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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0275

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Visitations-Abschied für Perleberg von 1581.

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sontags evangelia unterlassen werden, item da
gleich die hohe feste gehalten und dennoch die
vesperpredigten nach pleiben, und aber solchs
s. churf. g. also nicht gelegen. Darum vorordenen
die visitatores, des der pfarrer und caplene allhie
die festtage an dem tage, daran sie gefallen, in-
halts der kirchen und visitationordenunge christ-
liche und solemniter halten und nicht nach irem
gefallen vorschieben oder vorlegen, nocheinig
fest auslassen sollen, ungeachtet, do die gleich
auf die markttage gefielen, den es soll an den
festtagen keinen pauren etwas zu vorkeufen ge-
stattet, noch einig markt gehalten werden, bis
die predigt geschehen sei, damit also gotts wort
den markthendeln vorgezogen und die evangelia,
so beide uf die feste und sontage von den alten
aus sonderlichen christlichen bedenken heilsam
vorordent, in den kirchen pleiben und den armen
gewissen zu troste getrieben werden mogen.
Es sollen auch die gebetlein und christlichen
gesenge, auch andere ceremonien inhalts unsers
gnedigsten herrn christlichen kirchen- und visi-
sationordenunge, in den kirchen pleiben, und keine
ohne s. churf. g. vorwissen unterlassen oder ab-
gethan werden, immassen auch die predicanten
die leute von der canzel vormahnen sollen , wen
man die bete klocke schlegt, das sie in iren
heusern und arbeit ein vater unser, vor allerlei
not der ganzen christenheit beten, auch Erhalt
uns herre bei deinem wort und Vorleihe uns
frieden gnediglich, singen sollen, wie den solchs
in andern stedten, da man gotts wort lieb hat,
auch ganz andechtig geschicht.
Als auch die visitatores berichtet sein, das
sich alhie mennigfaltige laster in vorachtunge
gottlich« worts, auch zu einfuhrunge unchristlicher
exempel und ergernuss begeben, darein etliche
wider unsers gnedigsten herrn visitation und con-
sistorialordnunge ires gefallens zu procediren sich
unterstehen, s. churf. g. aber eins jeden wider
wertige einfuhrunge in s. churf. g. landen keins-
weges leidlich, als soll es damit inhalts berurter
s. churf. g. visitation und consistorialordnunge,
wie folget, gehalten werden.
Nemlichen, das die prediger alle sunde und
laster von der canzel durch gotts wort und be-
velch in gemein, mit sonderm ernste strafen, und
die leute zu horunge gottlichs worts und brauche
der hochwirdigen sacrament treulich anhalten
und disfalls gotts gerechten zorne vormelden sollen,
mit bedrauunge, wo sich jemands daruber der
predigten und gebrauchs des hochwirdigen sacra-
ments ein jahr oder etliche enthalten, in hass,
neid, unzucht, fuhlsaufen, spielen, wuchern,
schweren, fluchen, gottslesterungen und andern
rohen leben vorfahren und bei zeit nicht zur
busse schreiten wurde, das der oder dieselben zu

gefatterschaften und andern christlichen vorsam-
lungen und hendeln nicht sollen zugelassen, viel-
weniger, do sie vorsturben, uf die kirchhofe als
christen zur erden bestettigt, sondern ohne einige
christliche vorordente gesenge, als die unvornunf-
tige tiere, anders wohin sollen begraben werden,
solche vormahnunge soll auch von den predigern,
do es die not erfordert, privatim in der guete
mit fleisse etliche mal beschehen.
Und do sie durch solch schrecken oder
guetlich vormahnen, sich auch nicht wollten aus
dem unbussfertigen leben begeben, sollen der
pfarrer oder caplene dieselben selbst nicht aus-
schliessen, sondern solchs zum uberfluss an das
consistorium zu Coln an der Spree, weil der vor-
ordente advocat, in solchen und dergleichen sachen
wider die verbrecher mit processen gebuerlichen
zu vorfahren, bevelch hat, gelangen, do aber die
unbussfertigen daruber in unerledigten sachen
vorsturben, dieselben andern zu abscheu auf die
kirchhofe nicht begraben lassen. Sonst sollen die
hochwirdigen sacrament niemands geweiget werden,
dan weme gotts worts und christliche vormahnungen
nicht zur besserunge reitzen, den wirdet die aus-
schliessunge vielweniger dazu bewegen, alleine
das man dadurch das hochwirdige sacrament un-
wirdig zu empfahen, vorursachen wurde.
Die andern laster, als totschlege, ehebruch
und zeuberei, sein dem brachio seculari und welt-
lich obrigkeit unterworfen, dahin dieselben auch
vormuge der recht gehoren und inhalts der visi-
tationordenunge, auch des vorigen anno 1558
alhie gegebenen abschieds zur gebuerlichen strafe
zu vorweisen sein.
Wie dan auch unser gnedigster herre in
nehister huldigunge dem erbarn rathe ire rechte
statuta und polizeiordenunge nicht um sonst von
neuen confirmirt und bestettiget, das solche und
dergleichen hendel inen zu erledigen gebueren,
immassen dan die visitatores an stadt hoch-
gedachts ires gnedigsten herrn, kraft desselben
bevelchs dem erbarn rathe, bei den eiden und
pflichten, damit sie s. churf. g. vorwandt, hiermit
thuen auflegen, wider die verbrecher ein solchen
ernst zu gebrauchen, damit sie gotts strafen auf
sich und der ganzen stadt nicht haufen, noch s.
churf. g. wider sie zu ernsterm einsehen bewegen
mogen. Wie dann das ministerium sonderliche
gute achtunge darauf zu legen und solchs bei
iren christlichen gewissen s. churf. g. oder dem
consistorio unnachlessig zu vormelden, bevelch
haben.
Damit man aber die vorechter des hoch-
wirdigen sacraments dester fueglicher erfahren
moge, sollen die caplene diejenigen, so alle woche
beichten, aufschreiben, die aussenpliebenden fleissig
 
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