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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0283
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3. Kirchenordnung für das Corveyer Stiftsdorf Bruchhausen 1603

Die Kirche aber soll unter dessen singen: Gott
sey gelobet etc.87 Oder: Jhesus Christus, unser Hey-
landt88.
5. Wenn sie allesampt Communicirt haben und der
gesang auffhört, soll folgen die Dancksagung, wel-
che der Pfarher thut mit diesen worten:
Der Herr sey mit euch. Last uns beten und dem
Herrn dancken: Herr, Allmechtiger Gott, heiliger
Vatter, wir dancken dir mit gantzem hertzen, das du

uns gespeyset hast mit dem Leib und Blut deines
aller- |H4r| liebsten Sohns, und bitten dich hertzlich,
du wollest uns solches gedeyen lassen zu star-
ckemi glauben jegen dir und brünstiger liebe unter
uns allen durch Jhesum Christum, unsern Herrn,
Amen.
6. Zuletzt dimittirt der Kirchendiener die Gemeine
mit diesen worten, Numer. 6 [24-26]: Der Herr seg-
ne euch, etc.

Von Einsegnung der Eheleute

Die Epistel an die Hebreer lehret und vermahnet:
Die Ehe soll bey jederman ehrlich gehalten wer-
den89; dann dieweil es ein besonderbare, köstliche
Gottes ordenung ist, dadurch Gott allein das
Menschlich geschlecht, auß welchem er hie auff Er-
den seine Kirche samlet, erhalten und teglich ge-
mehret haben wil, so gebürt uns ja, solche Gottes
ordnung nicht verechtlich zu halten, sondern thewer
und hoch zu achten und mit warer Gottes furcht
und demuth diesen Standt anzufahen und darinne
zu leben. Wie nun unser erste[r] Vatter Adam sich zu
seiner Eva nicht auß eigenem willen und gutdün-
cken, Sondern, da sie ihme zuvor von Gott selbs im
Paradeiß zugeführet und zur Ehe gegeben und ein-
gesegnet wardt90, gethan hat, also ist hernach zu al-
len zeiten der Ehestandt mit gutem rath und son-
derlichen Gottseligen Ceremonien angefangen wor-
den, und hat demnach die alte Kirche für gut und
rathsam angesehen, daß die ehe, nachdem sie zuvor
ordentlicher weise und [mit] gutem vorgehabtem
rath beyderseits, Eltern und Freunden, vorgenomen
und beschlossen worden ist, mit einem offentlichem
kirchgang (da die zusamen |H4v| vertrawte Personen
im Namen Gottes auff ihrer beyder bewilligung zu-
samen gesprochen, Gottes wort uber sie gelesen und
die Gemeine vorbitt gethan wirt) confirmirt und be-
stettigt werden solt. Solchen Christlichen und wol
i Im Druck: sterckem.
87 Luther: Gott sei gelobet und gebenedeiet, AWA 4, Nr. 4.
88 Luther: Jesus Christus, unser Heiland, AWA 4, Nr. 6.

herbrachten gebrauch behalten wir billig in unser
Kirchen. Damit aber auch allhie alles ordentlich zu-
gehe91, soll diese Action auff folgende weise ange-
stelt werden:
1. Erstlich sollen die Ehelich zusamen vertrawte
Personen sich dem Pfarher oder Kirchendiener an-
zeigen, ihre namen notiren und auffzeichen lassen,
welcher sie, was der Ehestand sey und wie sie sich
darinnen jegen Gott, jegen ihr Haußgesinde und je-
gen menniglich erzeigen müssen, mit ernst vorhal-
ten, was ihr voriges leben gewesen, erinnern, für
dem bösen warnen und zum guten gantz fleissig und
trewlich vermanen soll, und vor allen dingen soll er
von ihnen vernemen, ob sie auch ihren Catechis-
mum gelernet haben, darin sie hernach ihre Kinder
und Haußgesinde auch unterweisen und ihnen die
wort einbilden köndten; und da hir einiger mangel
gespüret, soll er sie die Heupstücke der Christlichen
lehr, entweder mit oder ohn die außlegung nach ge-
stalt und gelegenheit der Personen, zu lernen ernst-
lich vermanen, sie auch zum Christlichen Kirchgang
nicht zulassen, sie haben dann zuvor so viel gelernet,
daß sie zum wenigsten die zehen Gebott, die Artic-
kel des Christlichen Glaubens, das Vatter unser, die
wort der einsetzung der heiligen Tauffe, deßgleichen
des heiligen Abentmals sampt den Gebettern vor
89 Hebr 13,4.
90 Gen 1,27-28.
91 Vgl. 1Kor 14,40.

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