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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0247
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Einleitung

1. Die Reichsabtei Corvey
Kaiser Ludwig der Fromme übergab 822 die im Bistum Paderborn gelegene villa Huxori (Höxter) links der
Weser den Benediktinermönchen von Corbie an der Somme zur Gründung eines Klosters („Corbeia nova“).
981 eximierte Papst Benedikt VII. das Kloster Corvey von der geistlichen Jurisdiktion des Paderborner
Bischofs, die der Konvent spätestens im 12. Jahrhundert in Anspruch nahm.
In karolingischer Zeit erlebte die Abtei ihre erste große Blüte, der Mitte des 12. Jahrhunderts eine kurze
zweite folgte. Gegenüber den anderen westfälischen Klöstern in Essen, Werden und Herford nahm das
Reichskloster Corvey nicht nur hinsichtlich seiner Größe, sondern auch seiner wirtschaftlichen Potenz und
kulturellen Leistung den ersten Rang ein.1
Um Macht und Einfluss des Corveyer Fürstabts zu beschränken, schlossen der Konvent, die Stadt
Höxter und das Kapitel des dortigen Petersstifts 1434 Erbschutzverträge mit Herzog Otto IV. von Braun-
schweig-Lüneburg und Landgraf Ludwig I. von Hessen.2 Im 14. Jahrhundert setzten der Niedergang von
Moral und Sitte unter den Äbten und Mönchen sowie eine gewisse Verweltlichung des Klosters ein. Diese
Entwicklung konnte erst durch die Wahl Franz von Kettelers zum Abt (1505-1547) gebremst werden.
Unter seiner Führung wurde die Abtei nicht nur wirtschaftlich konsolidiert, sondern erneuerte unter
Annahme der Bursfelder Reform auch das Klosterleben.3

2. Die Reformation in Höxter 1533
Seit 1533 verbreitete sich im Fürstbistum Corvey die Reformation. Vor allem in der Stadt Höxter fand die
Bewegung Zulauf. Höxter, das um 1150 das Dortmunder Stadtrecht erhalten hatte, war der Mittelpunkt
des Corveyer Stiftsgebiets, die Stadt agierte seit dem 14. Jahrhundert aber weitgehend unabhängig von der
Reichsabtei als ihrer Stadtherrin. Diese Selbständigkeit verdankte Höxter auch der seit 1293 bezeugten
Zugehörigkeit zur Hanse und dem damit zusammenhängenden Aufstieg zu einem Handelszentrum.4
Die Stadt Höxter, die seit 1231 Sitz eines Paderborner Archidiakons war, besaß drei Pfarrkirchen: das
Kollegiatstift St. Peter, St. Kilian und St. Nicolai. Das Patronatsrecht aller drei Pfarrpfründen lag beim
Petersstift. Daneben beherbergte die Stadt noch ein Minoritenkloster mit der Marienkirche und einen
Beginenkonvent.5

1 Sagebiel, Corvey - Benediktiner, S. 215f.; Benkert,
Vorgeschichte, S. 15; Schröer, Reformation 2, S. 238f.
2 Benkert, Vorgeschichte, S. 21-23, 29-35.
3 Schröer, Reformation 2, S. 239; Stüwer, Geschichte,
S. 13. Zu den der Abtei Corvey unterstehenden Pfarreien
siehe Leesch, Pfarrsystem, S. 43-76.
4 Schröer, Reformation 2, S. 241f.; Benkert, Vorge-

schichte, S. 17. Zur frühen Geschichte von Corvey und
Höxter siehe Krüger, Geschichte, S. 213-245; Stüwer,
Geschichte, S. 5-13; Benkert, Vorgeschichte, S. 18-23.
5 Leesch, Höxter - Kollegiatstift St. Peter, S. 452-458;
ders., Höxter - Minoriten, S. 458-461; ders., Höxter -
Beginen, S. 461f.

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