Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Minden

alle Söndage und Feste twe mal des dages, dat erste
tho Sünte Marten, dat ander to unser leven Frau-
wen12, So dar nicht prediger genöch sint, So schal he
den namiddach tho Sünte Marten efte ym Pauler
closter13, wor id eme gefelt, predigen. Tho dem Su-
perattendenten schal eyn adiutor |B3r| yn Sünte
Martens kercke werden geschicket.
De sülvige Adiutor, dewile de unvormögene tall
der prediger hir noch si und so veel kerckendener,
als sint tho Brunswich und ander Stede, nycht kö-
nen geholden werden, schal he de Sacrament beide,
der Döpe und des Altars, mytsampt aller besökinge
der krancken binnen und buten der stat tho vorsor-

gende vorplichtet sin. Ock schal yn nenem Caspel
ein prediger werden angenomen, he schal den tho-
vorn vor de vorordenten eines Ersamen Rades mit
sampt uthe der gemeyne, alse dar sint de Casten-
heren, geföret werden; de sülven schölen en dem Su-
perattendenten overantworden, yd si, yn wat Ca-
spel dat yd si, Unde he schal also eyndrechtigen, so
he denen kan, werden aengenamen. Dat men överst
thovorn God umme gude prediker bidde14, holde ick
vor eyn nödich werck. Ock schal de Superattendens
de Schole, wo hirna bescreven, vaken mit den vor-
ordenten visitern, Ock de armen yn erer nödt tho
besöken.

Van der Ordeninge der Prediger yn allen Kercken

War ysset und ock nödich, dewile dörch ungelerte
und ungeschickte regenten und predigern de gantze
werlt yn vorföring gebracht, dat men nu wedderum-
me dat regiment schicklich und Ordentlich, Wo Pau-
lusμ leret, forneme. Nadem men hir nu vel predigers
bedarf, dewile mer alse eyn Caspel is und dat volck
der nigericheitg gantz ser geneget, ys van nöden, dat
|B3v| men nicht mer prediger wen nödich sin (up dat
de Sake nicht ungeschicket vort ga) anneme. Dat
ock ein mercklike orsake, thom ersten, Up dat de
veelheit der predigern nicht erringe make, Thom
Andern up dat, dat men de predigern, de nödich
werden sin, destho erlicher tho nottruft eres hüß-
holdendes besorgen könen.
Darumme scal sick ock de Superattendens mit-
sampt den anderen predigern tho behove aller
kercken laten bruken und nicht allene einer kerken
wesen angebunden. Und so scal de Superattendens
ersten yn Sünte Martens karcken vorplichtet sin
Und de düdessche Mysse yn allen andern kercken
anheven. Weret nu, dat eth dem Superattendenten
in sinem arbeide tho vele wörde edder, de krancken
μ 1. Cor. 14 [40],
g Im Druck: vigericheit.
h Im Druck: vörde.
12 Stifts- und Pfarrkirche St. Marien, siehe oben, S. 106
Anm. 14.
13 Dominikianerkloster St. Paul, siehe oben, S. 107
Anm. 18.

tho besöken, nenen Adiutorem hedde, So schal de
van unser leven Fruwen15 dat eyne deil des Caspels
tho Sünte Merten16 und de van Sünte Simeon17 dat
ander deil, yd si mit dem Sacramente edder süst un-
derrichtinge, tho besöken vorplichtet sin. Unde so
einer dem anderen hülplick bereit sin, So ysset vor
gudt angesein, dat thom ersten yn Sünte Martens
kercken schölen sin twe güde prediger, Welckere si
de Superattendens und noch einer tho eme und ein
Cappellan, To unser leven Frawen twe gude Predi-
ger unde eyn Cappellan, To Sunte Simeon ein gud
Prediger, dewile dat Caspel klein ys.
Isset nu sake, dat de tho Sünte Simeon kranck
wördeh, schal de eyne van Sünte Marten yn syne
stede ghan. |B4r| Id were wol billik, dat men mer
Prediger, umb der krancken und umliggende dörpe
willen, hadde. Overst wen nu God de gnade den gro-
ten hensen, alse sint de Deken und anderen prela-
ten, geven wert, Dat se dat wort Gades, wo er ampt
ys, ock vorkündigen, so hape ick, et schal beter wer-
den, Vor welckere de Prediger dachlikes Godt, ene
den geloven tho gevende, flitich sin tho biddende.
14 Vgl. Mt 9,37-38.
15 Stifts- und Pfarrkirche St. Marien, siehe oben, S. 106
Anm. 14.
16 Stifts- und Pfarrkirche St. Martin, siehe oben, S. 106
Anm. 16.
17 Kloster- und Pfarrkirche St. Mauritius und Simeon,
siehe oben, S. 106 Anm. 15.

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