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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0117
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11. Mandat gegen eigenmächtige Neuerungen durch die Geistlichen 1567

11. Mandat gegen eigenmächtige Neuerungen durch die Geistlichena
14. März 1567

Unser freundtlich grueß zuvor, würdiger und erbar,
besonder guter freundt. Wiwoll der durchleuchtig,
hochgeborner furst, unser gnediger her, hertzog zu
Gülich, Cleve unnd Berg etc.1 hiebevor durch irer
f[ürstlichen] g[naden] außgangene edicten, manda-
ten und andere bevelhen sich erclert unnd vernemen
laßen, wie die pastor unnd kirchendiener inn reli-
gionßachenn biß zu weiterem irer f. g. bescheid sich
zuhaltenn, so khumpt man doch inn glaubliche er-
fharung, das, solches unangesehenn, etliche kirchen-
diener eignes synnes und authoritet viell christli-
cher, unverwerfflicher ceremonien stracks abthuen
unnd allerhandt newerungen nach irem selbst gut-
dunckenn und gefallenn einfhürenn und anrichten,
zum theill auß großer vermeßenheit und unerfha-
rung, zum theill auch durch angeben etlicher irriger
leuth, unnd also denn gemeinen mann, bei welchem
offtmals khein recht iuditium, an sich ziehen, dar-
durch dan groß zweispalt und uneinigkeit sich zu-
tregt und die sachen der christlichenn religionn inn
beschwerlichenn verlauff gerhaten.
Nun hette man sich gentzlich versehen, dweill
hochermelter unser gnediger furst und her aus
christlichem, gnedigem gemüt für guter zeit ein
sorgfeltig nachdenckens gehadt und inn fleißigem
arbeit gestanden und noch, ein christliche ordnung
|167v| unnd reformationn inn religionßachen (dar-
durch auch die mißbreuch, so durch langkheit der
zeit eingerißenn, abgestalt unnd inn beßerung
bracht werden sollen) sunderlich außgehenn zula-
ßen2, gerürte pastor unnd kirchendiener solten der-

a Textvorlage (Handschrift): LAV NRW R, Jülich-
Berg II, Nr. 239a, fol. 167r-168r. Abdruck: Keller,
Gegenreformation 1, Nr. 51.

1 Wilhelm V. von Kleve (reg. 1539-1592), siehe oben,
S. 40 Anm. 79.
2 Zum Entwurf der Kirchenordnung von 1567 siehe oben,
S. 45f.
3 Das Landdekanat Neuss unterstand dem Archidiakonat

selben reformation, wie billich erwartet, mitler zeit
irer f. g. vorigenn edictenn und bevelhen gemeß ge-
lebt unnd nitt ein jeder nach seinem gefallen newe-
rung furzunemenn understanden haben.
Ist demnach anstat und vonn wegen irer f. g.
unser gesinnen, das ir alle pastores der landedtchany
Nuiß3, ewers bevelchs underthenig, wes deren in irer
f. g. landen unnd gebiete geseßen, anstundt4 furbe-
scheidet unnd inen diese meinung fürhaltet mit vlei-
ßiger erinnerung und vermanung, obangeregter ord-
nung und reformation ein kurtze zeit mit gedult zu-
erwarten, auch in denn kirßpeln, da es von nöten
und uff newerung gedrungen, die underthonen die-
ser gelegenheit im bestenn zuberichtenn unnd alle
sachenn biß darann inn gutem friedenn unnd christ-
licher einigkheit bei inen zuerhalten, damit fol-
gendtz inn allen kirchenn irer f. g. lande ein gleich-
meßige christliche ordnung, der sich niemand mit
redenn unnd pilligkeit zubeschweren, gehalten und
zweispalt, auch sorglicher verlauff unnd weiterung
inn itzigenn gefherlichenn zeiten destomehr |168r |
verhütet unnd vermittenn bleiben mögen. Verlaßen
wir uns also und thuen euch dem almechtigenn be-
velhen.
Geschrieben zu Dußeldorff5 am xiiii. Martii anno
etc. [MD]lxvii.
Hochermeltes unsers gnedigen fursten und hernn
hertzogenn etc. rhete.

des Kölner Domdekans. Es erstreckte sich rechts und
links des Rheins, wobei die linksrheinischen Teile mit der
Stadt Neuss politisch den Kölner Erzbischöfen, die
rechtsrheinischen mit Düsseldorf den Klever Herzögen
unterstanden, vgl. Gatz/Albert, 1700 Jahre Christen-
tum, Nr. 9 S. 36f.; Nr. 16 S. 52-54.
4 Von Stund an, unverzüglich.
5 Zur Residenz in Düsseldorf siehe oben, S. 77 Anm. 5.

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