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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0172
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Minden

6. Festlegung des evangelischen Bekenntnisstands im Fürstbistuma
12. März 1583

Von Gottes gnaden wir, Heinrich Julius1, bischoff zu
Halberstadt, administrator des stiffts Minden, her-
tzog zu Braunschweig und Luneburgh, bevhelenn
euch, den erwirdigen, ernvhesten und hochgelarten,
unserm landtdrosten und cantzlern, ernn Curdtenn
von Aßwe2, seniori, und Johann Beckern3, der rech-
tenn doctorn, das ihr anitzo oder kunfftig, wen sichs
leiden will, alle unsere pastoren und predigers, so
woll der pfandtheusenn alß der andern, in diesem
unserm stifft embtern4 vor euch bescheidet unnd ihn
antzeigt, das wir hiemit ihnen wollenn aufferlegt ha-
benn, das sie Gottes wordtt vermüge der Augßpur-
gischen Confession5 auch bevoraus der propheti-
schen unnd apostolischen schrifften lauter unnd rei-
ne lehren unnd predigen, auch vermüge desselbigen
sunde, laster und schande straffen und keine andere
seckten dawieder einschlief[fen?]b6 lassen sollen. So
wollen wir auch, das [sie] fur ihr person und die ih-

a Textvorlage (Handschrift): LAV NRW W, Minden-
Ravensberg, Konsistorium IV, Nr. 528, fol. 10. Abdruk-
ke: Schlichthaber, Kirchengeschichte 3, S. 11f
Nordsiek, Entstehung, S. 79f. (sprachlich moderni-
siert).
b Papier zerstört. Bei Schlichthaber, Kirchenge-
schichte 3, S. 12: „einschleichen“.

1 Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel war
zwischen 1566 und 1613 Administrator des Bistums
Halberstadt und von 1582 bis 1585 gewählter Bischof
von Minden, siehe oben, S. 116 Anm. 87.
2 Curd von Aswede war Landdrost des Fürstbistums und
somit Leiter der Regierung sowie zugleich Repräsentant
der Mindener Landstände. Vermutlich war er ein Bruder
des Mindener Domherrn Conrad von Aswede, Nord-
siek, Glaube und Politik, S. 7, 67, 112 Anm. 224; ders.,
Entstehung, S. 80.

rigen dermaßen ein christlich, erbar lebendt unnd
wandel ihren pfarrkindernn zum gutem exempell
fuhren, welches ihrer lehr und standte gemeß und
eintlich7 sei. Unnd da wir wurdenn befinden, das ihr
ein oder mehr inn ihrer lehr unnd lebenn [dagegen]
werden verstossenn, so wollen wir dermassenn ein
einsehen darin haben unnd thun, das sie unsern
christlichenn |10v| eiffer unnd ernst darob greifflich
zuspurenn haben.
Urkundtlich habenn wir dieß mit unser eigenn
handt underschrieben und unser secrett darunter
aufdrucken lassenn.
Gegebenn auf unser vehstung Petershagenn8 am
12. Martii Anno etc. [15]83.

Henricus Iulius manu sua s.

3 Der Kanzler Dr. jur. Johann Becker (1548-1601) war
Sohn von Heinrich Becker (Pistorius), eines evangeli-
schen Theologen und Rektors des Mindener Gymnasi-
ums sowie späteren Leibarztes des Grafen von Hoya,
Nordsiek, Glaube und Politik, S. 103 Anm. 1; ders.,
Entstehung, S. 80.
4 Nordsiek, Entstehung, S. 79 überträgt ins Neuhoch-
deutsche: „Alle unsere Pastoren und Prediger aus den
Amtsbezirken des Hochstifts Minden“.
5 Confessio Augustana von 1530, BSELK S. 85-225.
6 Einschleichen, Grimm, DWb 3, Sp. 277.
7 Eigentlich = eigen.
8 Seit 1306 befand sich die Residenz der Mindener Bi-
schöfe im rund 10 km nördlich von Minden gelegenen
Petershagen.

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