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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0447
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6. Kirchenordnung 1571

chen Sacramente, der vernunfft verborgen, allein
dem Glauben aus den worten Christi bekandt, essen
sollen und trincken sein Leib und Blut, das wir je
nicht zweiffeln sollen, sein Todt und Blutvergies-
sung am Creutz sey unsere gewisse seligkeit; davon
sollen wir singen, lesen und Predig hören, als wir in
der Messe thun und nachmals auch davon reden
und untereinander verkündigen, uns zu troste und
vielen zur seligkeit nach dem befehl Christi: Solches
thut zu meiner gedechtniß231. |Dd4v|
Wer nu wirdig wolle Essen und Trincken diß Sa-
crament, der soll zwey ding thun, Er sol gleuben,
was er sagt, und thun, was er gebeuth. Er sagt: Das
ist mein Leib, der für euch gegeben wirdt, das ist
mein Blut, das für Euch vergossen wirdt zu verge-
bung der Sünde. Solches solt ir gleuben. Er gebeuth
aber: Nemet hin und Esset. Trincket alle drauß und
gedenckt meiner. Solchs solt ir thun nach seiner gna-
den Wort und Befehl.
Hierauff spreche der Seelsorger den ersten theil der
Wörter des Testaments Christi:
Unser Herr Jhesus Christ, in der Nacht, da er
verrathen ward, Nam er das Brod, danckt und
brachs und gabs seinen Jüngern und sprach: Nemet
hin und esset, das ist mein Leib, der für Euch ge-
geben wirdt. Solches thut zu meinem gedecht-
niß232. |Ee1r|
Nach diesen Worten gebe er dem Krancken das
Brodt und spreche:
Nim hin und isse, das ist der Leib Jhesu Christi,
der für deine Sünde gegeben ist.
Volgents spreche er auch das ander Theil der Wörter
des Testaments:
Desselbigen gleichen nam er auch den Kelch
nach dem Abendmal und sprach: Nemet hin und
trincket alle darauss, dieser Kelch ist das Newe Te-
stament in meinem Blut, das für euch vergossen
wirdt zur vergebung der Sünden. Solches thut, so
offt irs Trincket, zu meinem Gedechtniß233. |Ee1v|

231 1Kor 11,24-25; Lk 22,19.
232 1Kor 11,23-24. Vgl. Mt 26,26; Mk 14,22; Lk 22,19.

Auff diese Wort reiche man dem Krancken den
Kelch und spreche:
Nim hin und trinck, das ist das Blut unsers
Herrn Jesu Christi, das für deine Sünde vergossen
ist.
Nach geschehener Communion spreche der Pfarr-
herr den Krancken an: Lasset uns nu Gott dancken
und sprecht mir nach:
Ich dancke dir, Allmechtiger Herr Gott, das du
mich durch diese heilsame Gabe hast erquicket, Und
bitte deine Barmhertzigkeit, das du mir solches ge-
deien lassest zu starckem Glauben gegen dir und zu
brünstiger liebe unter uns allen, Durch Jhesum
Christum, deinen Sohn, unsern Herren, Amen.
Darauff recitire man den gewönlichen Segen, Nu-
meri vi [24-26]:
Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr erleuchte sein Angesicht auff dich und sey
dir gnedig. |Ee2r|
Der Herr erhebe sein Angesicht auff dich und gebe
dir friede, Amen.
Wenn dieß all verricht, alsdenn soll der Seelsorger
fleissig erkunden, entweder vom Krancken selbst
oder von denen, so stets umb und bey ihm gewesen,
Ob er auch schwere und gefehrliche anfechtung, da-
mit der Teuffel die Leute gemeiniglich anzugreiffen
pfleget, in seinem hertzen habe, Als von der Göttli-
chen und Ewigen versehung, Von wegen seiner Sün-
de und Mißhandlung, von der verzweiffelung, als
wolte Gott die Sünde nicht vergeben von wegen der
furcht, schrecken, grawen und bekümmerniß für
dem leiblichen todte, Item Umb des abscheits willen
aus diesem leben und verlassung der seinen, Item,
Ob er auch in seinem gewissen beschwerniß von we-
gen der Unwirdigkeit oder sonst etwas beschwer-
lichs hette, darin er sonderlichs trosts und raths in
geheim bedürffte, Item, Ob der Krancke einen
schwachen glauben fülete, das er nicht könte gleu-
ben dem Worte Gottes von vergebung der Sünden,
Aufferstehung des Fleisches Und nach diesem leben
233 1Kor 11,25. Vgl. Mt 26,27-28; Mk 14,23-24; Lk 22,20.

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