Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0123
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Einleitung

1. Die Entstehung und Gestalt von Hochstift und Stadt Minden
Das Bistum Minden an der Weser wurde um 800 von Karl dem Großen gegründet. Im Hochmittelalter
konnten die Bischöfe zwar ein Territorium erwerben, dieses blieb jedoch bescheiden und zählte zu den
kleinsten geistlichen Herrschaftsgebieten im Alten Reich.1 Das Fürstbistum Minden umfasste eine Fläche,
die in etwa dem heutigen Kreis Minden-Lübbecke entspricht. Es erstreckte sich zwischen dem Bistum
Osnabrück im Westen und der Grafschaft Schaumburg im Osten. Im Norden grenzte es an die Grafschaften
Hoya und Diepholz, im Süden an Ravensberg und Lippe.2 Das Hochstift gliederte sich in die Amtsbezirke
Rahden, Reineberg, Hausberge, Petershagen und Schlüsselburg sowie die Herrschaften Friedewalde und -
als Kondominat mit Diepholz - Stemwederberg. Neben diesen Ämtern besaß das Fürstbistum mit Minden
und Lübbecke zwei selbständige Städte.3 Obwohl die Stadt Minden Kathedralsitz und Hauptort des Hoch-
stifts war, befand sich die bischöfliche Residenz seit 1306 im gut 10 km nördlich gelegenen Petershagen.
Hier waren auch die fürstbischöfliche Regierung und die landesherrliche Kanzlei angesiedelt.
Im Spätmittelalter waren die Fürstbischöfe mit den umliegenden Landesherren4 in anhaltende Ausein-
andersetzungen um das Stiftsterritorium verwickelt, das immer mehr zum Objekt dynastischer Familien-
politik wurde, zunächst der Grafen von Hoya und Schaumburg und im 16. Jahrhundert der Herzöge von
Braunschweig-Lüneburg. Im Reformationsjahrhundert brachten die Welfen schließlich fünf Bischöfe bzw.
Bistumsadministratoren auf den Mindener Bischofsstuhl.5

Die Mindener Bischöfe und Bistumsadministratoren im 16. Jahrhundert:6

1508-1529
1530-1553
1553- 1554
1554- 1566
1567-1582
1582-1585
1587-1599
1599-1633

Franz I. von Braunschweig-Wolfenbüttel, 1508 gewählt, seit 1512 amtierender Bischof
Franz II. von Waldeck, Administrator, seit 1532 zugleich Bischof von Münster und Osna-
brück
Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel, gewählter Bischof
Georg von Braunschweig-Wolfenbüttel, Administrator
Hermann von Schaumburg, gewählter Bischof, 1573 bestätigt
Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel, gewählter Bischof
Anton von Schaumburg, gewählter und bestätigter Bischof
Christian von Braunschweig-Lüneburg, gewählter Bischof

1 Nordsiek, Topographie, S. 13-19; ders., Karl der Große,
S. 11-55; Gatz, Bistümer, S. 469f.; Ditt, Stadteinzugs-
bereich, S. 180f.; Brandt, Minden - Domstift, S. 594;
Wichmann, Rhein, Ross, Ruhr und Rose, S. 81. Zu Ent-
stehung und Entwicklung des Bistums siehe auch Ort-
manns, Bistum Minden, S. 3-104.
2 Nordsiek, Einführung, S. 45; Olpp, Aus dem kirchli-
chen Leben, S. 46f.; Frie, Entwickelung, S. 32-35,
80-88; Schoppmeyer, Ausformung, S. 22f.
3 Nordsiek, Vom Fürstbistum, S. 252; Schröer, Refor-
mation 2, S. 23.

4 Den welfischen Herzögen, den Grafen von Hoya und
denen von Schaumburg sowie den Edelherren vom Berge
und denen von Diepholz, Tscherpel, Minden, S. 571-
573.
5 Krieg, Einführung, S. 33; ders., Geschichte des Bistums,
S. 46f.; Schröer, Reformation 2, S. 24f.; Kohl/Gatz,
Bistum, S. 56; Aschoff, Minden, S. 814; Speitel, Aus
der Geschichte, S. 9.
6 Gatz, Bischöfe, S. 814.

105
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften