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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0525
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5. Armenordnung 1581

Dar oick derselbigen bedlern gegen willen des
gasthuismesters in alsolchem gasthuis lenger tho
verbliben und sich der ordnungh widersetten of in
einiger andern manier sich ungeporlich halten wur-
de, datselbige sal die gasthuismester dem provisor,
umb geporlichs insehen tho doene, bie tyden und
also, wan die moitwilliger noch furhandenn, schul-
dig syn anthoseggennυ.
Es soln keyn burger noch burgersche inn- noch
biewonnungh gunnen frembden, landtstrickenden
bedelern, lenger nicht dan eine nacht herbergen
noch sunst keine huiser noch kammern verhuiren
buiten voihrwetten, willen und consentz eines er-
barn rhaits bie poen viff marck, so duick dargegen
geschegeφ.
Wy dan oick geinen alsolichen bedelern wider die
biewonungh noch umb tho colligeren almuß umb-
thogaen sall gestattet werden, sie enbrengen dan vor
erst genoichsam schin und bewiß irer gebrecken,
doens, handelungh und abscheidt van der obrig-
keitt, darunder sie ahm lesten gesetten hebben. |5v|
Und dha sich einer baven dissem alhir myt der
biewonungh setten wurde, of des bedelens langes die
straten sych undernimmen wolte, dieselvige sall
durch die verordnete diener, bie einer nhamhafter
poen und straff, in diese stadt nit widerumb tho
kommen, verwiesen werdenχ.
Item, damit allerley gefarlicheiten, so bie den
swangern frawen, als sonst furgekommen und ver-
midet werden, so sollen geine, so woll frembde als

υ Moitwillige bedelers.
φ Frembden bedelen keyn huiser noch kammern tho ver-
huirenn.
χ Bedeler straffe.
ψ Wantschapene bedelers.
9 Siehe oben, Anm. 3.

ingesettene wantschapene, gebreckliche bedelers up
den kyrchoff noch up den straten noch vor der stadt
poirten, und wegen almuß tho bidden, sitten noch
thosetten thogelaeten werden, und so sich jemantz
derselvigen dargegen ahn solchen oirteren finden lei-
te, die soll durch die deinere uth der poirten ge-
bracht und dysser stadt verweisen werdennψ.
Von armen amptsjungen und gesellen
Es sollen alle empter9 und hantwercks leuthe ire
lehrjungen und arbeider notturfftiglichen underhal-
tenn. So eyn amptsgeselle kompt wandern, die soll
sych tot den amptsmeistern of werckmeistern sienes
hantwercks verfuigen und bie den umb arbeit ahn-
soicken und, so sie arbeit finden, arbeiden laeten; so
nit, solln die verordnete amptsmeistere uth des
ampts opkomsten demselbigen eyn stuick gelts mit-
deilen und wider passeren laeten. |6r|
Van armen scholerenn
Wat tho underhaltungh der scholer deinet, soll
mahn nach besten flit verordenen. Drey dage in der
wecken sal den scholern umbthogahn und ir almuß
inthosammelen vergunnet werden (als sondags, gu-
denstags und fridags) vor den middagh, und sollen
uthdrucklich bitten: „Panem propter Deum“, und
man soll inen ein gewisses teicken10 geven, dar bie
sie tho erkennen, dat sie rechte scholer syn.

10 Schüler, die zum Sammeln von Almosen berechtigt wa-
ren, mussten ein entsprechendes Zeichen sichtbar an ih-
rer Kleidung anbringen, vgl. Maué, Hermann, Bett-
lerzeichen und Almosenzeichen im 15. und 16. Jahrhun-
dert, in: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums
1999, S.125-14

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