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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0457
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6. Kirchenordnung 1571

sagt zu seinen Jüngern: Wie mich mein Himmlischer
Vater gesandt hat, Also sende ich euch auch. Und
als er solchs gesagt hat, bließ er sie an und sprach:
Nemet hin den Heiligen Geist, welchen Ihr die Sün-
de erlasset, denen sollen sie erlassen sein, Und wel-
chen Ihr die Sünde behaltet, denen sollen sie behal-
ten sein.
Der Superintendens mag auch nachfolgende Epistel
nach gelegenheit der zeit und Kirchen umb mehr
erinnerung wegen fürlesen, Nemlich also:
So schreibet S. Paulus in der Ersten Epistel an Ti-
motheon am dritten Capittel [1-7]: Das ist je gewiß-
lich war, so jemand ein Bisschoffs Ampt begert, der
begert ein köstlich Werck. Es soll aber ein Bisschoff
unstrefflick sein, eines Weibes Mann, Nüchtern,
Messig, Sittig, Gastfrey, Lehrhafftig, nicht ein
Weinseuffer, nicht beissig, nicht unehrliche handtie-
rung treiben, Sondern gelinde, nicht Hadderhafftig,
nicht geitzig, der seinem eignen Hause wol fürstehe,
der gehorsame Kinder habe mit aller Erbarkeit (So
aber jemandt seinem eignen |Hh4v| Hause nicht weis
fürzustehen, wie wird er die Gemeine Gottes versor-
gen?), nicht ein Newling, auff das er sich nicht auff-
blase und dem Lesterer ins urtheil falle. Er mus aber
auch ein gut zeugniß haben von denen, die draussen
sind, auff das er nicht falle dem Lesterer in die
schmach und strick.
So ermanet S. Paulus die Eltesten der Gemeine zu
Epheso255: So habt nu acht auff euch selbst und auff
die gantze Herde, unter welche euch der heilige
Geist gesetzt hat zu Bischoffen, zu weiden die Ge-
meine Gottes, welche er durch sein eigen Blut er-
worben hat, Denn das weis ich, das nach meinem
abscheide werden unter euch kommen grewliche
Wolffe, die der Herde nicht verschonen werden.
Auch aus euch selbst werden auffstehen Menner, die
dar verkerte Lehre reden, die Jünger an sich zu zie-
hen, Darümb seid Wacker und dencket daran, das
ich nicht abgelassen hab, drey Jar tag und Nacht
einen jeglichen mit threnen zuermanen.
j Im Druck: deinen.

Hierauff so last uns hertzlich bitten und sprecht mit
mir:
Ach, Gnediger Gott, Himlischer Herr und Vater,
der du uns durch deinen heiligen Apostel |Jj1r| Pau-
lum Veterlichen getrost und zugesagt hast, das es
dir, O Himlischer Vater, wolgefalle, durch die Tö-
richt Predigt des Creutzes selig zumachen alle die,
so daran gleuben, So bitten wir dich nu auff solches
gantz ernstlich, das du deinen Diener N., hie zuge-
gen, welchen du zu diesem so seligen und Hochwir-
digen Predigampt beruffen hast, mit deiner Göttli-
chen Gnaden begaben und deinen Heiligen Geist ge-
ben und mittheilen wollest, durch welchs krafft er
gestercket, wider alle anfechtung des Teuffels be-
stehen und deine geliebte Herde, durch das Blut un-
sers Herrn Jhesu Christi, deines Sohns, thewr er-
kaufft und erworben, mit deinem heilsamen und un-
gefelschten Wort nach deinem Göttlichen wolgefal-
len weiden möge zu lob und preiß deines heiligen
Namens und fürderung der gantzen Christenheit,
Durch Jhesum Christum, deinen geliebten Son,
Amen.
Oder nachgesetzt Gebett gesprochen werden:
Barmhertziger Gott, Himlischer Vater, du hast
durch denj Mundt deines Sons, unsers Herrn Jesu
Christi, zu uns gesagt: Die Erndte ist groß, aber
wenig sind der Arbeider. Bittet den Herrn der Ern-
dte, das er Arbeiter in seine Erndte sende256. Auff
solchen deinen Göttlichen befehl bitten wir von her-
tzen, du wollest diesem deinem Diener sampt uns
und allen, die zu deinem Wort beruffen sind, deinen
Heiligen Geist reichlich geben, das wir mit grossen
hauffen deine ware |Jj1v| Diener, Erkenner und Be-
kenner seyen, trew und fest bleiben wider den Teuf-
fel, Welt und Fleisch, damit dein Name geheiliget,
dein Reich gemehret, dein Will volbracht werde.
Wollest auch dem Leidigen Grewel des Bapsts und
Mahomets sampt andern Rotten, so deinen Namen
lestern, dein Reich zerstören, deinem willen wider-
streben, entlich steuren und ein ende machen. Solch
unser Gebett (dieweil du uns geheissen, geleret und

255 Apg 20,28-31.
256 Mt 9,37-38; Lk 10,2.

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