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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0244
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Dortmund

sungh in unseren heubtstücken der christlichen re-
ligion uferzogen, uf das die almissen mit danckbar-
keit von innenn genossen werden mügen.
Auch wolte man gerne ordnen, das alle armen
freitags in die predige kommen mögten, die nicht
kranck, laim, unvermögen oder heimliche armen we-
ren. Und alsten soltten sie parweiß auß der kirchen
nach geendigtem gottsdeinst in den heiligen
geist30 gaen und aldair ihre zugeordnete almissen
empfangen, wie dan auch beßhero etzliche viell
jhaire ein mißbrauch eingerissen, das allerley stadts
dheiner, wie auch arbeides leuth, die nicht in empter
oder gilden waren, mandages zu vastelavendt ge-
meinlich in alle bürgers heuser zugain pflegten und
alda |7v| geschatzet, wie sie es nenneten, und nach
gehaltenem umbgange beieinander getretten und
daßelb, was innen die bürger an gelde gegieben, un-
nutzlich verschlemmet und versoffen. Diese sauff-
bettelerrey ist mit anrichtungh dießer loblicher ord-
nungh abgeschaffet, und von einem erb., wolweisen
rhaitt mit publicierungh von der cantzell verbotten
worden und, Gott danck, solch bacchus spiell ab-
kommen.

Wan ferners arme, notleidende christen furhanden
und vermuge jegenwortiger ordnungh newlich in
den zall angenommen und in den zeddell der armen
geschrieben zuwerden begeren, mossen sie mit iren
negsten nachburen fur die provisoren kommen und
erscheinen und irer armut und unvermügenheit ge-
wisse kundtschafft furbringen und bestendigen be-
richt thuen, auch dafur als getzeugen steen, welche
nachburen bey des haußarmen nahme als testes in
die armen zeddell, als die dießes armut zeugnuß ge-
gieben haben, angezeichnet werden.
Es ist auch geordnet und vonn einem erb., wol-
weisen rhaitt bestediget worden, wan einer undter
diesem zall der armen, so itzo in der armen zeddell
sich finden, angenommen und der almisse geneust,
auch folgentz, die noch mügen angenommen wer-
den, mit doidt abfellet, das dessen nachlassenschafft
den algemeinen haußarmen dießer stadt sollen
heimfallen und damit beerbet werden, es were dann
saich, das gemelter verstorbner haußarm unmündi-
ge, minnerjarige kinder, wesekens oder erben |8r| hin-
derliessenn, die dem alten abgestorbenen armen
noch wegen irer minnerjerigkeit keine handtrei-
chungh thuin können, dieße unmündige succederen
dem abgestorbenen in dessen nachlassenschafft.

30 Heilig-Geist-Spital.

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