6. Kirchenordnung 1571
vielweiniger, was sie geredt oder gethan in solcher
grossen nott (als denn zu zeiten zugeschehen pflegt),
so mache man nicht viel disputierens, sondern neme
das Kindt als Ungetaufft und förder es zur Tauffe
Also, wie man alle ungetauffte zur tauffe zu fördern
und zu teuffen pflegt.
Und wenn man die Gebete sampt den Exorcismis
gesprochen und die Kinder durch die Paten dem
Teuffel entsagen und des Glaubens bekentniß hat
thun lassen, Alsdenn Teuffe der Pfarrherr die Kin-
der on alle Condition Im Namen des Vaters und des
Sons und des Heiligen Geistes. |Aa4v|
Von den Sechswöcherinnen
Dieweil sich auch die Kindelbetterinne[n] bey uns
nach Christlichem gebrauch vieler hochnotwendigen
ursach halben die Sechswochen uber fleissig on un-
zeitigem außbrechen einheimisch verhalten und
nach ausgange der Sechswochen auffm Sontag oder
andern Predigtagen mit den Kindern sampt andern
frommen Nachbarinnen und Gefreundinnen züch-
tiglich zur Kirchen gehen und nach der Predigt für
dem Altar andechtiglich erscheinen oder kommen,
daselbst niderkniended, Gott, dem einigen, getrewen
Nothelffer, für die Leibs Frucht und fröliche entbin-
dung in Kindesnöten und tödtlichen schmertzen,
das auch das kleine Kindlein dem Herrn Christo
durch die heilige Tauffe eingeleibet, Zum Himmel-
reich angenommen und ein Gliedmaß der waren
Kirchen worden, die Sechswocherinnen zur Leibs
gesundtheit, stercke und krefften gerathen, von
hertzen in aller demut dancksagen, Und bitten fer-
ner (nachdem die Kinder eine gabe des Herrn sind
und Leibsfrucht ein geschenck ist, Psal. 127 [3]), das
Gott der Allmechtig wolle hinfürder im das Kindt
und Mutter lassen gnedig befohlen sein, damit die
Jungen Kindlein von tag zu tagen durch den heili-
gen Geist in warem Glauben, furchte Gottes und
rechter erkentniß seines lieben Sons Jhesu Christi
auffwachsen und zunemen, zu allem guten gester-
cket und erzogen, für allem Unglück, beyde, Leibs
und der Seelen, aus Väterlicher gütigkeit beschützt
und beschirmet werden.
In solcher Ordnung und gewonheit, weil diesel-
bige Christlich, nütz und gut ist, Auch die Frawen
dazu trewlich |Bb1r| und mit ernst von den Predi-
gern, wo es die gelegenheit gibt, vermanet und ge-
reitzet werden, Wollen wir keine newerung oder ver-
enderung anstellen und machen.
Wie es mit dem Heiligen Ehestande Christlich und rechtmessig sol gehalten
oder fürgenommen werden
Wiewol alle nötige Christliche, reine Lehre vom
Heiligen Ehestande in unsern Kirchen (Gott lob
und danck) offt und vielmal mit höhestem ernst für-
getragen, trewlich geleret und fleissig dem gemeinen
Jungen Volck eingebildet werden, So haben wir den-
noch mancherley verbottene vermisschunge, Unord-
nung, mengel und fehel in der nehesten Visitation
aller Kirchen unserer Graff- und Herrschafften be-
funden und erfaren. Derwegen, auff das die Christ-
liche Ehe, Wie die Epistel an die Hebreer, Cap. 13
[4], bezeugt, ehrlich bey allen Menschen das Ehe-
bette unbefleckt gehalten und allem Ungöttlichem
wesen gewehret, Auch keine verbottene vermi-
schung gestattet oder zugelassen Und unordnung
bey öffentlicher trawung der Eheleute verhütet wer-
de, So wollen wir verordnen und setzen, Erstlich,
Was für Personen, so viel die Bludtfreundschafft
und Schwegerschafft belanget, vor Gott nach ord-
|Bb1v| nung Göttlichs Rechtens mit guter Conscien-
tien Und für der Welt nach Keyserlichen Rechten,
d Im Druck: widerkniende.
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vielweiniger, was sie geredt oder gethan in solcher
grossen nott (als denn zu zeiten zugeschehen pflegt),
so mache man nicht viel disputierens, sondern neme
das Kindt als Ungetaufft und förder es zur Tauffe
Also, wie man alle ungetauffte zur tauffe zu fördern
und zu teuffen pflegt.
Und wenn man die Gebete sampt den Exorcismis
gesprochen und die Kinder durch die Paten dem
Teuffel entsagen und des Glaubens bekentniß hat
thun lassen, Alsdenn Teuffe der Pfarrherr die Kin-
der on alle Condition Im Namen des Vaters und des
Sons und des Heiligen Geistes. |Aa4v|
Von den Sechswöcherinnen
Dieweil sich auch die Kindelbetterinne[n] bey uns
nach Christlichem gebrauch vieler hochnotwendigen
ursach halben die Sechswochen uber fleissig on un-
zeitigem außbrechen einheimisch verhalten und
nach ausgange der Sechswochen auffm Sontag oder
andern Predigtagen mit den Kindern sampt andern
frommen Nachbarinnen und Gefreundinnen züch-
tiglich zur Kirchen gehen und nach der Predigt für
dem Altar andechtiglich erscheinen oder kommen,
daselbst niderkniended, Gott, dem einigen, getrewen
Nothelffer, für die Leibs Frucht und fröliche entbin-
dung in Kindesnöten und tödtlichen schmertzen,
das auch das kleine Kindlein dem Herrn Christo
durch die heilige Tauffe eingeleibet, Zum Himmel-
reich angenommen und ein Gliedmaß der waren
Kirchen worden, die Sechswocherinnen zur Leibs
gesundtheit, stercke und krefften gerathen, von
hertzen in aller demut dancksagen, Und bitten fer-
ner (nachdem die Kinder eine gabe des Herrn sind
und Leibsfrucht ein geschenck ist, Psal. 127 [3]), das
Gott der Allmechtig wolle hinfürder im das Kindt
und Mutter lassen gnedig befohlen sein, damit die
Jungen Kindlein von tag zu tagen durch den heili-
gen Geist in warem Glauben, furchte Gottes und
rechter erkentniß seines lieben Sons Jhesu Christi
auffwachsen und zunemen, zu allem guten gester-
cket und erzogen, für allem Unglück, beyde, Leibs
und der Seelen, aus Väterlicher gütigkeit beschützt
und beschirmet werden.
In solcher Ordnung und gewonheit, weil diesel-
bige Christlich, nütz und gut ist, Auch die Frawen
dazu trewlich |Bb1r| und mit ernst von den Predi-
gern, wo es die gelegenheit gibt, vermanet und ge-
reitzet werden, Wollen wir keine newerung oder ver-
enderung anstellen und machen.
Wie es mit dem Heiligen Ehestande Christlich und rechtmessig sol gehalten
oder fürgenommen werden
Wiewol alle nötige Christliche, reine Lehre vom
Heiligen Ehestande in unsern Kirchen (Gott lob
und danck) offt und vielmal mit höhestem ernst für-
getragen, trewlich geleret und fleissig dem gemeinen
Jungen Volck eingebildet werden, So haben wir den-
noch mancherley verbottene vermisschunge, Unord-
nung, mengel und fehel in der nehesten Visitation
aller Kirchen unserer Graff- und Herrschafften be-
funden und erfaren. Derwegen, auff das die Christ-
liche Ehe, Wie die Epistel an die Hebreer, Cap. 13
[4], bezeugt, ehrlich bey allen Menschen das Ehe-
bette unbefleckt gehalten und allem Ungöttlichem
wesen gewehret, Auch keine verbottene vermi-
schung gestattet oder zugelassen Und unordnung
bey öffentlicher trawung der Eheleute verhütet wer-
de, So wollen wir verordnen und setzen, Erstlich,
Was für Personen, so viel die Bludtfreundschafft
und Schwegerschafft belanget, vor Gott nach ord-
|Bb1v| nung Göttlichs Rechtens mit guter Conscien-
tien Und für der Welt nach Keyserlichen Rechten,
d Im Druck: widerkniende.
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