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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0523
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5. Armenordnung 1581

8. Und wan dan befunden, dat sie enige emp-
ter3 gelehrnet, och des verleges4 halven dat ampt
nyt gebruicken konnen, so soll inen durch die fur-
sthenders myt rhat der amptsmeistern die mate-
rialia, vahn der ener |3r| monat in die ander gekoft
und furgestreckt werden, und wahn dat werck fer-
dig, sollen die fursthenders solchs nha gemeinen
marcktganck ahn betalungh nhemen und ingerorter
gestalt widderumb die materialia darstellenθ. Im fall
aber jemant hirover in fuilheit und nachlessicheit
befunden, solln die almuß enthogen wirdenι.
9. Im glicken fall den armen daghuireren, so gei-
nen arbeit hebben und doch gerne arbeiten wollen,
gegen geborliche dagehuir entweder durch dysser
stadt rhentmestern oder der armen provisor arbeit
ahngewiset werdennκ.
10. Es sollen ock die fursthender der armen alle
wecken op eynen besondern dag bie eynandern kom-
men und sich van wegen der armen beraithslagen,
sonsten aber, dha sich kranckheiten oder swaichei-
den openbairden, alßdan sollen die fursthender in
verrichtungh ires ampts besondere daige ahnstel-
lennλ.
11. Wanehe dan baven angereigter maeten der
armen nhaemen in die scedeln gebracht und dersel-
bigen getaill und gelegenheit erfunden, alsdan will
eyn erbar rhadt myt thodohne der provisoren und
fursthendern der armen rhenten (wie och voirt alle
jarr) overslan und davan den armen nha gelegenheit
stuir dohneμ, und wan dan, wie vermuithlich befun-
den, dat van solchen opkomsten den armen nit woll
notturftiglich koente gedeint wirden, in dem fall
solln die fursthenders ein ider in synen feirdell tho
allen feirdell jars van huiß tho huise und op furghain

θ Armen materialia zu bestellen.
ι Pain der fuilen armen.
κ Armen daghuirern.
λ Biekompst der fursthender.
μ Underhalt der armenn.
ν Fursthenders soln die collecten ener dem andern ver-
strecken.
ξ Gilden sullen ire armen underhalten.
3 Handwerke. Zur Einteilung in Gilden und Ämter siehe
oben, S. 489f.

der christlich vermhanungh der h[errn] pastors und
predicanten |3v| bie ener idern burgern gaen und in-
sammelen, wat ein ider tot underhalt der haußar-
men auß christlicher andacht und guten, fryen wil-
len nha seinen vermugen geven will. Und wat in sol-
licher versammelungh iglicher fursthender in sienem
feirdell gecolligert und zusamen gebracht, darvan
sall dan eins iglichen feirdels fursthender gegeven
werden, nha dem sie tho irem feirdell uthtospinden
van noeden hebbenν.
12. Damit den armen och desto beter gedeinet
wirde, so sollen alle renten, tho den gemeinen spin-
dungen geordnet, den titlichen provisoren, umb den
fursthender tho handen intoruymen und -thoboeren,
overgewiset werden.
13. Item oich die gilden dartho berichten, dat sie
ire opkomsten tho behoif und uthspendungh der ar-
men, wie vurs[teht], overwisen, dat selbige sol ahn
inen versoicht wirden, und inn fall der verweige-
rungh sollen sie etzliche armen (entweder ires feir-
dels oder ihres ampts) nha gelegenheit irer rhenten
underhalt reichen und dieselb den titlichen provi-
sorn und fursthenders nhamhaft maicken, damit
desfals in irer armen scedelln ordnungh gehalten
wirden muigeξ.
14. Und dhamit gute, christliche disciplin bie
den armen geplantet und observirt, sollen sie den-
selbigen armen mit ernst inbinden, dat sie gots-
furchtig und des hiligen dags in der predigen und
gotsdeinst sich gerne finden laeten und ire kinder in
der frucht Gots upzehen; und damit desfals gein
mangel sie, so sall ine eyn schoilmester gnant wer-
den, darbie sie des hiligen dags lesen, schriven und
iren cathegismum lehren und, so sie sych dartho nit

4 Das Verlagssystem. Es zeichnet sich dadurch aus, dass
Waren - vielfach Textilien - in Heimarbeit hergestellt
und anschließend vom Verleger zentral vermarktet wer-
den. Der Verleger stattet die Heimarbeiter mit den er-
forderlichen Materialien aus, vgl. Bettger, Roland,
Verlagswesen, Handwerk und Heimarbeit, in: Müller,
Rainer A. (Hg.), Aufbruch ins Industriezeitalter, Bd. 2:
Aufsätze zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte Bayerns
1750-1850 (VBGK 4), München 1985, S. 175-183.

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