2. Lippische Kirchenordnung 1538
Carthaginensi, Cano. 4789, Augustinus ad clericos
etc.
Men sal in der hilligen christlichen kirchen nicht
singen oft lesen, wat nicht in der biblien verfatet is.
Itlich sint unnodig, als palme, kruder, cwiet saltz,
water, wiewaterd werpent, mit creutzenc unnd hilli-
gen gaen, creutze upnemen, procession gaen, desulf-
ten aftoschaffende, eangesehen, dat in sodanen uth-
wendigen doinde neyne betterunge der gemeine
Goddes befunden werdtef.
Etliche gude ceremonien in ohrem gebruke
Umb gude ordenunge willen unnd christliche tucht,
oefunge unnd anhorunge Goddes worde, gebruck der
sacramenten, auch tho vermidende unnodige erger-
nisse der swaken, dat man auch in billicken stucken
volge dat exempel der aulden kirchenn, de auch ce-
remonienn gebruket heft, 1. Cor. 11 [1-34] und 14
[1-40], doch ahene bestrickunge der conscientien in
christlicher frieheit, so mach man noch etliche gude
gebruken unnd ceremonien haldenn, alsg christliche
gebede unnd gesenge, deutsch unnd latin, na gelege
der tidt. |
Ceremonien frieheit
Tho neynen middeldingen sal man jemande tho hal-
dende oft tho latende twingen, doch ohne ergernisse,
c-c B: wyent, solt segen, water wyent, myt crucen werkent.
d C, D, E: gewyet water.
e-e B: aftoschaffende werden angesehen, dat neyne bette-
runge daryne is.
f C, D, E: werdt, sunder vel mer misbruckes.
g B, in C gestrichen: als gewonlike prester kledere edder
rüchelen by dem altare, lechte up dem altare und edtlike
gebeltnisse darvor neyn anbedent offte affgaderye ge-
schüth.
h E: sufficit.
i B: 3.
j-j Fehlt B.
k B: gesettet [darunter:] -socht.
l B, C, E: willenn, Collo. 2 [16].
m E: 33.
n-n B: na thofolgende.
o-o Fehlt B.
p B, in C nachgetragen, D, E: bichten, nicht.
Ro. 14 [1-23]. Eusebius secht, quod in una fide non
officith ecclesiae diversa consuetudo, libro 5i, cap.
2490, et tripartita historia91.
Augustini ad Januarium92: Alle uthwendige din-
ge motten dem geloven junnd liebej dienen. Wat dem
geloven entegen is, dat is, dar gerechtigheit ane ge-
sochtk wirdt unnd der leve entegen is, dat is, dat den
swackmodigen ergert, moth man vermiden, unnd
men sal nemande ordelen umb sodaner stucke wil-
lennl.
Misbruck christlicher frieheit
Alle menschen, auch de geistlichen, sint weltlicher
overicheit underworpen, Math. 22 [17-21],
Ro. 13m [1-7], 1. Petri 2 [13-14], wie Christus mit
der daith bewieset heft nunnd uns nathofolgende
vorgestaltn, Math. 17 [24-27], Jo. 19 [6-11], owie
auch Augustinuso93, Chrisostomus94, Theophilac-
tus95, Ambrosius96, Bernhardus97 darvon geschreven
habenn, dar sich dan de geistlichen jegen die schrift
undernomen thom mißbrucke, dartho roekelose, wil-
de gesellen under dem schin des evangelii de christ-
liche frieheit mißbruken unnd meinen, de sei gelegen
in fleisch fretten, nicht bichtenp, fasten, schlomen,
dhoemen unnd ohren pastoren unnd negsten ge-
wontliche plicht vorenthalden und dergelichen
qmißbruke ovenq.
q-q Fehlt B.
89 Synode von Karthago 397, Can. 47, Mansi, Sacrorum
conciliorum 3, Sp. 891, vgl. Hefele, Conciliengeschich-
te 2, S. 65f.
90 Eusebius von Caesarea, Historia Ecclesiastica, lib. 5,
cap. 24, PG 20, S. 493-508.
91 Cassiodor, tripartita historia, PL 69, Sp. 879ff.
92 Augustinus, Ad inquisitiones Ianuarii, CSEL 34/2,
S.158-213.
93 Augustinus von Hippo (354-430).
94 Johannes Chrysostomus (349/344-407).
95 Theophylactus, Metropolit von Nikomedeia († 840), vgl.
Fatouros, Art. Theophylactus, in: BBKL 15 (1999),
Sp. 1379f.
96 Ambrosius von Mailand (339-397).
97 Bernhard von Clairvaux (um 1090-1153).
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Carthaginensi, Cano. 4789, Augustinus ad clericos
etc.
Men sal in der hilligen christlichen kirchen nicht
singen oft lesen, wat nicht in der biblien verfatet is.
Itlich sint unnodig, als palme, kruder, cwiet saltz,
water, wiewaterd werpent, mit creutzenc unnd hilli-
gen gaen, creutze upnemen, procession gaen, desulf-
ten aftoschaffende, eangesehen, dat in sodanen uth-
wendigen doinde neyne betterunge der gemeine
Goddes befunden werdtef.
Etliche gude ceremonien in ohrem gebruke
Umb gude ordenunge willen unnd christliche tucht,
oefunge unnd anhorunge Goddes worde, gebruck der
sacramenten, auch tho vermidende unnodige erger-
nisse der swaken, dat man auch in billicken stucken
volge dat exempel der aulden kirchenn, de auch ce-
remonienn gebruket heft, 1. Cor. 11 [1-34] und 14
[1-40], doch ahene bestrickunge der conscientien in
christlicher frieheit, so mach man noch etliche gude
gebruken unnd ceremonien haldenn, alsg christliche
gebede unnd gesenge, deutsch unnd latin, na gelege
der tidt. |
Ceremonien frieheit
Tho neynen middeldingen sal man jemande tho hal-
dende oft tho latende twingen, doch ohne ergernisse,
c-c B: wyent, solt segen, water wyent, myt crucen werkent.
d C, D, E: gewyet water.
e-e B: aftoschaffende werden angesehen, dat neyne bette-
runge daryne is.
f C, D, E: werdt, sunder vel mer misbruckes.
g B, in C gestrichen: als gewonlike prester kledere edder
rüchelen by dem altare, lechte up dem altare und edtlike
gebeltnisse darvor neyn anbedent offte affgaderye ge-
schüth.
h E: sufficit.
i B: 3.
j-j Fehlt B.
k B: gesettet [darunter:] -socht.
l B, C, E: willenn, Collo. 2 [16].
m E: 33.
n-n B: na thofolgende.
o-o Fehlt B.
p B, in C nachgetragen, D, E: bichten, nicht.
Ro. 14 [1-23]. Eusebius secht, quod in una fide non
officith ecclesiae diversa consuetudo, libro 5i, cap.
2490, et tripartita historia91.
Augustini ad Januarium92: Alle uthwendige din-
ge motten dem geloven junnd liebej dienen. Wat dem
geloven entegen is, dat is, dar gerechtigheit ane ge-
sochtk wirdt unnd der leve entegen is, dat is, dat den
swackmodigen ergert, moth man vermiden, unnd
men sal nemande ordelen umb sodaner stucke wil-
lennl.
Misbruck christlicher frieheit
Alle menschen, auch de geistlichen, sint weltlicher
overicheit underworpen, Math. 22 [17-21],
Ro. 13m [1-7], 1. Petri 2 [13-14], wie Christus mit
der daith bewieset heft nunnd uns nathofolgende
vorgestaltn, Math. 17 [24-27], Jo. 19 [6-11], owie
auch Augustinuso93, Chrisostomus94, Theophilac-
tus95, Ambrosius96, Bernhardus97 darvon geschreven
habenn, dar sich dan de geistlichen jegen die schrift
undernomen thom mißbrucke, dartho roekelose, wil-
de gesellen under dem schin des evangelii de christ-
liche frieheit mißbruken unnd meinen, de sei gelegen
in fleisch fretten, nicht bichtenp, fasten, schlomen,
dhoemen unnd ohren pastoren unnd negsten ge-
wontliche plicht vorenthalden und dergelichen
qmißbruke ovenq.
q-q Fehlt B.
89 Synode von Karthago 397, Can. 47, Mansi, Sacrorum
conciliorum 3, Sp. 891, vgl. Hefele, Conciliengeschich-
te 2, S. 65f.
90 Eusebius von Caesarea, Historia Ecclesiastica, lib. 5,
cap. 24, PG 20, S. 493-508.
91 Cassiodor, tripartita historia, PL 69, Sp. 879ff.
92 Augustinus, Ad inquisitiones Ianuarii, CSEL 34/2,
S.158-213.
93 Augustinus von Hippo (354-430).
94 Johannes Chrysostomus (349/344-407).
95 Theophylactus, Metropolit von Nikomedeia († 840), vgl.
Fatouros, Art. Theophylactus, in: BBKL 15 (1999),
Sp. 1379f.
96 Ambrosius von Mailand (339-397).
97 Bernhard von Clairvaux (um 1090-1153).
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