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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0185
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Synodalkonstitutionen 1544/1545

sehen und vermerkt, freundlich gebeten, ich
wolte die synodales constitutiones, so ich ihnen
zu solcher behoff fürgehalten und mit den prae-
sidenten beschlossen hette, drucken lassen, da-
mit sich ein jeder nach denselbigen zu schicken
und zu richten hette. Wiewol sie nu solche con-
stitutiones wol hetten abschreiben können, so
habe ich dennoch in ansehung, das ich sonder-
liche verleumbder und sycophantas habe, die alles,
was ich in meinem ampte fürneme, in meinen
rücke (wiewol mir keiner unter die augen wil)
zu tadelen und zu lesteren wissen, in solchen
abdruck gerne gewilliget. Und sollen dieselbige
meine lesterer frey wissen, das ich im selbigen
meinem ampte mit Gots hülfe nichts fürnemen
oder thun wil, des ich nicht fur Gott und jeder-
menniglich bekant sein wölle. Denn ich weis,
was für eine schwere rechenschaft mein lieber
Herr Christus an jenem tage solcher administra-
tion halben von mir nemen wirdet. Hiemit sey
Gott befolhen. Datum Pattensen am 17. Julii
anno etc. 44.
Constitutiones synodales, itzo neulich in
herzogen Erichs fürstenthume zu Pattensen
beschlossen, angenomen und jedem pastor
ubergeben.
1. Nachdem für dieser zeit ein fürstliche ge-
meine landsordnung ausgegangen und allen pa-
storen zugeschickt und volgendes die visitation
und examination gemelter pastoren, die sich zum
teil noch wenig gebessert hatten, geschehen und
fürgenomen ist, so sol nochmals denselbigen
pastoren ernstlich bey entsetzung ihrer pfarren
befolhen sein, sich nach Gotts worte und ge-
melter ordnunge, so alleine auf solch wort wei-
set und füret, zu richten und zu halten. Und
sollen sonderlich fleis fürwenden, das der cat-
echismus mit der jügent getrieben und die kin-
der in den nötigen artickelen unser christlichen
religion treulich unterweiset werden; denn man
kompt in erfarunge, das bey etlichen in diesem

falle grosse nachlessikeit, die man aber nu
nicht dülden wirdet, gespüret werde.
2. Es ist am tage, das auf den catechismum,
wenn die jugent in solchen nötigen artickelen
unser christlichen religion wol unterweiset und
darin geschickt ist, billich die confirmatio volgt.
Und weil dann dieselbige auch in wenig kirchen
angefangen, so sol allen pastoribus ernstlich
befolhen sein, solche confirmation, wie man die-
selbige in der ordnunge findet4, mit höhestem
fleisse in den schwang zu bringen und keinen
lengeren aufzug darin zu thun.
3. Weil sich auch etliche pastores in der ad-
ministration der heiligen taufe anders, dann die
ordnung ausweiset5, halten, so sol denselbigen
geboten und ernstlich befolhen sein, der auss-
gegangen ordenung hirinne nachzukomen, item
liechte, salz etc. wegzuthun und auch mit fleisse
darauf zu sehen, das die gevatteren, so die kin-
der aus der taufe zihen, gottselig und from sein.
Desgleichen sollen sie das volk vorhin fleissig-
lich auf den predigstülen ermanen, nachdem man
offentliche lesterer des evangelii und die, so
zum sacramente nicht gehen oder in offentlichen
lasteren, als nemlich ungehorsam gegen die el-
teren, ehebruch, hurerey, diebstal, wucher, teg-
licher fullerey etc., leben6, zu solcher ehre der
gevatterschaft mit guter conscienz nicht lassen
könne, das sie derhalben solche leute, damit sie
beiderseitz keinen hon einlegen, ungebeten las-
sen. Doch kan man in diesem falle, wenn sie
gewisse besserung zusagten, ein wenig, bis das
wort in einen besseren zwang kome, ubersehen
und gedult haben.
Auch sollen die bademuttere durch die pa-
stores freuntlich unterweiset werden, kein kind,
es sey dann gar auf die welt komen und ganz
geboren, in der nod zu teufen und allenthalben
in diesem falle auf die ordnung zu sehen.
Item, wo sich widderteufer oder ander schwer-
mer herfürtheten, sol von stund an dem super-
intendenten, damit man in der zeit weren helfe,

4 Vgl. oben S. 838. 6 Druckvorlage: legen.
5 Vgl. oben S. 799 ff.

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