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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0143
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2. Kirchenordnung 1530

mergeyster, de se yn alle ungelücke des lives und der
zele fürenγ.
Up sülcke mach men wol upseen, dat se sick
nicht under dem volcke edder lereren erheven. Na
dem worde Gades överst mach men wol trachten

und des umme neines menschen dreie vorlaten Und
bidden Godt umm gnadeδ. Dit is dat erste Artikel,
welckes uns thom ersten, up dat wy Gades wort
recht ervaren, nödt si. Unenige prediker överst late
men varen.

Vam Superattendenten |B2r|

Wi willen vor alle dinck, möten ock hebben enen
Superattendenten, Dat ys einen upseinder, dem de
sake aller Predigern und der Scholen bevalen sin,
Ock, so veel der enicheit und lere andrepen ys, acht
hebben. Desülve schal sin dartho vam Ersam Rade
und der gantzen gemeyne geordent, dat he schöle
acht hebben, Wo und wat men leret, sülckes is van
hogen nöden, Wente wi willen dorch Gades gunst
eyndrechtyge predikinge nha dem worde Gades over
de gantzen Stadt hebben, alse yd, Godt gedancket,
yn allen kercken ys angefangen und geit ym swange.
Wi willen ock mit unsem weten de nicht liden Sec-
ten, Partie des wordes halven, Ock nicht falsche pre-
dike yegen dat Evangelion dürg Mönche edder süst
ander Papen, Ock nicht weder de gnade Gades,
Dorch Jhesum Christum uns geschencketε, Ock
nycht wider den beveel und ynsettinge der Döpe
und des Sacramentes des lives und blodes Christi,
van Christo mit klaren wörden yngesettet und be-
valenζ.
Unlidlich schal uns ok sin sulcke predike, de dar-
hen denent, dat men der rechten Overicheit nicht
scholde gehorken edder gehorsam sin, gelick als un-
der denn Christen nicht scholden wertlike Heren
sin, Wente sülcke Heren, alse dar si ein Ersamer
Radt to Minden und ander wegen (So se er ampt
rechte bruken), könen wol vor Godt unse Christli-
che bröder dürch den geloven sin, vor welkerem un-
sem Heren Gade neen anseent der personenη si.
Overst na erem ampte schölen se sik holden vor He-

γ Mat. 23 [1-36].
δ Mat. 24 [3-28]; 1. Joan. 4 [1-6]; Mat. 10 [26-33]; Acto. 5
[29],
ε Mar. 16 [15-16]; Mat. 18 [=28,19-20].
ζ Mat. 26 [26-28]; Mar. 14 [22-24]; Luce 22 [19-20];
1. Cor. 11 [23-25].
η 1. Petri 1 [17]; Jaco. 2 [1].

ren und fechten mit dem Swerde, ene van Godt be-
valenθ, De unchristlichen boven tho straffende |B2v|
na rechte. Wen Godt sölcke Overicheit nicht geset-
tet hedde, weren wi nergen seker. Hirumme överst
heft Godt de Overicheyt gesettet, up dat wi Chri-
sten, de wi doch dat ungerechte, wo uns geschüt,
düldich dregen scholden, nicht liden könen. Up dat
wy nu de wrake dörch uns sülvest nicht söken und
ein yder sin egen Richter sin, heft Godt sülcke Ove-
richeit up de werlde angesettet, Den ock dat Swert
darumme bevalenn, dat se dat gerechte nicht na
gunst edder gave hanthaven schölen und dat böse
straffen. Hie[r]umme möte wi ene geven Schot,
Früchten und ereι, Nicht allene darumme, dat se
uns möchten straffenn, besünder umme Gades wil-
len, de id (Wo Paulus, Roma. 13 [1], 1. Petri 2 [13]
secht) also geordenet heft. Allene wedder Godts
worde schölen wy nycht dön um der Overicheit wil-
lenκ. Godt geve, se willen edder willen nicht. So ys
Godt darinne de högeste Overicheit.
Up sülke und der gelichen stücke möt de Super-
attendente seen, dat de lere Christi bi uns reine bli-
ven und unenicheit nicht werde dorch ungeschicke-
de predeker erwecket. Ock scal de Superattendent
predeken to sünte Marten11 und süs, wor yd nödich
ys, yn den anderen kerken. Und schal ock de we-
dersprekers des Evangelii weten umme tho leggende
Und öhne myt Gödtliker bewerder scrift weten wed-
dertostanλ. Und dewyle men so veel prediger ynt er-
ste hyr nicht holden kan, Schal de Superattendens

θ Rom. 13 [1-4].
ι Mat. 17 [24-27]; Mar. 9; Luce. 9.
κ Acto. 5 [29],
λ Titum 1 [10-16].
11 Stifts- und Pfarrkirche St. Martin, siehe oben, S. 106
Anm. 16.

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