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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0335

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Gebet für den Reichstag von 1541. Visitations-Abschied für Stendal von 1558.

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volk treulich vormanen, gott dem almechtigen,
den vater aller gnaden und bermherzigkeit emsig-
lich von ganzen herzen und zuvorsicht eintrechtig-
lichen zubitten, das seine gottliche gnade wolte
kais. maj. und den reichsstenden, so uff den
itzigen reichstage zu Regensburgk vor-
sammelt sein, den heiligen geist und gnade geben,
das sie mochten rathen und schliessen, das gottes
wort alleine in der welt die oberhand haben und
behalten, und die beschwerliche zwitracht unser
heiligen religion halb zu eintrechtigen christlichen
verstande gehandelt und bracht, auch sonst fride
und einigkeit in deutscher nation und die cristen-
heit vor der grausamen tirannei des erbfeinds
des cristlichen nahmens und glaubens, des turken,
errettet werden, das gott wolte gnedig regen und
gewitter geben, und die beschwerliche teuerung
aufheben, dornach vor die not aller weld. Wan
alsdann die predigt und amt also geendet, soll
man die litanei inhalts der ordnung lesen und in
jede kirche gehen und ufm wege lateinisch ge-
sungen werden die Antiphon tua est potentia und
dorauf deutsch die psalm: „Aus tiefer noth“,
„Es wolte uns got gnedigk sein“ und der-
gleichen mehr. Uf den Dienstag sollet ir also
in der pfarkirchen Jacobi mit der procession zu-
sammen gehen und uf die Mitwoch alle in die
stiftkirche Nicolai und also singen, predigen und
halten, wie obgesatzt.
Wir werden auch bericht, das die schule bei
euch vormoge unserer ordnung noch nicht ange-
richt und das auch ein gelerter schulmeister zu
Braunschweigk furstehe, alleine das ir ine
nicht vocirt. Wan dan solche schule euch und
euern kindern auch gemeiner stadt zu eheren und

besten bedacht, bitten wir euch, wollet euch mit
bestellung derselben nicht seumigk erzeigen,
sonder dozu thun, das sie forderlich angerichtet
werde.
Uns ist auch angelangt, das die beide junk-
frauen kloster bei euch durch eins teils des raths
einen oder zwene werden zu mehrern bevelh dan
vorhin genomen, und das den junkfrauen nicht
frei bleibt dorauf zu gehen, das auch dem super-
intendenten doctori Cordato einhalt geschicht,
die junkfrauen unserer ordnung nach zu visitirn.
Wir achten aber, dass dis ewer aller des raths
wille oder meinung nicht sei, dan was gemeiner
stadt, wo es weiter an die obrigkeit gelangt, wolte
vor vorfenglicher eingang doraus gemacht und die
kloster etwan in andere wege und durch andere
personen, die ob unser ordnung halten und her-
nach weiter greifen mochten, eingefürt werden,
das habt ir selb zu bedenken. Wir hätten auch,
wo es anders dann gemeiner stadt zum besten
gerite, ein freuntlich mitleiden mit euch, und
bitten dero halb, ir hern des raths wollet doran
sein, das es mit denselben klostern unserer vor-
ordenung nach bleibe, den junkfrauen frei stehe
dorin zu sein oder sich daraus zu begeben, das
auch der superintendent seins amts dorin aller-
wege gebrauchen moge, wolten wir auch der
sachen gelegenheit und notturft euch nicht vor-
halten und seind euch zu dienen willig. Datum.
Den erwirdigen, hochgelarten, wirdigen, er-
barn, wolweisen superintendenti, seniori, capitel,
allen pfarrern, auch burgermeister und rathmannen
des alten und neuen raths der stadt Stendal,
unsern besondern hern und freunden.

58. Visitations-Abschied für Stendal. Von Freitags nach Francisci (9. October) 1551.
[Auszug aus dem St.-A. Berlin, 47, S. 1.]

Nachdem unser gnädigster herr, der kurfürst
zu Brandenburg, seiner kurfürstlichen gnaden
visitatores abermahl hierher verordnet, die mängel
in geistlichen und kirchensachen zu horen und zu
handeln, haben die visitatores darauf die gehaltene
visitation und den abschied derselbigen vormals
alhier in unser lieben frauen kirchen der stadt
Stendal ergangen, wieder vor die hand genommen,
auf was in den sachen mittler zeit des vorberichten
abschieds ergangen, gehört und erkundigt, und so
viel befunden, das es nochmals bei demselbigen
abschied billig bleibt, doch haben sie sich aus
beregenden ursachen die folgenden artikul noch
zum theil dazu gesetzt, auch eines teils verändert.
[Es folgen zunächst finanzielle Regelungen.]
Die kirchenordnung sei nicht immer streng
gehalten worden: thun auf seiner kurfürstlichen

gnaden sondern befelich die visitatores den vorigen
abschied in dem allenthalben verneuern, also das
sich die pfarrer, prediger und capläne, auch die
andern kirchendiener und auch die schuldiener
alhier nochmals im predigen, sakramentreichung,
kirchenamtern und ceremonien, auch mit mess-
gewanten, chorröcken, kappen und anderen kirchen-
kleidern sollen allenthalben berurter christlichen
kirchenordnung verhalten. Dan hochgedachter
unser gnedigster herr der entlichen meinung ist,
dass in dem allenthalben in seiner curfürstlichen
gnaden landen und städten soll gleichheit an
einem orte, wie am andern gehalten werden. So
weit auch das seine curfürstliche gnaden dem er-
barn rath alhie thun auflegen, auch einbinden
und befelen, das sie bei den eiden und pflichten,
damit sie seiner curfürstlichen gnaden verwandt,
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