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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0429

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Almosenordnung für die Stadt Breslau von 1526.

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bleibet. Matth. 10: Wer auch einem aus den !
geringsten wird überreichen einen kellich kaldes
wassers in meinem namen, vorwahr sage ich euch,
sein lohn wird nicht vergehen, demnach, was wir
zu getreuen handen einlegen, werden wir gewiss-
lich, wie S. Paul. 2 ad Timoth. 1. cap. schreibt,
am jungsten tage finden bai Christo. Und wer
alhie viel einleget, wird dorthe vil finden, denn
90. Instruction und ordnung des gemeinen almosen
barmherzigkeit aufgericht ist worden im jare nach
anno 1523 1).
[Aus Markgraf, Die städtischen Medicinaleim
Erstlichen ist das gemeine almos im namen
gottes durch fleissige predigt des evangelii Jesu
Cristi, unsers herrn und heillandes, der evange-
lischer prediger und doctoren aldo in steter ubunge,
vormanung und anhaltung, eintrechtiglich die werk
der barmherzigkait gehandelt und das 25. capitel
Mathei auf das höchste getrieben, also durch
gottes genaden bei der obrigkait und gemeine
dieser statt Preszlaw aldo vor gut, recht und
cristlich angesehen, eine gemein beilag, handreich
und steuer vor das ganze armut in dieser stat
Preszlaw unter inen anzurichten fürgenommen ist
worden.
Zum andern seind aldo vorsamlet alle und
iede arme leute, so auf dieszmal in anfang das
heilige almos vor der kirchen und sonst nahmen
und nehmen liessen, durch eine gemeine edict der
obrigkeit in der statt dreimal nacheinander aus-
gerufen, auf einen bestimten tag in vorordenten
stellen zusamen berufen und vorsamlet worden,
und als den nach bestellunge der arzte alle be-
sichtiget worden, nach gelegenhait eins ieden noth
und krankhait nach anzahl in die darzu vorordente
spital vorschafft und angenommen, dieselben also
nach vormögen gemeinen kastens im anfang mit
wochenlicher beisteüer und hülf vorsorget, dormit
der gemeine pettler vor der kirchen und in der
statt also aufgehaben worden, nach befehl und
gebot der obrigkait, als hie nachfolget:
Es hatt ein erbar rath dieser königlichen
statt Preszlaw ein löblich cristlich werk an-
gefangen und gebieten lassen, das ein ieder, der
do arbaiten vormag, nicht petteln und miessig
gehen, sondern seiner erlichen arbait sich nehren
soll und wer dorüber seines missig lebens nicht
1) Die Jahreszahl 1523 bezieht sich nur auf die
erste Errichtung des Gemeinen Almosens. Die In-
struction ist, wie aus der Vergleichung mit der ge-
schichtlichen Darstellung bei Markgraf, a. a. O. S. 4—6
hervorgeht, aus späterer Zeit, etwa von 1526. Auf das
Allerheiligenhospital nimmt sie noch keinen bezug.
Der letzte Absatz ist ein späterer Nachtrag.
Sehling, Kirchenordnungen. III,

war sperlich sehet, wird auch sperlich schneiden,
2. Corinth. 9.
Drum sol ain jedermann in solch gottlich,
trostlich und hailbar werk mit ganzen freuden
gehen, und alle seine kreften dahin strecken, das
er seinen nechsten gutes thue und also gottes
willen verbrenge.
End vom gottes kasten.
dero kö. statt Preszlau, durch gottes genaden und
Christi, unsers erlösers und seligmachers geburt,
Von 1526.
■ichtungen Breslaus. Breslau 1884. S. 34—37.]
abginge, das sie den mit samt den fremden
pettlern aus der haubtmanschaft1) vorweisen und
vorbannen wollen, als die diesz almos unwürdig,
sondern die des almos würdig und die alders,
gebrechens oder schwachhait halben nichs arbeiten,
noch iren endthalt suchen mögen, und die alhier
voraldert, vorstorben und gebrechlichen worden
sein und itzt teglich vor der kirchen sizen, wolle
ein erbar rath zu vorsorgen nehmen und lassen
denselben befehlen, das sie auf morgen um 18 hora
in der kirchen zu S. Maria Magdalena sich vor-
fügen und kommen sollen, doselbest wollen sie
einen ieden nach gelegenhait an ort und stelle
vorschaffen und ordnen, domit sie iren enthalt
haben sollen; und dormit dieses ir cristlich für-
nehmen bis zum ende vorbrocht, wollen sie auch
gedenken, das sie mit der zeit den hausarmen
leuten auch zu hülf kommen mögen.
Zum dritten sezt man in allen pfarkirchen,
darinen das evangelium Jesu Cristi, unsers heil-
lands, gepredigt und gelert wird, gemein kasten
und laden, darein die fromen cristen ire mülde
handreich legen , darneben alle andere pettler in
derselben kirchen und kirchhöfen aufgehaben.
Zum vierten seind darzu vorordnet von einem
erbarn rath fünf vorteher, nemlich der achtbare,
hochgelerte und würdige herr doctor Johannes
Hessz, pfarherr zu S. Maria Magdalena, darzue
ein herr des raths, hernoch einer aus den für-
hemsten bürgern der kaufleut, und zwen aus den
eltisten der zechen, und werden jerlichen vor-
ordnet, der ieder hat einen besondern schlüssel
zu den gemeinen kasten, das einer an den andern
nicht sein noch schaffen kan, und geben jähr-
lichen eine gemeine rechnunge einem erbarn rath
als den obersten vorstehern des gemainen almosz
von allen iren empfangen und ausgeben und vor-
bleiben, davon sie auch jerlichen von einem
erbarn rath darum quittirt werden.

1) (d. h. aus dem Fürstenthum Breslau, über welches
der Rath die Landeshauptmannschaft führte.
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