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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0206
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Herford

und dat me den parvum Catechismum one vorlese,
daruth bockstaven leren, und nicht velerleye fibe-
len, dat one hinderlick is, Darnegest enen groven
Donatum. Me mot one ock summige vocabulen alle
avende vorschriven, de se oren olderen mede tho hus
bringen. Und dat se jo in dem Catechismo wol ge-
ovet werden, de se ock, wo vor getekent is, in der
kerken jegen ein ander reciteren scholen na der er-
sten Predike. |D6r|
Van den schriffscholeren
Men kan ock noch nene schriffschole liden noch je-
nige winckelschole binnen offt buten unser stadt up
dem berge117, Sunder, up dat de rechte schole nicht
vorlediget werde und de jungen ock sick nicht tho
hope ropen uth velen scholen und dat se ock in Go-
des worde und dwange wol ertogen werden und
sampt den Latinschen inn den kerken mede singen,
So schal me enen sunderliken hupen thorichten vor
de düschen scholer in enem afforde in der schole,
und den moet me wol vorschriven rechtschapen,
gude schrifft etc., als de schriffmesters weten und
reken, leren, ock setten118, etc. Und vor alle, dat se
jo den Catechismum mede leren und mit den ande-
ren in der kerken na tyde upseggen.
Item de mesters moten sick beflitigen, de joget
tho oven in figurativis119 tho singen, doch kortlick,
dat idt nenen vordrot make dem volcke. Wenner dat
de brudt tho kerken geyt, dan mogen se in figura-
tivis singen na orem gevalle, so de brudt den Can-

117 Das Stift St. Marien auf dem Berge am östlich der Stadt
gelegenen Luttenberg.
118 In der neuhochdeutschen Übersetzung von Brigitte De-
rendorf und Timothy Sodmann wird „ock setten“ mit
„auch Aufsätze zu machen“ übertragen.
119 Figuralmusik (musica mensuralis vel figuralis), mehr-
stimmig ausgestaltete Musik im Gegensatz zur einstim-
migen liturgischen Musik (musica plana vel choralis),
MGG Sachteil 6 (1997), Sp. 1201.
120 Luther, Aus tiefer Not schrei ich zu dir, AWA 4, Nr. 11.
121 Luther, Mitten wir im Leben sind, AWA 4, Nr. 3.
122 Luther, Gott, der Vater, wohn uns bei, AWA 4, Nr. 23.
123 Der Herforder Augustinerkonvent übergab die Kloster-

toribus oren willen darvor maket, sus droven se dat
nicht doen.
Item, wenner jemandt stervet und de scholeme-
sters mit den scholeren gefordert werden thor be-
greffnisse, so schal de mester singen: Uth deper
noet120; Midden wy im levende etc.;121 Godt, de va-
der, wonne etc.122 Wat me one dan geven wert, scho-
len de gesellen under sick delen, wenner dem Rector
ene vorsoldinge gegeven wert. | D6v|
Stede der schole und vorsorginge der mesters
Wy willen ock thor schole eine wolgelegen, stille und
warme stede hebben und bequeme stede vorschaffen
na tyden, de kloster vorlediget werden123. Dem Ma-
gister wil wy ock frye husinge besorgen, wol der
schole belegen, Idt were sake, dat he alrede husinge
hedde by den sinen, so he eines borgers kindt were.
De Conrector, so he doch der studenten mester is,
hefft mit sinem gesellen rede husinge Im have124,
und dusse twe mit den studenten und kinderen und
scholeren up der nigen stad werden des hilgen dages
darsulvest den sanck vorwaren in S. Johannes125
Carspel und sick na dem Prediker schiken und rich-
ten.
Item, wen wy vormogen, wil wy dem Magistro
uth der schatkisten126 jarlikes lonen, Item den twen
gesellen alle jar, Item dem Conrector unde sinem
gesellen lonet de hoff, als wontlick is. Dat scholelon
schal sin den fromeden des halven jars, Den riken
borgers kinderen der halven jars, Den armen kin-

gebäude 1540 an Äbtissin und Magistrat. Die seit dem
Mittelalter bestehende Stiftsschule wurde hierher ver-
legt, aus der schließlich das Herforder Friedrichsgym-
nasium entstand, Bruning, Konfessionalisierung,
S. 90; Stupperich, Eigenart, S. 133: Neuser, Kir-
chengeschichte, S. 67; Brandt/Hengst, Geschichte 2,
S. 30; Andermann, Geistlichkeit, S. 11-36; Pape,
Schule am Herforder Münster, S. 18-27; Hölscher,
Reformationsgeschichte, S. 14; Rothert, Kirchenge-
schichte, S. 101f.
124 Studentenhof, siehe oben, Anm. 83.
125 Siehe oben, Anm. 13.
126 Siehe unten, S. 193.

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