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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0418

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398

Schlesien.

underweisen, und die andern vier schreiber, die
nicht auditores sein, sollen mit der communion,
wann es nicht unter der vesper oder messe ist,
zu gehen schultig sein, under der messe und
vesper durfen sie nicht mitgehen, soll alleine der
kirchknecht mit einer laternen und glocken mit-
gehen.
Am sonnobent, sontag und andern feiertagen,
so man in der schulen nicht list, sollen alle
knaben zur messe und zur vesper in den chor
gehen, aldo singen, und nicht vor geordenter zeit
aus dem chore laufen; dorauf soll der signator
ein fleissig aufschauen haben, und so sie hiraus
laufen, sie vormerken und dorum zimlich zu seiner
zeit strafen.
Es soll auch den knaben alle wochen ein
lection noch ordenung der herrn doctor in der
musica gelesen, und im singen treulich und fleissig
so wol als in andern genotigen kunsten under-
weist und geubet werden.
Und so etlich knaben, wie zuvorn gescheen,
so sie vom schulmeister oder collaboratorn zimlich
und geburlich um iren unfleiss gestraft, zu iren
eldern liefen und klageten, und die eldern was
unfur1) mit worten oder werken kegen dem
schulmeister furnehmen wurden, will ein erbar
roth nicht vorstatten, sunder es soll geclaget
werden, will sie ein erbar roth dorum strafen.
Daentkegen so auch irgent ein schulmeister oder
collaborator kegen irkeinem knaben, er sei arm
oder reich, ubriger und unzimlicher straf mit
schlagen oder sunst unfuriger weiss, das dem
schaden mochte, furnehmen wurde, wil es ein
erbar roth auch nicht vorstatten und sie dorum
strafen, sonder zimlich und rechte strafe, wie
kinder geburt zu strafen, bevolhen haben. Zu
sollicher zimlicher und gepurlicher strafe sollen fortan
die kirchen vetter beider pfarn die ruten kaufen.
Und wo irgent ein schulmeister oder colla-
borator mit underweisung der knaben seumig
oder nachlessig sein wurde, der sich der herrn
doctor underweisung nicht halten oder sonst un-
geburlich leben, den oder die wollen wir nicht
leiden, sonder sie zu urloben und zu strafen all-
zeit bei uns behalten haben.

1) In dem folgenden Satze steht das Adjectivum
unfurig; Klose führt in seiner Darstellung der inneren
Verhältnisse der Stadt Breslau v. J. 1458 his 1526,
herausgegeben von Stenzel 1847, S. 217, aus einem
Rathserlass vom 9. December 1515, welcher gegen
allerlei Unsittlichkeiten einschreitet, die Worte an: die
jungen Gesellen sollen „auch nicht ungewöhnliche Tänze
tun, noch unfur treiben“. Es bedeutet offenbar: Un-
ziemlichkeit, ungebührliche Führung. Weitere Nach-
weisungen über seinen Gebrauch giebt Schneller in
seinem Wörterbuch.

Ordenung des ausgebens der kirchen-
veter der pfarn zu S. Elisabeth und
S. Mariamagdalenen auf die pfarn-
kirchendiener und schulen.
Zum ersten dem schulmeister ein jar lang
vierzig mark zu zweunddreissig groschen.
Den dreien baccalaurien itzlichem ein jar
lang zwenzig mark zu zweunddreissig groschen.
Den zween auditoribus itzlichem ein jar vier
mark zu zweunddreissig groschen.
Dem signator soll ein jar 10 mu zu 32 gr.
geben werden.
Den sechs schreibern, die den chor halten
und mit dem sacrament gehen, unter welchen die
zwen auditores seind, itzlichem ein quartal vierzig
weiss groschen.
Anch soll ihn durch die herrn kemrer und
die kirchenveter gegeben alle jar werden allent-
halben in yde schule drei stosse holz, die sollen
auf aller heiligen obent gefurt werden.
Und ruten sollen die kirchenveter in beide
schulen, so vill sie bedurfen, keufen, die fenster
in den schulen machen lossen, und mit einem,
der do einhetzt und die schule keret oder rein-
helt, vortragen; dem soll man geben von aller
heiligen tag bass1) auf ostern 3 muzu 32 schilling
heller, dorvor soll her die schule keren, ein-
hetzen und was zu dem einhetzen gehort vor-
schaffen. Den sommer aber wider bass zu aller-
heiligen tag, weil her nicht so vil muhe hot, soll
man im geben vom keren und zuschliessen 1 mu
zu 32 schilling heller, also das im ein jar aus
4 mu zu 32 schilling heller geben wirt, und das
ein jar zu vorsuchen.
Den pfarnherrn und caplanetc.
Was der hern pfarnhern solt und lohn be-
langet, hot sich ein erbar roth mit diesen itzigen
beiden hern pfarnhern vortragen und in 2) sollicher
solt dem vortrag noch aus der kammer geben wirt.
Den hern caplan soll man geben auf itzlich
quartal einem ydem vier mark, und so sie nicht
zu thun haben, sollen sie helfen singen.
Dieweil aber die pfarnhern wie oben mit
einem solde oder lohn aus der kammer jerlich
vorsehen seind, ist eines erbarn roths wolmeinung
und begir, das sich die hern pfarnhern wolten
befleissen, das sie unter den vier herrn caplan
einen unterprediger haben mochten.
Auf yden pharhof soll man geben alle wochen
den herrn pfarnhern auf sich und die herrn
caplan und ir gesindt zu bekostigen drei mark
in die kuchen zu zweunddreissig groschen. Das

1) his.
2) ihnen.
 
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