Lippe
Nach gehaltener Rechnung sollen zu mehrer
handthabung der Armen Versorgung die Superinten-
denten mit den andern obenberürten Personen alß-
balt fleissige nachforschung thun und befragen, wie
sich die Personen, so in den Hospitalen der Allmo-
sen leben, sie sein Pfründers oder Pfründerinne, in
Gottesfurchten, allerley zucht, ehrlichem wandel, in
Kirchen gehen, das Nachtmal des Herrn zu empfa-
hen und dergleichen Christlichen tugenden verhal-
ten.
Item, Ob sie eines friedsamen und Gott wolge-
felligen Lebens gegen einander sein.
Item, Ob sie auch die Predigt der Kinder frage
und antwort, welche man nennet den Catechismum,
verseumen. |Pp4r|
Item, Ob unter inen (wie zum öfftermal gehört
wirdt) ein Zeuberisch, Abergleubisch, Ergerlich,
Böß, Neidisch, mit fluchen und schweren, zenckisch,
schandbar und unzüchtig Leben gefüret und gehal-
ten werde.
Item, Ob auch die Spittel- und Hospitalmeisters
oder, wie man sie nach unser Landtart nennet Gast-
veter, einem jeden gleich und recht thun und wider-
faren lassen, Auff die Bette und andere notturfft der
Armen gute und trewliche achtung haben.
Endtlich, Ob auch (wie offt und dicke geschicht)
in den Behausungen der recht dürfftigen frembde,
gesunde Landfarer, faule, unersettige Lodderbuben,
Unnottürfftige, verrüchte Müssiggenger und der-
gleichen freche, mutwillige und böse Bettler darin-
nen sein und verharren, so weder nach Gott und sei-
nem Wort fragen, den Leuten iren blutigen schweiß
abgeilen328 und den rechten, frommen, einfeltigen,
danckbarn und in warheit Armen das liebe Brodt
für dem Munde weg reissen und nemen, dadurch ire
Büberey, schlemmen, diebstal, spielen und müssig-
gang gestercket, bekrefftiget und verursacht wirdt,
Denn solche betriegliche Landtstreicher und Fau-
lentzer sollen zür arbeit gehalten und getrieben wer-
den, das sie, wie S. Paulus, 2.Thessa. 3 [8.10], ge-
beuth und ernstlich vermanet, Ir eigen Brodt essen
und im schweiß ires Angesichtes, Gen. 3 [19], sich
erneren und ir Brodt erwerben, Auff das die rechten
Armen Leute iren zeitlichen unterhalt bekommen
und keine nodt leyden mögen. |Pp4v|
Und so etwas unrichtigs oder beschwerlichs und un-
gebürlichs hierinnen befunden würde, alsdenn sollen
ermelte Superintendenten neben den Bürgermei-
stern oder Amptman und Pfarherrn jedes orts allen
müglichen fleis fürwenden, das solche unrichtigkeit
abgeschaffet und in eine gute besserung gebracht
oder verrichtet, die gemeine Allmoßkaste gebessert
und die Elenden, gebrechliche, alte, unvermügliche
Haußarmen versorget werden.
Hieneben sollen auch zum Beschluss unsere depu-
tierte Superintendenten in den Jerlichen Visitatio-
nen die erkorne Vorsteher oder Fürmünder der Hos-
pitaln, Siechheuser und gemeinen Allmoßkasten zur
trewlichen und der Armut nützlichen verwaltung
unnd auffsicht mit allem fleis vermanen, in welcher
Pflegschafft sie denn auch ire Brüderliche liebe und
Christliche hertze gegen die rechten dürfftigen La-
zarussen329 beweisen und erzeigen.
Was nhun von der Versorgung der Armen und
nottürfftigen, Auch irer Behausung geredet und ver-
ordnet ist, dasselbige soll auch von den Spittalen
unnd Siechheusern oder derer Armen, Aussetzigen
unnd Blatterigen unterhalt, hülffe und trost ver-
standen werden.
Und damit unsere Superintendenten mit ihrenp zu-
geordneten irem empfangnem Befehl und aufferleg-
tem Ampt in diesen obgesetzten sachen unnd gele-
genheit deste fruchtbarlicher nachsetzen, gehor-
samblicher geleben und mögliche voln- |Qq1r | zie-
hung thun mögen, Wollen wir (geliebts Gott) jeder-
zeit hierinnen durch unser Consistorium denselbigen
auffs ernstlichste beystehen und embsige befürde-
rung und wirckliche Execution ergehen lassen, unge-
zweiffelter hoffnung, es werde nicht weniger ein je-
p Im Druck: ihrer. 328 Abbetteln, Grimm, DWb 5, Sp. 2596.
329 Siehe oben, Anm. 311.
460
Nach gehaltener Rechnung sollen zu mehrer
handthabung der Armen Versorgung die Superinten-
denten mit den andern obenberürten Personen alß-
balt fleissige nachforschung thun und befragen, wie
sich die Personen, so in den Hospitalen der Allmo-
sen leben, sie sein Pfründers oder Pfründerinne, in
Gottesfurchten, allerley zucht, ehrlichem wandel, in
Kirchen gehen, das Nachtmal des Herrn zu empfa-
hen und dergleichen Christlichen tugenden verhal-
ten.
Item, Ob sie eines friedsamen und Gott wolge-
felligen Lebens gegen einander sein.
Item, Ob sie auch die Predigt der Kinder frage
und antwort, welche man nennet den Catechismum,
verseumen. |Pp4r|
Item, Ob unter inen (wie zum öfftermal gehört
wirdt) ein Zeuberisch, Abergleubisch, Ergerlich,
Böß, Neidisch, mit fluchen und schweren, zenckisch,
schandbar und unzüchtig Leben gefüret und gehal-
ten werde.
Item, Ob auch die Spittel- und Hospitalmeisters
oder, wie man sie nach unser Landtart nennet Gast-
veter, einem jeden gleich und recht thun und wider-
faren lassen, Auff die Bette und andere notturfft der
Armen gute und trewliche achtung haben.
Endtlich, Ob auch (wie offt und dicke geschicht)
in den Behausungen der recht dürfftigen frembde,
gesunde Landfarer, faule, unersettige Lodderbuben,
Unnottürfftige, verrüchte Müssiggenger und der-
gleichen freche, mutwillige und böse Bettler darin-
nen sein und verharren, so weder nach Gott und sei-
nem Wort fragen, den Leuten iren blutigen schweiß
abgeilen328 und den rechten, frommen, einfeltigen,
danckbarn und in warheit Armen das liebe Brodt
für dem Munde weg reissen und nemen, dadurch ire
Büberey, schlemmen, diebstal, spielen und müssig-
gang gestercket, bekrefftiget und verursacht wirdt,
Denn solche betriegliche Landtstreicher und Fau-
lentzer sollen zür arbeit gehalten und getrieben wer-
den, das sie, wie S. Paulus, 2.Thessa. 3 [8.10], ge-
beuth und ernstlich vermanet, Ir eigen Brodt essen
und im schweiß ires Angesichtes, Gen. 3 [19], sich
erneren und ir Brodt erwerben, Auff das die rechten
Armen Leute iren zeitlichen unterhalt bekommen
und keine nodt leyden mögen. |Pp4v|
Und so etwas unrichtigs oder beschwerlichs und un-
gebürlichs hierinnen befunden würde, alsdenn sollen
ermelte Superintendenten neben den Bürgermei-
stern oder Amptman und Pfarherrn jedes orts allen
müglichen fleis fürwenden, das solche unrichtigkeit
abgeschaffet und in eine gute besserung gebracht
oder verrichtet, die gemeine Allmoßkaste gebessert
und die Elenden, gebrechliche, alte, unvermügliche
Haußarmen versorget werden.
Hieneben sollen auch zum Beschluss unsere depu-
tierte Superintendenten in den Jerlichen Visitatio-
nen die erkorne Vorsteher oder Fürmünder der Hos-
pitaln, Siechheuser und gemeinen Allmoßkasten zur
trewlichen und der Armut nützlichen verwaltung
unnd auffsicht mit allem fleis vermanen, in welcher
Pflegschafft sie denn auch ire Brüderliche liebe und
Christliche hertze gegen die rechten dürfftigen La-
zarussen329 beweisen und erzeigen.
Was nhun von der Versorgung der Armen und
nottürfftigen, Auch irer Behausung geredet und ver-
ordnet ist, dasselbige soll auch von den Spittalen
unnd Siechheusern oder derer Armen, Aussetzigen
unnd Blatterigen unterhalt, hülffe und trost ver-
standen werden.
Und damit unsere Superintendenten mit ihrenp zu-
geordneten irem empfangnem Befehl und aufferleg-
tem Ampt in diesen obgesetzten sachen unnd gele-
genheit deste fruchtbarlicher nachsetzen, gehor-
samblicher geleben und mögliche voln- |Qq1r | zie-
hung thun mögen, Wollen wir (geliebts Gott) jeder-
zeit hierinnen durch unser Consistorium denselbigen
auffs ernstlichste beystehen und embsige befürde-
rung und wirckliche Execution ergehen lassen, unge-
zweiffelter hoffnung, es werde nicht weniger ein je-
p Im Druck: ihrer. 328 Abbetteln, Grimm, DWb 5, Sp. 2596.
329 Siehe oben, Anm. 311.
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