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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0223

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Visitations-Rezess für das Benedictiner-Nonnenkloster Crevese von 1541.

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artikel der kerkenordnunge, sunderlick aber den
catechismum den andern vorlesen. Dergeliken
schollen die junkfrowen alle in sunderheit sulven
vake darinne lesen. Darmit den de junckfrowen
in der hiligen schrift destermehr bekant, geovet
und gewaknet wurden, schollen ine des morgens,
wan sie maltit halden, allerwege ein oder twe
capitel ut dem olden und to avendmaltit ock
also ut dem nyen testament deudsch vorgelesen
werden.
Dith schallen sick ock die junkfrowen gegen
der domina mit geborlicker obedienz vorholden.
Aver dajegen ock de domina der jungfrowen
neine, so sie de ordenung hielden, ader wes so
in die ordnunge tolest dede beschweren oder be-
schweren lassen. Wolden ock de junkfrowen eine
oder mehr dat closterleven vorlassen und darut
gahn tom weltliken edder hiligen ehestande be-
geven, schal ine frei sin und daran ungehindert
bliven. Aber die, so im kloster bliven, sollen
sick in geburliker disciplin und tucht, wie ihre
regel utwiset, holden.
Die misse schal in dusen kloster ander nicht,
dan wo in der kerchenordnung geseth, geholden
werden, doch dat de jungfrowen alle dage, wan
etlike ut inen oder andern togeparten luden nicht
tum hochwerdigen sacramente gahn willen, schallen
dat dageamt, wo die ordnung set, singen und
holden laten. Wen aver communicanten sint,
schal de misse ganz, jedoch nicht dan na gestalt
der ordnung geholden werden. Es schal ock dat
hochwerdige sacramente des lives und bludes
unsers herrn Jesu Christi neine junkfrowe anders
dan na der ansatzung Christi, wie in der ord-
nung und den junkfrowen daneben mundluck
etlike unvorleglike ursake angeteiget, in beider
gestalt gereicht und under einer gestalt vorsaget
werden.
Sunst sollen ock die junkfrowen gemeinlich
horas de tempore, und van hohen festen, wa
bether gescheen, halden. Desgleichen, wan ein
fest de sanctis kommet, sollen sie dat commune
sanctorum halden und duse gesenge alle, wie in
dem stift to Coln an der Sprew gesungen
werd, reformert. Doch schollen die junkfrowen
alle sondage, mondage, middewoke und fridage
die litanei, wo in drudde deil der ordnung to
finden mit aller andacht des morgens na der
prime singen und alle dartho kommen.
Nachdeme den solche kloster angefenglich
allein schulen der jungen junkfrowen und hospitalia
der armen gewesen und awer nahmals dahin ge-
raden, dat die olde einsetzung weinig betrachtet,
desgeliken die gastunge gans misbruk wirdet,
sollen sick die junkfrowen des studirns und lesens
in der hiligen schrift nochmals vlitigen. Es
schollen ock ut sunderliken bevehl hochgedachts

unsers gnedigsten herrn alhie im klostor alle
gastungen ute der herrschaft to Brandenburg
und ihrer rethe und dener ablager, die vor alders
gehalden, ganz und gar abgethan sinn. Und schall
der herre prawist oder sine bevehlhabere an
hochgedachts unsers gnedigsten herrn sunderliken
bevehl neinen fremden, er si van adel oder
anderer beherbergen weder fuder noch nachmal
geben. Sol ock dat deshalven destermehr to-
geholden werden. Dajegen aver und anstadt der-
sulven hospitalitet schollen jerlich dreisig gulden
uppe ostern diesulven zeit, schers antofangen, in
die universitet to Frankfurt to der holdunge
der legenten darsulves gegeben und averschicket
werden.
Wurde aber jmands von adel oder anderer
ihren freundinnen von junkfrowen was an nod-
turft oder vitalien tovohren, dem mochte ein
weinich fuder und mahl und daraver nicht ge-
geven werden.
Es schall ock den junkfrowen von den ein-
komen des klosters an vitalien, gelde oder anderer
nodturft in antal, wie van olders beth up wider
vorordnung oder vorsehung geregket und gegeven
werden, ock de rekenschap wie van olders in-
gehave.
Als ock die junfern dit klosters etwan ut
der pharre to Osterbork eine jerlik pension
genommen, sint sie mit vorwillinge ihrer vor-
stender up underhandlunge der visitatorn darvon
abgestanden, doch also, dat ihne de pliarre to Oster-
borg dagegen die vicarei Anne to grothen
Rossow, welche he beter gehat, resigniret und
afgetreden. Die sollen die junkfrowen anstadt
der pension, dävan gemelder, allewege heben und
gebrucken.

Von dem p har rechte duses klosters.
Nachdem ock die dorfer Crevese, De-
quede, Polkern, Slixstorp und Stapel
in dit closter gepharret, schall ock hinfort dat
pharrecht darut bestalt und vorsorget werden.
Also dat schall angenomen und geholden werden:
ein prediger, der schall im closter allewege pre-
digen und sacrament geven, schall ock der jung-
frowen confessor sinn. Des jerlich einkomen soll
sinn die nutzung der commenden im kloster,
welche itz unser gnedigster herr, de bischof to
Brandenborg scal holden; so schall s. f. g. er-
sucht werden, einen prediger dieselbe commende
aftotreden. Daraver schall der prediger in dem
kloster, wo vor olders hebben den tisch, wohnunge,
vier mark und accidentalia.
Aver des caplans inkommen schal sin 1 mark
jerlich ut dem kloster, dat inkomen van dem
pharrecht obgemelte dorfer uter dem viertiden-
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