Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0417

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Schul- und Kirchenordnung der Stadt Breslau von 1528.

397

nehmen, alleine das solliche private lectiones eher
und zuvor die ordinarie angefangen werden und
anders nicht gehalten werden, und die kinder der
armen und reichen zu gleicher zeit zu oben1)
und morgen heim gelassen werden.
Kein collaborator, schreiber oder succrescent
soll keinen knaben annehmen, denselbigen priva-
tim ader sonderlich zu unterweisen, es sei dann
mit wust und willen des schulmeisters.
Wo irkein burger ader hantwergsman einen
schreiber oder succrescenten begeren wurde, seine
kinder aus und ein die schule zu furen, soll ihm
vorgunst werden, ydoch das solche schreiber oder
succrescenten dem schulmeister gehorsam sein und
zu chor gehen; wo aber nicht, sollen sie durch
die stadtdiener zu solchem gehorsam brocht
werden 2).
Des schulmeisters lohn soll sein ein jar aus
vierzig mark zu zweunddreissig groschen heller
vor eine mark.
Der dreier baccalaurien lohn soll sein ydem
ein jar aus zwanzig mark.
Der signator soll haben zu lohne ein jar
aus sechs mark; dorvor soll her singen uber die
wochen vesper und messe und am sontage und
feiertagen, welche im von den pfarhern erneut3),
sol her singen metten, vesper und mess, doneben
etlich antiphon und responsoria, aber sunst
deutze lieder, die im angezeiget werden. Dieweil
man im aber in den horis keine stelle geschicken
kann, und die zwen auditores mit vil kleinen
knaben uberleget, soll her in der schul die ele-
mentarios des tages etliche stunden noch befel
der hie zuvordenten herrn doctor den zwehen
auditoribus helfen4) uberlesen; und dorvor sol
man im geben ein jor lang vier mark zu den
obgenanten sechs marken, also das im ein jor
zehen mark zu zweunddreissig groschen geben
werden; wo her aber ein stelle in den horis be-
kommen wirt, sollen im die vier mark fortan
nicht geben werden. Doneben was im von dem
begrebnuss der todten zustendig noch ausweisung
der selben ordenung, mag her auch seinen vor-
gesatzten lohn unschedlich doneben nehmen.
Domit auch der chor in beiden pfarn dester
stadtlicher mag gehalten werden, hot ein erbar
roth hirauf vorordent, das fortan keinem knaben in

1) Abend.
2) Die Worte von ydoch an sind von derselben
Hand mit bleicherer Tinte in der Zeile und an dem
Rand nachgetragen worden.
3) genannt werden.
4) Die Worte von hier bis zum Absatz waren aus-
gelassen und sind auf einem besonderen kleineren
Pergamentblättchen, welches eingeheftet ist, von der-
selben Hand nachgetragen worden. Es ist dieses
Blättchen auf beiden Seiten beschrieben.

dieser stadt vor den thuren zu betteln oder singen
sol vorstadt1) werden, her sei dann ein schuler,
besondern dieweil nu fortan alle einhemische
kinder zu gleich umsunst sollen gelernet werden,
sich seines armuts hirinnen niemand zu ent-
schuldigen hab; und solliche knaben, so in dieser
stadt betteln werden, sollen in der schule treulich
wie ander underweist und wochenlich zu chor
gehen, dem schulmeister in der schule, und
signator im chor gehorsam sein in allem, sonder-
lich aber die verstorbenen hefen mit vorordentem
gesang zu grabe bestatten.
Der zweher auditores lohn soll sein ydem
ein jar aus vier mark. Dorvor sollen sie die
elementarios oder Donatisten buchstaben und lesen
lernen und solliche .zwene auditores sollen sein
zwene aus der zall der sechs schreiber, wie dann
in dieser ordenung volget. Yder schulmeister soll
alle tage, alleine die sontage und feiertage aus-
geschlossen, zwoe stunden in der gemeine lesen,
dergleichen ein yder collaborator und die zwene
auditores sollen beide, so es nicht und er der mess
oder vesper ist, die elementarios oder Donatisten
buchstaben und lesen lernen; so es aber under
der vesper oder mess ist, soll der eine auditor,
einer eine wochen, der ander die ander woche
mite zu chore gehen, und der ander in der
schulen wie gemelt die knaben dieweil lernen.
Also das sich der schulmeister und collabora-
tores selbst bekosten, ausgenommen drei stosse
holz, die sollen vor yde schule auf aller heiligen
obent gegeben und gefurt werden.
Seintmols aber der chor in der kirchen zu
halten von noten sein will, mag ein yder schul-
meister sechs schreiber, die do frum und zu
lernen geschigkt und sich der gebure halten
wollen, aufnemen.
Dieweil zuvor den maturisten und communi-
canten, do ir vill gewesen, itzlichem sechsund-
dreissig groschen ein quartal gegeben, soll nu
einem yden, die weil ir wenig ist, ein quartal
vierzig groschen gegeben werden. Domit sie sich
aber dester stadthaftiger erhalten mochten, wil
sich ein erbar rath befleissen, das man ihn mochte
stellen vorschaffen, das sie in beiden pfarnkirchen
die horas helfen mitsingen2).
Dieweil nu, wie vormelt, von diesen sechs
schreibern die zwene auditores sein sollen, sollen
almol funf dem signator uber die wochen den
chor in der kirchen zu halten, als nemlich mess
und vesper zu singen, schultig sein und der eine
auditor in der schulen dieweile die elementarios

1) verstattet.
2) Der letzte Satz ist auf der folgenden Seite von
derselben Hand nachgetragen worden, indem ein Zeichen
darauf hinweist, wo er ausgelassen ist.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften