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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0184
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Herford

Jederman wet wol, dat ick my entschuldiget
hebbe der ringen besoldinge halven tho Brunswig,
am ende mynes bokes, uth den dren Ordeningen ge-
tagen4, Unde ein Erbar Radt tho Brunswig hefft my
muntlick mehr wen einmäl thogesecht, de solde tho-
verbeterende, unde frylick bekand, dat de besoldin-
ge to ringe sy, noch hefft desulvige besoldinge dar jo
eine betere gestalt wen by iw. Wen anders neyne
gudere, de me nomet geistlike gudere, Beneficia
unde lene, wen se affsterven, vorhanden weren, wo-
wol ick van sulken Beneficien nichts in disser Ordi-
nantie vermerke, so were doch ein iglich minsche
schuldig, na synem vermoge Jarlik togevende uth
der hand, darmede sulke Christlike ampte unde
Scholensorge rikelick wurde erholden, als ock de
Christen pleegen tho dohn by der Apostel tiden
unde darna. Overst wy hebben uns gewennet, den
Monneken unde dem losen Papenvolcke togevende,
de noch Gade noch der werlt nütte syn, unde ver-
voren uns dartho. De armen broder, de van groter
hillicheit wegen neyn gelt in de hand nehmen, konen
in twen Jaren ein kloster buwen, dat mehr wen
twelff dusent gulden kostet, overst dat leve Evan-
gelion mit syner salicheit unde tucht achtet me lei-
der nicht eines gulden weerd. Gott gifft nu syn reyne
unde klar Evangelion unde rechtschapene lere, ock
van der Overicheit unde wertliken saken, wo de
Conscientie darinne vor Gade kan bestan, gifft ock
frame unde gelerde lüde, de Gades Wort leren unde
de Joget recht underwisen |A2v| konen, Overst de
werlt kan se nicht liden, unde de sick des Evangelien
verromen, willen se nicht holden. Frame, gelerde

4 Johannes Bugenhagen, „Von mancherley Christlichen sa-
chen, tröstliche leren, sonderlich von beiden Sacramen-
ten, nemlich der Tauffe und des leibs und bluts Jhesu
Christi wider die irrigen Secten, gezogen aus der Lübe-
ker, Hamborger und Brunswiger Ordenunge Durch Jo-
annen Bugenhagen Pomer. Wittemberg, M.D.XXXI“.
Diese Schrift enthält am Schluss das Kapitel „Entschul-
digung von dem solde der Predicanten zu Brunschwig“,
Geisenhof, Bibliotheca Bugenhagiana, S. 304-310.
Abdruck der von Johannes Bugenhagen verfassten Ord-
nungen für Braunschweig (1528), Hamburg (1529) und
Lübeck (1531) in Sehling, EKO VI/1, S. 348-458;
Sehling, EKO V, S. 488-540, 334-368.

lüde sind in etliken örden gebleven, bet dat se de
armüt unde nöt eres lives unde kynderen wech dreff,
alleyne hielt de Conscientie de framen Predicanten,
dat se Gott furchteden unde dorfften dat volck
nicht verlaten, wowol se nöt unde armüt unde spot
dartho van etliken leden, Unde unse Evangelischen
lüde konen ock sere klöcklich darvan reden. Wil he
wech tehen, wet he nicht, dat he to einem Prediker
hirher gevordert is? Is dat ein Christlick Prediker,
de uns armen lüde wil verlaten? Ja, lever, Se willen
Evangelisch syn und hungeren doch den framen
Prediker uth, darna schal de Prediker de schuld dar-
tho hebben. Christus secht: Ick byn im namen my-
nes vaders gekamen unde gy nehmen my nicht an,
wert ein ander inn synem namen kamen, den werde
gy annehmen5. So moten denne nye erdöme kamen,
dar wy nicht up gedacht hebben. Denne gifft me
wedder an mit beiden henden.
Darumme, Ersamen, leven Heren, trachtet, de
Predigstöle unde Schole ehrlick unde genochsam tho
versorgen, geldes werde gy noch hebben, seeth allei-
ne, dat gy Gades gnade beholden unde lüde mogen
hebben, de iwer gemeyne in sulken Christliken sa-
ken konen denen, me werpet se nicht van dem bo-
me6. Sy willen, alse Gotlick unde billick, alse ock in
iwer Ordinantie steyt, eynen gelerden Magister heb-
ben, in den hilgen spraken unde Scholekunst erfa-
ren. Ick hore, dat |A3r| sulck ein man by iw sy, mit
namen Rodolphus7, Overst I[wer] E[rsammenheit]
möt jo trachten, welker ehre sulke lüde werd sind,
nomelick dubbelder, alse Paulus secht8, dat me se
nicht holt alse betteler, sunder ehrlick etc. Gedenckt

5 Joh 5,43.
6 Sprichwort: Man schüttelt sie nicht von den Bäumen,
TPMA 1 (1995), S. 397 Nr. 313.
7 Magister Rudolf Möller, Rektor der Herforder Latein-
schule, kam aus dem Hochstift Minden, er hatte in Wit-
tenberg studiert und hielt sich seit 1525 in Herford auf.
Von hier wurde er mehrfach nach Minden und Hannover
berufen, von 1540 bis zu seinem Tod 1568 wirkte er in
Hameln, zuletzt als Superintendent, Rothert, Kir-
chengeschichte, S. 100; Holtschmidt, Lateinschule,
S. 10f.; Richter, Herford, S. 14f.; Hölscher, Refor-
mationsgeschichte, S. 15, 25f.
8 1Tim 5,17.

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