2. Lippische Kirchenordnung 1538
lUnnd nachdeme Gottes wort das naturlich recht
verkleret unnd die ehe zwisschen gesipten personen
in etlichen graden vorbotten, Levit. 18 [6-18]112, sal
in sulchen graden kein ehe zugelassen werden. Unnd
ob jemandt also heiraten wurdem, soll sulche bey-
wonunge nicht geduldet unnd die personen gestrafft
werden, dann sulche beiwonunge ist widder natur-
lich recht, dan gotlich ordernungh ist inn menschli-
cher natur unnd hat kein mensche gewalt, dawidder
zu ordenen oder zu dispensieren, wie der pawst fre-
venlicho gethain.
Wieter sal auch der ander grad verbotten sein,
als bruder oder swester kinder zusamen zugieben,
unnd sal in disem grad auch kein heiradt zugelassen
werden.
Es sollen auch keine ehe gescheiden werden ohne
in fellen, die [in] Gottes wort ausgedruckt, als nem-
lich, so die eine person ehebruchp, itemq, so die ein
person mutwilliglich vonn der anderen weglauft, se
thetlich verlasset, unnd ist nicht zuvermueten, das
sier widderkumpt oder wil sich nicht reconcielieren,
wie vam fall der verlassung geschriben, 1. Cor. 7
[10-16].
Unnd soll die klagende personn ire sach an je-
dem ort an den pastor unnd burgermeistern ader an
den superattendenten gelangen lassen, die sullen
mer verstendige personen zu sich ziehenn, den be-
clagten citirens, die sache verhoren unnd die recon-
ciliation versuchen. Unnd so dieselbig nicht zu er-
l-l In C von Melanchthon ergänzt. In D ist diese Passage
überschrieben mit: Philippus.
m B: wurde, dat is hilleken offte fryggen woerde.
n B: tho.
o B: frevenlich (dat is mothwyllige).
p D, E: ehebruch treibet.
q B: dryvet edder.
r E: diese.
s E: etwa.
t E: erhalten.
u In E gestrichen: loß.
v Fehlt B, D.
w Fehlt E.
x In C von anderer Hand ergänzt, D: recitiert. Haec Phil-
ippus.
y Fehlt E.
z In C nachgetragen, D, E: Ambro. super.
huldent, sal nach der beweisung die unschuldige per-
son vann der schuldigen ledigu gesprochen werden
unnd der unschuldigen erleubt, ehrlich unnd christ-
lich widderumb zuheiradten nach der lahr Christi,
Math. 19 [1-12], 12v113, 1. Cor. 7 [8-9], wie es ge-
haldenn in der alden kirchen, dan Hieronimus ent-
schuldigt Fabiolam, das sie vom ebrecher geschei-
den unnd ein anderen ehelich genomen hat114, item
Eusebius, lib. 4 Ecclesiasticae historiae, cap.
17115, erzellet ein fall von einer christlichen frowen,
welche sich van ihrem eheman, der ebruch unnd an-
der unzucht in Alexandria getrieben, gescheiden,
unnd sagtw, diese historia sei van Justino Martyre
recitiertlx. |
Von denn superattendenten
Hir is nodig, einen gelerden prediger in dieser gra-
veschup tho haldende, de ein sunderlicher vornemp-
licher upseher sei, de den rotten unnd swermergei-
steren, winckelpredigeren, uprorschen widderdope-
ren mit gotlicher schrift könne heftig wedderstain
unnd rechte lere anhalden, als 2y Para. 24116,
Act. 15 [23-29], ad Ty[tus] 1 [5-9], In Hyero. ad
Evagrium117, in Ambro.z, a1. Timo. 3a118, Augustinus
epistola nona119, de och den anderen pastorn ein an-
wisunge bdoin konneb aller notturftigen dingen, lere
unnd gebruck der kercken, gelick de aulden Leviten,
apostoli unnd ersten bisschope haddenc.
a-a B: Titi 3. E: Ti. 3.
b-b B: der lere und kercken gebrück und.
c In D, E folgt hier der Zwischentitel „Van der visitation“.
112 Vgl. Lev 20,11-12.17.19-21.
113 Mk 10,1-12.
114 Hieronymus, Ep. 77, CSEL 55/1, S. 39.
115 Eusebius von Caesarea, Historia Ecclesiastica, lib. 4,
cap. 17, PG 20, Sp. 367-374.
116 2Chr 24,4-14.
117 Hieronymus, Epistula ad Evangelium Presbyterum,
CSEL 56, S. 308-312.
118 Ambrosiastri, qui dicitur Commentarius in epistulas
Paulinas, Ad Timotheum, CSEL 81, S. 249-294, hier
S. 264-271.
119 Augustinus, Epistulae, CSEL 34/2, S. 69-81.
331
lUnnd nachdeme Gottes wort das naturlich recht
verkleret unnd die ehe zwisschen gesipten personen
in etlichen graden vorbotten, Levit. 18 [6-18]112, sal
in sulchen graden kein ehe zugelassen werden. Unnd
ob jemandt also heiraten wurdem, soll sulche bey-
wonunge nicht geduldet unnd die personen gestrafft
werden, dann sulche beiwonunge ist widder natur-
lich recht, dan gotlich ordernungh ist inn menschli-
cher natur unnd hat kein mensche gewalt, dawidder
zu ordenen oder zu dispensieren, wie der pawst fre-
venlicho gethain.
Wieter sal auch der ander grad verbotten sein,
als bruder oder swester kinder zusamen zugieben,
unnd sal in disem grad auch kein heiradt zugelassen
werden.
Es sollen auch keine ehe gescheiden werden ohne
in fellen, die [in] Gottes wort ausgedruckt, als nem-
lich, so die eine person ehebruchp, itemq, so die ein
person mutwilliglich vonn der anderen weglauft, se
thetlich verlasset, unnd ist nicht zuvermueten, das
sier widderkumpt oder wil sich nicht reconcielieren,
wie vam fall der verlassung geschriben, 1. Cor. 7
[10-16].
Unnd soll die klagende personn ire sach an je-
dem ort an den pastor unnd burgermeistern ader an
den superattendenten gelangen lassen, die sullen
mer verstendige personen zu sich ziehenn, den be-
clagten citirens, die sache verhoren unnd die recon-
ciliation versuchen. Unnd so dieselbig nicht zu er-
l-l In C von Melanchthon ergänzt. In D ist diese Passage
überschrieben mit: Philippus.
m B: wurde, dat is hilleken offte fryggen woerde.
n B: tho.
o B: frevenlich (dat is mothwyllige).
p D, E: ehebruch treibet.
q B: dryvet edder.
r E: diese.
s E: etwa.
t E: erhalten.
u In E gestrichen: loß.
v Fehlt B, D.
w Fehlt E.
x In C von anderer Hand ergänzt, D: recitiert. Haec Phil-
ippus.
y Fehlt E.
z In C nachgetragen, D, E: Ambro. super.
huldent, sal nach der beweisung die unschuldige per-
son vann der schuldigen ledigu gesprochen werden
unnd der unschuldigen erleubt, ehrlich unnd christ-
lich widderumb zuheiradten nach der lahr Christi,
Math. 19 [1-12], 12v113, 1. Cor. 7 [8-9], wie es ge-
haldenn in der alden kirchen, dan Hieronimus ent-
schuldigt Fabiolam, das sie vom ebrecher geschei-
den unnd ein anderen ehelich genomen hat114, item
Eusebius, lib. 4 Ecclesiasticae historiae, cap.
17115, erzellet ein fall von einer christlichen frowen,
welche sich van ihrem eheman, der ebruch unnd an-
der unzucht in Alexandria getrieben, gescheiden,
unnd sagtw, diese historia sei van Justino Martyre
recitiertlx. |
Von denn superattendenten
Hir is nodig, einen gelerden prediger in dieser gra-
veschup tho haldende, de ein sunderlicher vornemp-
licher upseher sei, de den rotten unnd swermergei-
steren, winckelpredigeren, uprorschen widderdope-
ren mit gotlicher schrift könne heftig wedderstain
unnd rechte lere anhalden, als 2y Para. 24116,
Act. 15 [23-29], ad Ty[tus] 1 [5-9], In Hyero. ad
Evagrium117, in Ambro.z, a1. Timo. 3a118, Augustinus
epistola nona119, de och den anderen pastorn ein an-
wisunge bdoin konneb aller notturftigen dingen, lere
unnd gebruck der kercken, gelick de aulden Leviten,
apostoli unnd ersten bisschope haddenc.
a-a B: Titi 3. E: Ti. 3.
b-b B: der lere und kercken gebrück und.
c In D, E folgt hier der Zwischentitel „Van der visitation“.
112 Vgl. Lev 20,11-12.17.19-21.
113 Mk 10,1-12.
114 Hieronymus, Ep. 77, CSEL 55/1, S. 39.
115 Eusebius von Caesarea, Historia Ecclesiastica, lib. 4,
cap. 17, PG 20, Sp. 367-374.
116 2Chr 24,4-14.
117 Hieronymus, Epistula ad Evangelium Presbyterum,
CSEL 56, S. 308-312.
118 Ambrosiastri, qui dicitur Commentarius in epistulas
Paulinas, Ad Timotheum, CSEL 81, S. 249-294, hier
S. 264-271.
119 Augustinus, Epistulae, CSEL 34/2, S. 69-81.
331