6. Kirchenordnung 1571
billiche und redliche ursach die Ehe zuverhindern,
aus haß, neidt, mutwillen und gesuchter bößheit
oder sonst aus Teufflischer lust und liebe die verlob-
ten in schmahe, Unehr, schande, unkosten, spott,
hon und |Cc2r| ungelimpff zubringen, frevelhafftig
unternhemen und des Gottlosen fürhabens were (als
vielmals von losen, unverschempten Buben und er-
wogenen Bübinnen geschiehet), derselbige sol von
wegen der zugefügten unnötigen beschwerung, un-
leidlichen schmehung und Injurien ernstlich der ge-
bür und uberfahrung nach on erbarmung, andern
zum Exempel der abschew, warnung und besserung
nach erkantnis des Consistorii gestraffet werden.
Zum dritten. Wenn dieß auch nach alter, löblicher,
lange hergebrachter gewonheit recht und trewlich
verrichtet, das die zusamenfügung der Personen, so
sich in den Ehestandt begeben wollen, einen unver-
hinderlichen fortgang gewünne, alsdenn sollen sie
(weil der Heilige Ehestandt ein Göttlicher Standt
ist und derwegen öffentlich und ehrlich soll gehalten
werden) in der heiligen Gemein und Kirchen öffent-
lich, aus vielen gnugsamen, Hochwichtigen ursachen
Copulirt und Ehelich verbunden und eingesegnet
werden. Und sol dieß heilige, Gott wolgefellige
Werck bey höhester Peen und ungnade in winckeln
oder Wein- und Bierschencken bey dem wüsten le-
ben der Trunckenheit und Volsauffen, wie an vielen
orten bißher gebreuchlich, keinerley weiß hinfürder
geschehen.
Die Vertrawung aber Braut unnd Breutigams
soll nach gelegenheit der zeit und nach dem ge-
brauch eines jedern orts auff nachvolgende Form
und Weise, so in unsern Kirchen gewöntlich, aus
dem Trewbüchlin D. Martini Lutheri218 behalten
und gebraucht werden. | Cc2v|
Breutgam und Braut zu Trawen und Segenen
Wenn beyde Personen, so zur Ehe greiffen wollen,
vor den Pfarherren gestellet sein, soll er erstlich den
Breutgam und darnach die Braut ansprechen, Also:
Hans N., wiltu Greten zum Ehelichen Gemahel ha-
ben?
Dicat: Ja.
Greta, wiltu Hansen zum Ehelichen Gemahel ha-
ben?
Dicat: Ja.
Da lasse er sie die Trawringe einander geben und
füge ire beyde rechter Handt zusammen und spre-
che: Was Gott zusammen füget, soll kein Mensch
scheiden219. |Cc3r|
Darnach spreche er für allen in Gemein:
Weil denn Hans N. und Greta N. einander zur
Ehe begeren und solches hie öffentlich für Got und
der Welt bekennen, darauff sie die Hende und Traw-
ringe einander gegeben haben, So spreche ich sie
Ehelich zusammen im namen des Vaters und des
Sohns und des Heiligen Geistes, Amen.
Folgents lese der Pfarherr oder Caplan für dem Al-
tar uber den Breutgam und Braut Gottes Wort, wie
folget:
Und Gott der Herr sprach: Es ist nicht gut, das der
Mensch alleine sey, Ich wil ihm ein gehülffen ma-
chen, die sich zu im halte. Da liess Gott der Herr
einen tieffen schlaff fallen auff den Menschen, und
er entschlieff, Und nam seiner Rieben eine und
schloss die stette zu mit fleisch. Und Gott der Herr
bawet ein Weib aus der Riebe, die er von dem Men-
schen nam, und bracht sie zu ihm. |Cc3v| Da sprach
der Mensch: Das ist doch Bein von meinen Beinen
und Fleisch von meinem Fleisch, man wirdt sie
Mennin heissen darümb, das sie vom Mann geno-
men ist. Darümb wird ein Mann seinen Vater und
Mutter verlassen und an seinem Weibe hangen, und
sie werden sein ein Fleisch220.
Darnach wende er sich zu inen beyden und rede sie
an, Also:
218 Luther, Traubüchlein, BSELK S. 900-905. 220 Gen 2,18.21-24.
219 Mt 19,6; Mk 10,9.
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billiche und redliche ursach die Ehe zuverhindern,
aus haß, neidt, mutwillen und gesuchter bößheit
oder sonst aus Teufflischer lust und liebe die verlob-
ten in schmahe, Unehr, schande, unkosten, spott,
hon und |Cc2r| ungelimpff zubringen, frevelhafftig
unternhemen und des Gottlosen fürhabens were (als
vielmals von losen, unverschempten Buben und er-
wogenen Bübinnen geschiehet), derselbige sol von
wegen der zugefügten unnötigen beschwerung, un-
leidlichen schmehung und Injurien ernstlich der ge-
bür und uberfahrung nach on erbarmung, andern
zum Exempel der abschew, warnung und besserung
nach erkantnis des Consistorii gestraffet werden.
Zum dritten. Wenn dieß auch nach alter, löblicher,
lange hergebrachter gewonheit recht und trewlich
verrichtet, das die zusamenfügung der Personen, so
sich in den Ehestandt begeben wollen, einen unver-
hinderlichen fortgang gewünne, alsdenn sollen sie
(weil der Heilige Ehestandt ein Göttlicher Standt
ist und derwegen öffentlich und ehrlich soll gehalten
werden) in der heiligen Gemein und Kirchen öffent-
lich, aus vielen gnugsamen, Hochwichtigen ursachen
Copulirt und Ehelich verbunden und eingesegnet
werden. Und sol dieß heilige, Gott wolgefellige
Werck bey höhester Peen und ungnade in winckeln
oder Wein- und Bierschencken bey dem wüsten le-
ben der Trunckenheit und Volsauffen, wie an vielen
orten bißher gebreuchlich, keinerley weiß hinfürder
geschehen.
Die Vertrawung aber Braut unnd Breutigams
soll nach gelegenheit der zeit und nach dem ge-
brauch eines jedern orts auff nachvolgende Form
und Weise, so in unsern Kirchen gewöntlich, aus
dem Trewbüchlin D. Martini Lutheri218 behalten
und gebraucht werden. | Cc2v|
Breutgam und Braut zu Trawen und Segenen
Wenn beyde Personen, so zur Ehe greiffen wollen,
vor den Pfarherren gestellet sein, soll er erstlich den
Breutgam und darnach die Braut ansprechen, Also:
Hans N., wiltu Greten zum Ehelichen Gemahel ha-
ben?
Dicat: Ja.
Greta, wiltu Hansen zum Ehelichen Gemahel ha-
ben?
Dicat: Ja.
Da lasse er sie die Trawringe einander geben und
füge ire beyde rechter Handt zusammen und spre-
che: Was Gott zusammen füget, soll kein Mensch
scheiden219. |Cc3r|
Darnach spreche er für allen in Gemein:
Weil denn Hans N. und Greta N. einander zur
Ehe begeren und solches hie öffentlich für Got und
der Welt bekennen, darauff sie die Hende und Traw-
ringe einander gegeben haben, So spreche ich sie
Ehelich zusammen im namen des Vaters und des
Sohns und des Heiligen Geistes, Amen.
Folgents lese der Pfarherr oder Caplan für dem Al-
tar uber den Breutgam und Braut Gottes Wort, wie
folget:
Und Gott der Herr sprach: Es ist nicht gut, das der
Mensch alleine sey, Ich wil ihm ein gehülffen ma-
chen, die sich zu im halte. Da liess Gott der Herr
einen tieffen schlaff fallen auff den Menschen, und
er entschlieff, Und nam seiner Rieben eine und
schloss die stette zu mit fleisch. Und Gott der Herr
bawet ein Weib aus der Riebe, die er von dem Men-
schen nam, und bracht sie zu ihm. |Cc3v| Da sprach
der Mensch: Das ist doch Bein von meinen Beinen
und Fleisch von meinem Fleisch, man wirdt sie
Mennin heissen darümb, das sie vom Mann geno-
men ist. Darümb wird ein Mann seinen Vater und
Mutter verlassen und an seinem Weibe hangen, und
sie werden sein ein Fleisch220.
Darnach wende er sich zu inen beyden und rede sie
an, Also:
218 Luther, Traubüchlein, BSELK S. 900-905. 220 Gen 2,18.21-24.
219 Mt 19,6; Mk 10,9.
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