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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0259

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Lenzen. Visitations-Abschied von 1558.

239

studium in die universitet zu Frankfort
muchten geschickt werden.
Auch soll den fratribus an essen und trinken
die notturft, damit sie sich nicht zu beclagen
haben mugen, alleweg gegeben werden.
Alsdann die visitatores vormug churfürstlichs
befelichs itzo von den fratribus allerlei gefragt,
do nach irem, der visitatoren, abreisen villeichte,
wie man sich besorget, mochte widerwillen uff
etliche geworfen und wider sie wes furgenommen
werden, verlassen demnach die visitatores, das
des, so der visitation halben alhie izo furgefallen,
gegen keinen bruder in unguten soll gedacht,
viel weniger sie darum in zucht oder disciplin
genommen werden, wie sie dann die visitatores
hirmit deshalb in hochgedachtes unsers gnedigsten
herrn schuz und sicherheit nemen.
Actum Lenin, dinstags nach vocem Jucundi-
tatis anno etc. im XLI.

Item prior, subprior und senior, so zu Lenin
vorharren, bitten von unserm gnedigsten chur-
fürsten die nachgeschrieben provision:
Zum mittagmal IIII essen,
Zum abendmal III essen,
Item einem iden bruder des tagis IIII brot,
Item alle wochen ein tonne bier,

Item alle jahr VIII thunnen wein,
Item alle notturft, als kleid, schu und
bettgewand,
Item einmal in die woch barbiren,
Item alle XIIII tage einmal baden,
Item alle manzeit vor IIII gr. semmeln,
Item uf die woche einmal frische butter,
Item kesen zu notturft,
Item nach gelegenheit der zeit obbes, alse
apell, biren etc.,
Item vor die kranken gewürz, als pfeffer,
saffer, ingwer, negeln, muscat, rosin, mandeln,
zucker etc.
Item uffs neue jar ein pfefferkuchen und
mittfasten ein pfefferkuchen,
Item einem iden fratri sein kleider zu
waschen jerlich,
Item ob jemands seine freunde hette, dass
man die aus dem kuchen speiset,
Item dass man drei tage in der woch
fische speise, als mitwoch, freitag und sunnabent,
Item in den fasten durchaus fische speiset,
Item so jemand de fratribus krank würde,
dass man denselbigen mit arznei versorge.
Dise obgemelte artikel geben wir unsers
gnedigsten churfürsten verordenten rethen demutig-
lichen zu erkennen und allenthalben zu reformiren
nach irem gefallen.

Lenzen.
Für die Stadt Lenzen erging 1558 ein Visitations-Abschied. (Nr. 36.)
36. Visitations-Abschied für Lenzen. Vom 7. Februar 1558 (Dienstags nach Purific. Mar.).
[Aus Consist.-Archiv Berlin, Sup. Lenzen, Spec. f, Nr. 2.]

Dieser Abschied ist zunächst wörtlich gleich dem
von Havelberg. Die in dem Abschied für Perleberg
(s. dort) ausgelassenen Havelberger Stücke finden
sich hier mit Ausnahme der Elevation der Patene.
Hinter dem Satze „dass auf den kirchhof kein
mist oder unflat geschüttet werde“ , hat Lenzen
eine Spezialbestimmung, wonach wegen Platz-
mangels nicht mehr auf dem Pfarrkirchhofe be-
graben, sondern der St. Jorgens Kirchhof auf
Gemeindekosten vom Rathe dazu hergerichtet
werden solle. „Wer ahn sterblichen leuften auf
den pfarrkirchhof begraben lassen wollte, der soll
dem gemeinen kasten 1 fl. zu unterhaltung der
kirchengebeute entrichten.“
Dort wo Havelberg und Perleberg auseinander-
gehen , nämlich beim Abschnitte „Von besol-
dungen und unterhaltung der kirchen -
und schuldiener“ , hat auch Lenzen seine
lokalen Besonderheiten.

Weiterhin hat der Abschied für Lenzen
wesentliche Übereinstimmung mit Perleberg; er
hat aber auch den ganzen Abschnitt des Havel-
berger Abschieds von „Der pfarr und caplan sollen
ihrem berufe“ — bis „wie vor alters gegeben
werden.“ Der dort folgende Satz „Und sollen
die leute“ — bis „reverenz zu halten“ folgt an
anderer Stelle.
Im Abschnitte „Vom Organisten und
kalcanten“ findet sich für Lenzen die besondere
Vorschrift:
Und soll der organist alle fest und sontage,
ehe er auf die orgel geht, den pfarrer erst an-
sprechen und fragen, weil und was er schlagen
solle, und er nicht nach seinem kopfe, oder so
lange es ihm gelüstet, machen, auch sich sonst
des pfarrers bevehlich vorhalten.
[Ungehorsam wird mit Entlassung bedroht.]
 
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