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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0321
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1. Lemgoer Kirchenordnung 1537

Vonn denn susternn |20r |

Sho vel de susternn11 belanget, soll dem itzigen
probst synes densts erlaubt und an syne stadt ein
ander, wie obenn vonn denn jungfrouwenn gemelt,
verordnet werden.
Auch soll der pastor uf der alten stadt eyn virtell
jars lang alle wochen ein mail auffs wenigst zu inen
ins susterhauß gheenn unnd Gottes wort uffs freunt-
lichst verkundigen, darnach sollen de sustern sych
zur predige inn de pfarkercken verfugen, daselbs
Gottes wort gleich andernn pfarkyndernn zu horn
und zulernnen.
Es sollenn auch de predicanten, ein ider in syner
pfar12, de borger fruntlich bittenn und ermanen, de
susternn alsdann uff der strassen und unther wegen,
auch bey der predige unbehonet13 und unbespottet
lassen, ob se Godt mit der zit durch solliche wege
zur besserunge pringen worde etc.
Auch sollenn sollichs de burger by irem hauß-

gesynde unnd kyndern zuhalten versschaffen, alles
by peen und straffe, so ein erbar raidt zuordinen und
auffzuhebenn habenn soll. Wo sollichs aber vam
rhaidt untherlassenn und de ubertretter van ime un-
gestrafft plibenn, sol mhan sollichs ann de verorden-
ten bevelhaber des lands gelangen lassen, wilche als-
dan myth der straffe furtfharenn sollen, damit ein
ider by dem andern fridlich unnd unbetreubt pliben
müge. |20v|
Es sall auch den susternn gepoten werden, keine
anndere noch mehr ins susterhauß anzunemen. Wil-
che aber itz drynnen syn, inn deren wyllenn soll es
stheenn, darinnen zuplibenn oder sych in eyn an-
dern unnd christlichern standt hyraus zubegeben,
sunst sollenn se wie bys daher by irer werbung14 und
handt arbeidt fridlich gelassenn und vann eim er-
barn rhaidt beschutzt unnd gehanthabt werden.

Vonn den observanten15

Es soll abermails unnd ernstlich denn observanten
noch durch de verordenten bevelhaber des lands ge-
poten werden, sych ires predigens, singens, meßhol-
tens unnd umblauffens in der stadt und dar baussen
gentzlich zuentholtenn und nymantzs inn irem ir-
thumb zufuren noch zusterckenn. Wo se aber ores
bettelens inn der stadt nicht abstehenn wolten,
solchs iren bruder ausrichten lassenn, wilch mann

11 Das ca. 1448 gegründete Süsterhaus der Augustinerin-
nen im Rampendahl (S. Mariae ad angelos bzw. Maria
tor Engelhues), Schneider, Schwesternhäuser,
S. 113-129, bes. S. 113 Anm. 1; Wehlt, Lemgo -
Schwesternhaus, S. 505-508; Gerlach, Archidiakonat,
S.157-171, 346.
12 In den drei Pfarrkirchen St. Johannes extra muros, St.
Nicolai in der Altstadt und St. Marien in der Neustadt,
Gerlach, Archidiakonat, S. 277-338; Schilling,

auch uff der strassenn unbetreubt und unbelestiget
lassen soll. Wo se aber bussen stadt lauffenn und ire
almyssenn sameln wolten, soll dermassenn ge-
sscheenn, das se nhemantz an der reynenn lere got-
liches worts hindern noch ergernn. Und soll inenn
solchs uff withernn besscheidt dissmails also auß
christlicher milticheit nachgelassenn sein etc. |21r|

Konfessionskonflikt, S. 69; Dreves, Geschichte der
Kirchen, S. 308.
13 Unverhöhnt, Grimm, DWb 1, Sp. 1341.
14 Tätigkeit, Grimm, DWb 29, Sp. 205f.
15 Im 1463 errichteten Franziskanerkloster, Gerlach,
Archidiakonat, S. 171-177; Wehlt, Lemgo - Franzis-
kaner, S. 508-510; Reineke, Katholische Kirche,
S. 67-69.

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