Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Jülich-Kleve-Berg

Gezeichent zw Hamboch15 unnder hochgemelts
meinß genedigen herren, hertzogen etc., hieruff ge-
drucktem secret sigell am xvi. tag Septembris anno
[MD]lix.
[Wappensiegel aus Papier] |13v leer, 14r|
Ger. Jul.16

A.
Nachdem die verfuerische und verdambte secten der
widerteuffer und sacramentirer jhe lenger, jhe mehr
vast17 inreissen und sich ereugen thun18, derwegen
die notturft erfordert, solichem unchristlichem,
hochbeschwerlichem handell mit gutem, gotseligem
und zeitigem rhat nachzutrachten und uf die wege
bedacht zu sein, damit eindracht und bestendiger
fridt erhalten, ufrur und unrechte lehr furkommen
und vermitten bleiben moge.
Dieweill dan zu besorgen, das etliche einfeltige,
schlechte19 fromme durch ufwigler und vermeinte
lehrer in soliche verfuerische hendell und secten ge-
fuert, so ist in alweg fur nutz und notig eracht, das
gotselige, gute, gelerte predicanten denselbigen fur-
gestelt, sie in irem irthumb mit Gottes wort zu-
underrichten, und diejenige, so also nach beschehe-
nem bericht sich zu der gemein und gehorsam der
christlichen kirchen begeben und von irem irthumb
absteen wurden, zu begnaden und zu gemeinschaft
der kirchen zuzulassen, idoch, das sie sich verburgen
und verpflichten, den verfurten secten gentzlich ab-
zusteen, auch mit denselbigen hinfurter kein ge-
meinschafft zuhalten, aber die ufwigler, predicanten
und verfuerer, auch die, so in irem irthumb halstar-
rig verbleiben und zu verhorren gemeint, vermog
der key[serlichen] ma[jestä]t unsers allergnedigsten
herrn und des heiligen reichs constitution20 zu recht
zu stellen und zuverclagen und nach gegebnem ur-
15 Siehe oben, S. 51 Anm. 3.
16 Siehe oben, S. 84 Anm. 3.
17 Zahlreicher.
18 Sehen lassen.
19 Schlichte, einfache, Grimm, DWb 15, Sp. 519f.

theill alle gelegenheit der personen und uberfarung
an meinen g[nädigen] h[errn] in underthenigkeit zu
gelangen, ferner bevelhs und bescheidts zu erwarten.
Das auch ire f. g. in allen pfarren der key. mat.
von wegen der widerteuffer unnd sectarien außgang-
ne und publicirte constitution, dergleichen irer f. g.
herr vatters und irer f. g. edicten21 offentlich verle-
sen thue mit bevelh, denselben wircklich zu geleben
und nachzukommen bei straff und peen, darin ver-
leibt. Solten aber etliche sein, so daran einich be-
dencken oder |14v| beschwernus zu haben vermeinen
wolten, das dieselbige inwendig acht wochen den
negsten uff N. platz bei N. erscheinen, ire be-
schwernus denselbigen furzubringen, bericht zu
thun, auch gegenberichts unnd bescheidts hinwider
von inen zu erwarten, und das durch die ambtleute
und bevelhaber, auch die predicanten und verhörer,
wer die seien, auch, wie sie befunden, seiner f. g. mit
gutem bericht verstendiget werden, umb nach befin-
den ferner bevelh und bescheidt daruber haben zu
geben.
Diejenige aber, so mit solichem irthumb befleckt
und sich in benanter zeit nit angeben, auch nach
beschehenem bericht zur besserung und christlicher
gemein nit ergeben wurden, das die auß irer f. g.
landen biß zur besserung und abstandt ires ir-
thumbs zu den ewigen tagen verbannen sein und
bleiben und, da sie sich daruber heimlich oder of-
fentlich in irer f. g. landen enthalten wurden, das sie
also an leib und leben zu straffen und, so sie entwi-
chen, ire gueter zu confisciren und anzuhalten, auch
die heuser und platzen, da die conventicula und
heimliche beikunfften oder furschub furgenomen,
nider zu reissen, auch dero gueter zu confisciren.
Und nachdem die anstossende ambter und lande
uf den grenitzen22 dergleichen verfuerer in iren ge-
bieten zum theill haben mogen und allerhandt bei-
kunfften23 in buschen und broechen sich under inen
zutragen, mit den genachbarten hern und obrigkei-
ten sich zuvergleichen, wie dieselbige beikumpsten

20 Siehe oben, S. 74 Anm. 3.
21 Siehe oben, Nr. 3a, 3b.
22 Grenzen, Grimm, DWb 9, Sp. 128-130.
23 Versammlungen.