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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0416

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396

Schlesien.

Medizinalangelegenheiten Breslaus. Breslau 1884; Breslauer Statistik. Im Auftrage des
Magistrats der Königl. Haupt- und Residenzstadt Breslau herausgegeben vom Statistischen Amt
der Stadt Breslau. Bd. 12, Heft 2. Breslau (ohne Datum). II, S. 1 ff.
Weil die Ordnungen an so verschiedenen Stellen, die eine derselben überhaupt noch
nicht, gedruckt sind, und wenige Ordnungen einen so vortrefflichen Einblick in die Entwicklung
eines so wichtigen Instituts gewähren, bringe ich sie sämmtlich zum Abdruck. (Kr. 88—93.)
Über das Schulwesen s. Soffner, in Ztschr. des Ver. f. Gesch. u. s. w. 19, S. 277 ff.-,
Köstlin, in Ztschr. des Ver. f. Gesch. u. s. w. 6, S. 260 ff.; vgl. auch Bauch, Drei Denk-
mäler zur älteren schlesischen Schulgeschichte. Progr. der evang. Realschule II zu Breslau
1901, S. 15 ff.
Nach Moibanus tritt besonders Petrus Vincentius als Leiter des Breslauer Schulwesens
hervor. Er verfasste auf Befehl des Rathes „der Stadt Breslau Schulordnung“ und publicirte
sie 1570 im Drucke.
Über den Catechismus des Moibanus vgl. Konrad, a. a. O. S. 49 f.

82. Schul- und Kirchenordnung des Rathes der Stadt Breslau. Von 1528.
[Nach Schoenborn, in Gymnasial-Progr. Breslau 1860. S. 5—13.]

Der schule halben zu S. Elisabeth und
Mariamagdalenen.
Es hat ein erbar rath beschlossen, dieweil
es gemeinem nutz fast sere zutreglich, wo die
jugent anfenglich recht und fertig underweist,
gelernt und in zucht und togunden auferzogen
wirt, das in yder schule ein schulmeister sein
soll, drei baccalaurien, ein signator und zwene
auditores.
Und alle knaben, so zur lernung und zocht
gegeben, sollen dem schulmeister erstlich uberantwort
und in sein register vorzeichnet werden, also das der
schulmeister auf die knaben soll aufachtung haben,
domit die selbigen ganz fleissig und treulich
underweist, und besondern lateinisch in der
schulen mittenander zu reden, furderlich die
primarii und auch die secundarii angehalten
werden.
Er soll auch selbst allen fleiss und treu bei
inen furwenden, domit die selben forderlich gotte
zu lobe, irem vaterland zu ehren und den eldern
zu troste gelernet und erzogen werden. Es sollen
auch bei und neben dem schulmeister die colla-
boratores wie oben allen fleiss und treu fur-
wenden und dem schulmeister in allem dem, was
die zucht und underweisung der knaben belanget,
gehorsam und underthenig sein. Dorauf soll der
schulmeister selbst ein fleissig einsehen haben, und
wo ymandes sich in dem so wenig und ungeburlich
halten wurde, soll es der schulmeister ansagen,
den zween herrn doctor; wo es dann nicht ab-
gestalt, sollen sie das ferner an einen erbarn
roth tragen.
Die schulmeister und collaboratores sollen die
knaben dermossen instituiren und underweisen,

wie und was gestalt die zwene herren, als doctor
Ambrosius Moyobanus und doctor Johannes Metzler,
anzeigen werden und nicht anders; denn wir sie
belanget und vormocht, hirauf ein aufsehen zu
haben.
Es sollen auch alle einhemischer kinder, sie
seind arm oder reich, allenthalben frei zu gleich
und umsunst gelernet werden. Aber fremde, wo
die nicht ganz arm sein, sollen auf yder quartal
ein ort eines reinischen gulden geben dem schul-
meister, der dann sollich gelt mit den andern
collaboratorn teilen soll noch erkentnuss der hier-
zu vorordenten doctor.
Wurde aber irkein1) einhemischer oder fremder
an dem schulmeister ader seinen collaboratorn
begeren, mit seinem kinde ader kindern sonder-
liche lection zu haben, soll im vorgunst werden,
mit sollichem underscheidt, das um sollicher
privaten lection willen den ordinariis ader pub-
licis wider an zeit noch furgewanten fleiss (wie
dann zuvor vil gescheen) was abgebrochen werde.
Sunst will sie ein erbar rath nicht vorstatten,
und eher samt schedelich und nochteilig vornemen
der jenigen, so arm seind, gar abgestalt haben;
dann es sich in vorschiener zeit vorlaufen hot,
das um sollicher privatis lectionibus willen die
kinder der armen eher und zuvor heimgelassen
sint, dann der reichen, das dann vill ubel und
bose nachrede brocht hot.
Dorum wer sollich privatas lection es mit
seinen knaben haben will, mogen mit obgezaigten
underscheid woll gescheen , die schulmeister und
sein collaboratorn das jenige, so ine dorum ge-
geben, ane nochteil ihres vorgesetzten lohnes woll 9
1) irgend ein.
 
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