder beschwerniß irer ge-
wissenn irer arbeit ußwarten mogen, doch dat
hy[r]in gein moitwill ader verachtung gebruicht
werd.
Und nachdem wir in dem beschloß unser ußge-
gangner Ordenong allen Pastoeren und Predigern in
un- |E3v| sern Furstendommen, Landen und gebie-
den bevolhen, sich derselviger unser Ordenong, be-
richtung und vur ußgegangen bevelschrifften in
irem predigen allenthalver gemeeß zu halden und
alle irrige unnd stridige artickel und wes nit zu frid-
den, eynicheit und besserung dienet, gentzlichen zu

51 Die Quatembertage liegen in der ersten Fastenwoche, in
der Woche vor Pfingsten, in der ersten Oktoberwoche
und im Advent, vgl. Bieritz, Kirchenjahr, S. 50, 111f.,
149.

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