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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0239
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6. Armenordnung 1596

6. Armenordnunga
5. November 1596
Dörtmünsche armen ordnungh,
anno thausendt vunfhundert zweiundneuntzigh daselbst irstlich angefangen |2r|
Armen ordnungh, wie ins werch gestaldt und itzo observirt und in effectu gehaltten, colligert und zusamen
gefast am 5. Novemb[ris] [15]96. Joh. v. Brincke1

Es sein zu wolangefangener ordnungh von den pro-
visoren oder, wie sie alhier genant, lhonherren2 der
vier kerßpelskirchen in jederem kerßpell auß dem
mittell der kerßpelsleuthen drey, ist also somma
zwolff, personen erwelet worden. Diese ernente
12 personen irstlich beieinander getreden und mit
vürgehabtem raidt die armen ordnungh ins wirch
gerichtet und ufs papir gebragt und darnach von ei-
nem erb[aren] wolweisen rhaitt confirmirt und mit
consent, auch einwilligungh zwelff und vierund-
zwantzigh3 am 12. May 1592 bestediget worden.
Haben aber die irstgemelte 12 gekorne proviso-
res zuforderst ein jeder sein kerßpell dürchgangen
und die armen (welche befürens in publico conventu
beieinander verschreiet worden) angezeichnet, nicht
alleine die elteren als heubtarmen, sonderen auch
deren kinder, wieviell ain zall jungen oder megde-
kens unnd wie aldt vonn jhairen dieselb befunden.
Nach advenant4, als die armen unvermügen und
viell kinder haben, ist einem jederen in seiner hauß-
halttungh woechentlich alle freitage ein gar gebac-
ken broidt, wegende 11 lb, etzlichen, die vier, vunff

a Textvorlage (Handschrift): StadtA Soest, Best. A
Nr. 7192, fol. 1v-8r. Abdruck: Gros, Armenordnung,
S. 113-122 (mit zahlreichen Transkriptionsfehlern, siehe
oben, S. 205 Anm. 58).

1 Johann von Brincke war von 1606 bis zu seinem Tod
1612 Dortmunder Ratsherr. 1596 fungierte er möglicher-
weise als Armenprovisor der Reinoldipfarrei. 1608 ver-
fasste er eine Ordnung für das Dortmunder Gasthaus
(vgl. unten, Anm. 9), die jedoch nicht erhalten ist,
Gros, Armenordnung, S. 122.

oder mher kinder haben, zwei oder anderhalb
broidt, etzlichen auch, als einzelen personen, ein
halb broidt, wegende 6 lb, zugelagt ist worden. Da-
neben innen ferners mitgedeilt wirtt 1/2 oder gant-
zen, auch woll 1 1/2, summigen 3, etzlichen 4 ß.
Und ist hievon ein zeddell ufgerichtet, in vier
kerßpels abgedeilet, in welchem kerßpell der arme
wonnet, |2v| darin wirtt er geschrieben uf nachfol-
gende manier:
Renoldi kerspels armen:
Dirich Penninckremer, ein aldt, unvermugen,
schier blindt man, haitt 3 kinder von 5, 7 und 9
jhairen, haitt zwei almissen schottelen5 woechent-
lich.
Brot 1, gelt 3 ß.
Gerlich von Dinßlacken, ein aldt, lam man, haitt
2 almissen schottelen etc.
Brot 1/2, gelt 2 ß.
Marien kerßpelsarmen etc.

2 Kirchenvorsteher, Kirchenpfleger, die für die Vermö-
gensverwaltung zuständig waren.
3 Zu den Zwölfern und Vierundzwanzigern siehe oben,
S. 200.
4 Gelegenheit, je nachdem.
5 Almosenschüsseln = Essensportionen, vgl. Rübel, Ar-
men- und Wohltätigkeitsanstalten, S. 188-196; Heide,
Soziale Zustände, S. 29-32; Gros, Armenordnung,
S. 133.

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