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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0096
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Jülich-Kleve-Berg

5. Armenordnunga
10. Oktober 1554
Ordnung und Policy, die Armen belangendt

Van Gots gnaden wy, Wilhelm1 Hertoug tho Cleve,
Gülich und Bergh, Grave tho der Marck und Ra-
vensbergh, Herr tho Ravenstein etc. doin kundt.
Naedem wy vernemen, dat neven andern myss-
brucken und gebrecken under dem schyn der armoit
voel gesunde lediggenger thoegelaiten, die undoech-
de bedeckt und den bedürfftigen und rechten armen
die Almussen enttogen werden, So hebn wy, Gott
dem Almechtigen tho loff und unsern landen und
underdanen tho gudem, Ordnung und Policy, woe
idt in unsern Furstendommen, Landen und gebieden
by unsern underdanen, Schirmsverwandten und an-
dern den unsern darmit gehalden sall werden,
uprichten laiten, woe hiernae folgt.
Anfencklich Sullen in iderer Stat oder Kirspell uith
der Priesterschap, Schepen, Kerckmeistern oder an-
dern Erbaren personen twee oder drie Furstendere
oder Provisoren der armen verordent werden. Die
Provisoren sullen alle Fyrdage des morgens in der
Kercken umbgain und bidden fur die huissarmen,
under ader nae der Predig, woe sie sich am besten
mit dem Pastoir ader Cappellaen verglyken, die ock
dat volck tho der Almussen und stuyr der armen op
dem stoil vermaenen sullen.
Wes den Provisoren in dem umbgain ader suss
gereickt würdt, Derglycken, wat an den gasthuyss
Renthen ader Spinden overblyven wurde, Sulchs
sullen sie den armen uitdeilen und am irsten, dair
idt am meisten van nöden iss; und wair sie darmit
nit gnuch hedden tho noturfft der Armen, So sullen
sie die guithertigen und vermoegende anspreken, die
gelegenheit tho kennen gevenb |B4v| und sie verma-

nen, den bedürfftigen tho hülp tho kommen. Welcke
dan den Armen also tho geven geneigt syn, die mö-
gen oere stuyr ader Almussen den Provisoren rei-
cken ader selffs den armen thoestellen, dair idth nö-
dich ader wael bestadet erachtet wurde. Welcke ock
sunst on weten der Provisoren uit eigener bewegnuss
den Armen mittodeilen geneigt syn, den sall daran
nit verhindert noch dairin mait gegeven werden.
Idth sall apentlick verbodden und durch Ampt-
luide, Bevelhebber und Provisoren darup gesien
werden, dat nymandt gestadet werde, umb tho loi-
pen und fur den huyseren tho bedlen, dan allein, den
idth durch dieselvige thoegelaiten und darvan schyn
gegeven wurde, Nemlick an den oerdern, dair die
Provisoren nit gnug hedden noch, wo vurgemelt, be-
kommen künden fur die Armen. Und suss sall ock
gein ander Bedler, dan die in einem ideren Ampt
wonhafftig und mit alder, swackheit ader gebreck
des lyffs beladen und notturfftig sy, tho bedlen
thoegelaiten werden. Geine frembde Bedler sullen
gelidden werden, dan allein in erbaren geschefften
durch to trecken und nit mehr dan ein nacht in den
vlecken ader doerperen und nit up den hussluiden
tho liggen, idt were dan sake, dat eniger der fremb-
der mit solicker kranckheit beladen wurden, dat sie
nit ferner reisen künden. Desfals sall den frembden
durch die Provisoren ock stuyr geschien.
Wair sich aver thoedrüge, dat in den umbliggen-
den landen durch overtoch, brandt ader ander
gmein ungluck an einigen ordt die luide verdorven
ader beschedigt würden, dat die armen dar nit kun-
den underhalden werden und des geborlich bewyss
brechten, die sollen nit uitgeslaten, sunder |C1r|

a Textvorlage (Druck): StadtA Soest Abt. A Nr. 738. 1 Wilhelm V. von Kleve (reg. 1539-1592), siehe oben,
b Im Druck: genen. S. 40 Anm. 79.

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