Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0493
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
7. Visitations-, Konsistorial- und Ehegerichtsordnung 1600

ordnete anwälde gegenn den ungehorsamen zu der
bescheide geburlichenn effectuirung bey den inn den
bescheidenn specificirten poenen vor unnsern com-
missarien procedirnλ, darauff auch unnsere commis-
sarien wieder die unngehorsamen in contumaciam
zu erkennenn crafft dieses macht habenn sollen.
μWir wollenn unnd ordnen auch crafft dieses, daß
die partheyenn in den ehesachenn alleinn die eydt
dandorum unnd respondendorum, din maßenn ob-
berurtd, respective leisten sollenn, unnd dieselbige je-
des mahls fur erst thun, ehe unnd bevor sie respec-
tive repetiren unnd antwurtenn, unnd sollenn die
commissarien einenn jedernn theill bey leistung |30r|
solcher eydte trewlich fur meyneydt unndt falscheit
avisiren unnd warnennν, unndt soll darauff unnd
crafft derselbenn eydte in ihren streitigenn ehesa-
chenn wie obgemelt verfahrenn unnd mitt weitern
eyden, als calumniae unnd dergleichenn, nicht be-
ladenn werdenn, es were dann, das die commissarien
bey einem oder anderm theyle in dem procedirn be-
wegliche ursach befünden, dem einen oder andernn
theile, wieder welchenn die ursach unnd verdacht
gespüret würde, denn eydt calumniae oder malitiae
auffzuleggen und in der persohnn schwerenn zu la-
ßenn, und soll deßfals denn commissarien hiemitt
auch aufferlegtt unnd befolhen sein, dem verdech-
tigen theyle denn eydt calumniae oder malitiae inn
recht auffzulegen; und |30v| mogen die procuratores
inn verweigerung der eydtleistung jegenn densel-
benn in poenam non iurandis vor denn commissari-
en verfahrennξ.

λ Eß sollen die procuratores alle zeit die contumaciam ad-
versarii angeben undt umb geburliche execution specifi-
cirter peen bey den commiss. anhalten.
μ De iuramento dandorum et respondendorum.
ν Die commiss[arii] sollen deß meinaidts undt deßen straff
der parteyen erinnern undt avisiren.
ξ Ob, wie undt wann iuramentum calumniae et malitiae
von den parteyen zufordern undt die procuratores in
poenam non iurandis coram commiss. verfharen.
ο Cautio oder vorstandt.
π Der vorstandt oder cautio de iudicio sisti iudicato solu.
in casu succumbent. soll inn entstehung der guttlichen
handtlung in primo termino coram comiss. angelobet
werden.

οDamit auch die ehesache durch die exception
vom vorstande oder caution de refundendis expensis
in casu succumbentiae nicht remoriret noch auffge-
haltenn werden mögen, so wollenn unnd ordnenn
wir hiemitt, daß die streitige partheyenn, so beider-
seitz unnsere unterthane sein, im ersten termino, in
welchem sie durch unnsere commissarien zur gutli-
chen hanndlung citirt, in entstehung der guttlichen
vergleichung der eine dem andern vor unsernn com-
missarien mit hanndtgebener trew ann eydts statt
anlobenπ und sich |31r| damitt verpflichtenn soll, daß
der eine dem andern in der streitigen ehesache rech-
tens sein unnd dem jenigen, waß darin wieder ih-
nenn erkennet unnd außgesprochenn wurde, gehor-
samlich unnd unverzoglich nachkommenn wölle
unnd solle.
Weiters soll inn den ehesachenn in puncto des
vorstandts odere caution unnder den partheyen, so
unnsere unnderthone seynn, nicht controvertiret
noch disputiret werdenn, und wolln vonn hoher ob-
rigkeit wegenn dem obsiegenden theyle, im falh sein
jegentheill in die gerichtskostenn oder sonnst wo-
rinn condemniret würde, wieder den condemnirten
theill via executiva zur geburlichen execution be-
hilfflich seinnρ, aber der, so under einer frembden
herrschafft unndt |31v| eines andern underthann und
unser unnderthann nicht ist, so in unnser graff-
unnd herrschafft jemanndt in ehesachen abspre-
chenn wolte unnd würdef, der soll den vorstanndt
gebürlich unnd gnuchsamb bestellenn unnd deßenn
nicht verlaßenn werdennσ.

ρ In puncto cautionis soll unter den streitigen parteyen, so
ihr g. unterthan nicht disputirt werden, sondern ihr g.
wollen ex officio den einen oder andern theil, so condem-
nirt ist, behulfflich sein mitt gebürlicher execution.
σ Wann der besprecher der ehe einer andern herrschaft
subject undt mitt einem unser unterthanen zeucht, soll
der caution nicht erlassen werden.

d-d In B von anderer Hand ergänzt.
e B: oder der.
f In B von anderer Hand ergänzt: würde, oder der sunst
nitt begudertt ist.

475
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften