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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0157
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Kirchenordnung 1542

des heils sey? Denn so lauten ihre wort79:
Ich bezeichne dich mit dem zeichen des hei-
ligen kreuzs und bestetige dich mit dem oley des
heils im namen des Vaters etc. Aber wir wollen
diese affen mit ihrer falschen lahr und un-
nützen salbungen faren lassen, der heiligen taufe
ihre wirde nicht rauben und auch keinem leib-
lichen oley das heil, sonder allein dem Herrn
Christo zuschreiben.
Doch weil diese ceremonia des confirmirens,
wenn sie recht gebraucht wird, dennoch wol zu
leiden und zu erhaltung der kinderzucht sehre
nütze ist, so wöllen wir mit Gotts hülfe unter-
stehen, den rechten brauch derselbigen widerumb
in unser kirchen zu bringen mit freuntlicher
bitte, ihr hausveter, elteren und paten wöllet
uns hirin, wie ihr dan fur Gott schuldig seid,
treulich dienen und helfen, nicht allein itzo hie
mit euerem ernstlichen gebet zu Gott, sonder
auch mit furgehendem vleis, damit euere kinder
in den artikelen unsers waren, alten, christ-
lichen glaubens, ehe dan sie zu dieser firmung
gefüret, wol unterweiset und instituirt werden.
Denn das ist einmal war, das dis confirmiren,
firmen oder bestetigen nichts were und freilich
widerumb in ein affenspiel geraten würde, wie
es im babstum gewesen ist, wenn nicht die
catechesis, das ist die kinderzucht und -lahr,
treulich furhingienge. Demnach solt und müsset
ihr wissen, das diese ceremonia der firmung
zweyerlei dinge begreifet, nhemlich catechesin,
das ist die kinderlahr und -zucht, so vorhin-
gehen mus, zum andern impositionem manuum,
das ist auflegung der hende, von welchen beiden
dingen, so viel die zeit leiden wil, wir sagen
wollen.

79 Vgl. die Worte im heutigen Pontif. Rom. I, 4
(De confirmandis): (Bt Pontifex. . . summi-
tate pollicis dexterae manus Chrismate in-
tincta, dicit:) N. Signo te signo Crucis:
(quod dum dicit, producit pollice signum
Crucis in frontem illius; deinde prosequitur:)
Et confirmo te Chrismate salutis: In nomine
Patris, et Filii, et Spiritus Sancti.

Es ist aber catechesis oder catechismus nichts
anders dan ein unterweisung deren, die christ-
lichen namen und profession an sich nhemen
und mit anderen der heiligen sacrament teil-
haftig sein und werden wollen, und geschicht
solch unterweisen entweder fur oder nach der
tauf. Seind es erwachsene leut, wie dan ge-
meiniglich geschehen ist zur zeit und nach der
zeit der apostelen, so hat man ihnen geschickte
leut verordnet, die sie in allen artikelen unsers
christlichen glaubens, ehe dan sie die tauf emp-
fiengen, wol unterweiset haben. Seind es aber
kinder, so vorhin in der kindheit die taufe
empfangen, gewesen, so hat man sie nach emp-
fangner tauf in solchen artikelen unterweiset
und nicht ehe zur communion des abentmals
komen lassen, bis sie von allen artikelen des
glaubens gnungsame rede und antwort haben
geben können.
Man hat auch die catechumenos in vorigen
zeiten nach auslegung des evangelii bey der
communion nicht geduldet, sonder sobalde die
predigt aus war, rief der diaken: Catechumeni,
exeant! vel: Si quis catechumenus remansit,
exeat! Das ist: Diejenigen, so noch zur kinder-
lahr gehören, gehen hinaussen, und nemen et-
liche, das eben von dieser dimission der cat-
echumenorum das wörtlein missa herkomen und
hergeflossen sey, wie dan Beatus Renanus in
seinen Annotationibus uber das buch Tertulliani
wider Martionem80 angezeigt hat.
Das aber nu, meine geliebten, der brauch sol-
cher lahr und unterweisung deren, so christ-
lichen namen und profession an sich nemen
wolten, alt und derhalben nötig sey, sehen wir
in Ecclesiastica historia im 6. buch und 3. ca-
80 Annotationes in librum IV Tertulliani adv.
Marcionem, 28 (Q. S. F. Tertulliani . . . scrip-
ta . . . non omissis accuratis Beati Rhenani
Annotationibus. Basel 1550, 219): Catechu-
meni qui et auditores dicuntur et audientes
Tertulliano, in templo manebant donec Eu-
angelium exposuisset episcopus. Tum clama-
bat Leuita, Catechvmeni exevnto, uel, si
quis catechumenus remansit, Exeat. Ab hac
itaque catechumenorum dimissione, uulgus
appellationem Missae sacro attribuit.

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